Im Gespräch mit Noel Sweeney, Master Distiller der Powerscourt Distillery

Er hat dreißig Jahre Erfahrung in der Whiskeybranche und war maßgeblich am Aufbau vieler bekannter irischer Whiskeymarken wie Kilbeggan, Greenore, Tyrconnell und Connemara beteiligt: Noel Sweeney gehört zweifelsohne zu den ganz Großen der Szene. Dass sein Name in Deutschland trotzdem kaum bekannt ist, liegt vermutlich am etwas stiefmütterlichen Dasein, das der irische Whiskey im Vergleich zu seinem schottischen Bruder bei uns immer noch fristet.

Doch der irische Whiskey erlebt derzeit international eine unglaubliche Renaissance und auch in Deutschland bewegt er sich auf der Beliebtheits- und Bekanntheitsskala allmählich mehr und mehr nach oben. Zu verdanken ist das vielen neuen Whiskeymarken, unabhängigen innovativen Abfüllern und zahlreichen Brennereigründungen – und nicht zuletzt auch dem regen Engagement von Mareike Spitzer. Mit ihrem Unternehmen Irish Whiskeys hält sie unermüdlich die irische Fahne hoch und holt nicht nur viele neue Produkte nach Deutschland, sondern auch die Leute hinter dem Whiskey – so wie Noel Sweeney, der auf der Whiskymesse The Village in Nürnberg an ihrem Stand anzutreffen war.

Noel Sweeney arbeitet nicht mehr für die Cooley Distillery, sondern ist seit 2017 Master Distiller der Powerscourt Distillery. Dort ist er nicht nur für die Destillation in der neu geschaffenen Brennerei verantwortlich, sondern auch für das Kreieren der Fercullen Whiskeys. Die werden von Powerscourt abgefüllt, entstanden aber ebenfalls unter Noel Sweeneys Regie – nur eben an seinem früheren Wirkungsort. Warum aber wechselt ein erfahrener Master Distiller von einer renommierten Brennerei zu einem Newcomer? Ich hatte in Nürnberg Gelegenheit, mich mit Noel Sweeney zu unterhalten und ihn danach zu fragen.

 

Von der Cooley Distillery zu Powerscourt

Vom 26. Juni 1989 bis zum 16. Januar 2017 arbeitete er in der Cooley Distillery und er hat diese Tätigkeit geliebt. Aber nach dem Besitzerwechsel lief manches anders und „I didn’t like the direction that they were going“. (Edit: Zur Ergänzung noch für alle, die den Werdegang der Cooley Distillery nicht verfolgt haben: Gegründet von John Teeling, wurde die Brennerei Ende 2011 vom Unternehmen Jim Beam gekauft, das seinerseits Mitte 2014 von Suntory übernommen wurde). Ob es denn eine Ausschreibung gab für die Stelle des Master Distillers bei der Powerscourt Distillery und er sich beworben hätte, will ich wissen. Nein, meint Noel lächelnd, es sei ein wenig anders gelaufen. Ein Bekannter sei auf ihn zugekommen und hätte gemeint, da suche jemand einen Master Distiller für ein neues Projekt. Ob er nicht jemanden wüsste, der geeignet sei. Er würde darüber nachdenken, hatte er damals entgegnet. Als das Telefon nach einer Woche wieder klingelte, war ihm niemand eingefallen, „I have no idea”. Er fragte nach, worum es denn genau ginge, wer involviert sei in das Projekt: „Maybe I might be interested”. Er traf die Powerscourt-Leute, schaute sich an, was geplant war und so begann seine Geschichte mit Powerscourt: „It was a new chance“.

Es ist nicht das erste Mal, dass er eine Brennerei von den ersten Schritten an begleitet. Auch bei Cooleys war er von Anfang an dabei. 1987 begannen die Planungen, 1989 begann man mit dem Destillieren. Damals war es etwas absolut Besonderes, eine neue Brennerei in Irland zu eröffnen. Heute schießen viele neue aus dem Boden. Das Geld sei gerade billig, meint Noel, die Leute haben Geld und investieren es in Langzeitprojekte wie eine Brennerei.

Malt Whiskey und Irish Pot Still Whiskey

Ich frage nach dem Whiskey, der in der Powerscourt Distillery hergestellt wird. Sie destillieren dreifach auf ihren drei Pot Stills der schottischen Firma Forsyths. Wird es Malt geben und Blends? Oder auch irischen Pot Still? Die Welt assoziiert irischen Whiskey größtenteils mit Blended Whiskey, meint Noel, denn international ist es der Jameson, der die Whiskey Szene als Ire stark dominiert. Außerhalb Irlands sei Pot Still Whiskey kaum bekannt, aber ja, sie werden bei Powerscourt neben ihrem Malt Whiskey auch Pot Still herstellen. Er nutzt eine Maischezusammensetzung von 60% Malt und 40% Grain. Aber seinen Pot Still Whiskey wird es nicht als junges Produkt geben, diese Art von Whiskey braucht länger, um zu reifen, meint er. Sieben Jahre, drunter sollte man Pot Still nicht abfüllen, vorher könne man allenfalls zeigen, dass man auf dem Weg sei.

 

Ich spreche ihn auf den Fercullen Whiskey an, den Powerscourt jetzt bereits abfüllt (Ich habe hier vom Launch-Event berichtet). Das sei ein sehr gutes Geschäft gewesen, meint Noel, sie haben einen schönen Stock mit gereiftem Whiskey gekauft, für den die Hersteller keine Verwendung hatten, weil er wohl nicht in ihr Konzept passte. So kann Powerscourt nun Single Malt, Single Grain und Blend anbieten, der von hoher Qualität ist – das ist ihm wichtig, so wollen sie den Fercullen Whiskey auf dem Markt positionieren, als Premium Produkt, als etwas, das mit Luxus assoziiert wird.

Der Whiskey der Powerscourt Distillery heißt Fercullen

Was können wir denn in naher Zukunft erwarten? Auf welche Whiskeys dürfen wir uns als Ergänzung zur Standard-Range des Fercullen Premium Blend, des Fercullen 10 Single Grain und der beiden Single Malts Fercullen 14 und Fercullen 18 freuen? Die bisherigen Whiskeys, das sei die Basis, meint Noel, es sind Whiskeys aus Ex-Bourbon Fässern, so wie man sie klassisch kennt. Beim künftigen Cask Programm wird es darum gehen, darauf aufzubauen. Finishing und Blending – das sei das Ziel der nächsten Zeit. Er plant einen Single Malt Whiskey, der aus Ex-Bourbon Fässern und solchen mit Marsala Finish geblendet wird. Dann kommt eine Edition, die eine Kombination eines Rumfass-Finishes, eines Rotweinfass-Finishes, eines Ruby Port-Finishes und eines ungefinishten Ex-Bourbon-Fasses sein wird. „Show a blend of malts” und „Play around with combination of finishes“, das ist Noel Sweeneys Devise für die kommenden Fercullan Whiskeys.

Die Whiskeys heißen Fercullen, nicht Powerscourt, wird sich das ändern, wenn der selbst produzierte Whiskey auf den Markt kommt? Nein, meint Noel, den Namen Powerscourt werde man auch zukünftig nicht nutzen, es bleibt bei Fercullen, was einen schönen regionalen Bezug bietet. Es war der frühere Name des heutigen Powerscourt-Ländereien. Der Name Powers werde schließlich schon von einem irischen Whiskey benutzt und man habe nicht vor, sich mit Pernod anzulegen, meint Noel lächelnd.