Vor genau 10 Jahren, am 2. Januar 2012, ging der erste Blogbeitrag auf meinwhisky.com online. Was war ich aufgeregt! Über den Jahreswechsel hinweg hatte ich an dem Blog gefeilt, ganz nach der Selbst-Ist-Die-Frau-Methode, learning by doing, trial and error.
War es die Leidenschaft für den Whisky, die mich dazu trieb, der Welt unbedingt mehr über ihn zu erzählen? Oder war es ein Hang zur Selbstdarstellung à la „Seht alle her, hier bin ich“? Nein, ich muss gestehen, auch wenn ich nach wie vor für den Whisky brenne, so gaben doch viel sachlichere Gründe den Anstoß: Im Prinzip war das Aufsetzen des Blogs eher ein Weiterbildungsseminar in eigener Regie, eine Art E-Learning um des Selbstzwecks wegen, auch wenn es den Begriff damals vermutlich noch gar nicht gab.
Petra goes CMS
Ich arbeitete seit einiger Zeit als selbständige Autorin und Texterin, hauptsächlich in den Bereichen Ernährung und Gesundheit. Ich schrieb News, Ratgeberbeiträge, Hintergrundberichte, Porträts und vieles mehr. „Content is king“ war damals zum Zauberwort für jeden geworden, der online präsent sein wollte. Es genügte nicht, einen Webauftritt zu haben. Um Google gnädig zu stimmen und im Netz gefunden zu werden, verlangten die Suchmaschinenalgorithmen mehr und mehr Inhalte. Noch dazu themenbezogen und sinnvoll, was manchen Textern schon Probleme bereitete…
Was das anging, hatten meine Auftraggeber keinen Grund zur Klage, sie waren mit meinen Artikeln sehr zufrieden. Aber dann kam die erste Anfrage: „Frau Milde, könnten Sie Ihre Texte vielleicht immer gleich selbst ins CMS einpflegen, statt sie als Word-Datei zu schicken?“ Ähm…ins CMS? Ich?
Und so tat ich, was ich ja berufsbedingt bestens konnte: Ich recherchierte und machte mich schlau. Für alle von euch, die in Sachen CMS so unbedarft sind wie ich damals: Die drei Buchstaben stehen für Content Management System. Es geht um Software, mit der man die Inhalte von Websites verwaltet. So braucht man keine Programmierkenntnisse um sich als Redakteur einzuloggen, Inhalte auf die Seite zu laden und dort hübsch zu formatieren.
Warum nicht über Whisky bloggen?
Meine ersten Schritte und vermutlich zu erwartenden Fehler wollte ich nicht unbedingt in den Systemen meiner Kunden machen, also beschloss ich kurzerhand: „Ich brauche eine eigene Seite zum Üben“. Nichts Großes und Kompliziertes, einfach einen kleinen Blog. WordPress erschien mir geeignet für meinen Einstieg, aber welches Thema sollte meine Seite haben? Ein Hobby vielleicht? Mein Mann und ich waren damals schon große Schottland- und Whiskyfans.
Okay, ich blogge über Whisky, beschloss ich. In diesem Bereich gab es damals auch noch nicht viele Blogs, und erst recht keine deutschsprachigen. Und so rief ich meinwhisky.com ins Leben.
Der erste Blogartikel beschäftigte sich mit der Frage: „Old Pulteney 21 Jahre – Wirklich der Whisky des Jahres 2012?“ Wenn ich ihn heute lese, denke ich, ich würde das eine oder andere vielleicht etwas anders schreiben, aber im Großen und Ganzen bin ich noch zufrieden damit. Nett geschrieben (Ich weiß, Eigenlob und so…), ordentlich mit Zwischenüberschriften und relevanten Keywords versehen und auch inhaltlich informativ. Das Einzige, was fehlt, sind Bilder. Unglaublich: Da kaufe ich eine Flasche Old Pulteney 21 Jahre (für 90 Euro – heute noch unglaublicher!) zur Verkostung und fotografiere sie nicht.
Text ohne Bild – geht gar nicht mehr
Diese nächste Stufe habe ich dann mit dem dritten Blogbeitrag genommen: „Kilchoman 2011: Besuch bei unserem Fass“. Dafür musste ich mich dann auch mit dem Thema Bildbearbeitung auseinandersetzen – noch heute immer wieder eine Herausforderung für mich. „Richtige“ Fotografie ist und bleibt wohl für immer ein Buch mit 7 Siegeln für mich – ich „knipse“. Ein Hoch auf die tolle Automatik-Technik von Kameras und die Möglichkeiten der Smartphones.
Was sagt ihr zu meinem selbstgestrickten 10-Jahre-Anniversary-Bild? Ich habe dazu alle 10-jährigen Whiskys zusammengesucht, die gerade in unseren Regalen stehen. Zufälligerweise genau 10 Flaschen. Und alles Schotten – was nicht daran liegt, dass meine Whiskyauswahl an sich so eingeschränkt wäre. Ist halt grad momentan so im Hinblick auf 10-jährige bei uns.
Der Weg ist das Ziel… oder so
Und so entwickelten sich meinwhisky.com und ich in den vergangenen 10 Jahren. Meine Leser lassen sich von mir über Tasting-Eindrücke und Brennereibesuche informieren und meine Auftraggeber freuen sich, dass ich selbständig ihren Content mit Typo3, WordPress und Co. verwalte. Nicht nur sehr intensiv im Whiskybereich mittlerweile, ich bin auch Webredakteurin einiger Gesundheitsschulen und betreue ehrenamtlich die Seite unserer Kirchengemeinde.
Perfekt sind wir beide nie geworden, mein Blog und ich. Wollen wir auch gar nicht sein. Wir haben Spaß miteinander, ich kann dort frei erzählen was und worüber ich möchte. Manchmal gibt es längere Pausen, sehr fleißig poste ich beileibe nicht. Wenn man beruflich sehr viel am Bildschirm sitzt, sollte man privat die Offline-Zeit umso mehr pflegen.
Keine Frage, Whisky ist immer noch eine meiner großen Leidenschaften. Ich schreibe gerne über Brennereibesuche, die jedes Jahr reichlich auf meiner privaten wie beruflichen Agenda stehen. Hin und wieder bekomme ich Proben zugeschickt, zu denen ich Tastingnotes schreibe, oder ich werde zu Events eingeladen. Aber ob das wirklich dem Bloggen auf meinwhisky.com zu verdanken ist, bezweifle ich. Wollte ich dem Blog große Zugriffszahlen verschaffen und damit das große Geld als Influencer verdienen, so müsste ich ihn viel reger betreiben.
Aber dann würde vielleicht der Spaß auf der Strecke bleiben und Stress daraus werden. Und Whisky und Stress, das passt ja so gar nicht zusammen. Deshalb gibt’s hier jetzt zum 10-jährigen Jubiläum auch keine Statistiken zu Artikeln oder Besucherzahlen, sondern einfach nur diesen kleinen, fast philosophischen Rückblick zum Thema „Wie alles begann“.
Wie es weitergeht? Mal schauen. Danke auf jeden Fall für eure Begleitung und das nette Feedback, dass ich immer wieder von euch bekomme. Bis demnächst also wieder – wir sehen und lesen uns!