Turntable x Starward Collaboration Drop 01: Australien und Schottland im Blended Whisky vereint

Mit Turntable Spirits haben sich die Brüder Alasdair und Gordon Stevenson den Traum von der Selbständigkeit als Whisky-Blender erfüllt. Beide haben schon über zehn Jahre Erfahrung in der Whiskyindustrie. Ally kenne ich von Besuchen bei GlenAllachie und BrewDog, Gordon hat unter anderem bei Inver House und Douglas Laing gearbeitet. Wer heutzutage neu beginnt in der Whiskyszene als unabhängiger Abfüller, tritt in Wettbewerb mit vielen langjährigen Platzhirschen und muss seine eigene Nische finden. „Wir machen es anders als die anderen“ schreibt sich wohl jedes Start-Up auf die Fahne und ins Marketingkonzept, aber die Stevensons setzen das Vorhaben auch erkennbar um: Sie wagen sich offensiv an ein Thema, das in der eingefleischten Whiskyszene recht stiefmütterlich behandelt wird und bieten Blends an.

Auch wenn von den Verkaufszahlen her Blended Whisky international um Längen vor Single Malt liegt, so haftet ihm in der europäischen Whiskyszene der Ruf des Zweitklassigen an. Durchaus verständlich, wenn man heutzutage etliche der Massenprodukte in den Supermarktregalen betrachtet, die ein Niederpreissegment bespielen. Aber das liegt nicht am Blenden von Single Malt und Grain Whisky an sich, sondern an der Qualität der verwendeten Whiskys. Es gibt durchaus Blends, die sich positiv von der Massenware abheben. Letztes Jahr habe ich beispielsweise hier von zwei Editionen der Black Bottle berichtet, die sich absolut nicht verstecken müssen. Etliche in Deutschland beliebte japanische Whiskys wie Hibiki Harmony oder Nikka From the Barrel sind Blends. Und Kenner der Whiskyszene wissen vor allem auch um die hervorragenden Whiskys des unabhängigen schottischen Abfüllers Compass Box, der neben Blended Malts auch Blended Grains und Blends anbietet.

Absolut bahnbrechend ist das Präsentieren hochwertiger Blends also nicht, doch das Vorhaben der Stevensons, dem Blended Whisky noch mehr Gewicht zu verleihen, finde ich sehr unterstützenswert. Ihre drei Erstlingswerke erschienen im letzten Sommer, mittlerweile ist die Core Range auf sechs Whiskys angewachsen. Über die Zusammensetzung der Blends informieren sie jeweils sehr transparent und der Anteil der Single Malts überwiegt immer deutlich vor dem der Grains – anders, als es bei vielen Blended Whiskys gehandhabt wird. Hier auf ihrer Homepage listen sie alle detailliert auf.

Turntable x Starward Collaboration Drop 01

Jetzt hat Turntable Spirits ganz aktuell eine neue Serie gestartet, bei der es um besondere Zusammenarbeiten geht. Die erste Edition präsentiert Blended Whisky, für den verschiedene Scotch Whiskys mit australischem Starward Whisky vermählt wurden: Turntable x Starward – Collaboration Drop 01. Auf der Umverpackung und dem Label ist dieses Aufeinandertreffen durch die Abbildung des Sternenhimmels dargestellt: Die nördliche Hemisphäre trifft auf die südliche.

Schottischer Whisky mit nichtschottischem geblendet? Dürfen die das denn überhaupt? Nun, solange sie nicht Scotch darauf schreiben und es nicht in Schottland machen schon, denn in Schottland darf per Regulation nur Scotch produziert werden, da ist die SWA ganz eigen: „A person must not manufacture any whisky in Scotland except Scotch Whisky“ (The Scotch Whisky Regulations 2009, 5.2). So ist denn auch auf dem Flaschenlabel zu lesen: „Blended and bottled in Germany for Turntable“. Seltsamerweise steht auf dem Umkarton „Blended & bottled in Scotland“.

Ihrem Konzept der Transparenz bleiben die Stevensons treu und nennen die prozentualen Anteile jedes Whiskys. Hier sind es:

  • 39% Starward Single Malt, Red Wine Cask
  • 10% Caol Ila Single Malt, 1st Fill Bourbon Barrel
  • 29% Inchgower Single Malt, Virgi Oak Barrel
  • 22% North British Single Grain, Virgin Oak Barrel

Etwa die Hälfte des Whiskys reifte also in frischer Eiche. Abgefüllt wurden 3.300 Flaschen des Turntable Starward mit 46% vol, auf Kühlfiltrierung hat man ebenso verzichtet wie auf Färbung. Eine Altersangabe der unterschiedlichen verwendeten Whiskys sucht man vergebens, es darf bekanntermaßen immer nur das Alter des jüngsten beteiligten Whiskys genannt werden. Und da verzichtet Turntable dann lieber ganz auf eine Angabe.

Dank der freundlichen Zusendung einer Produktprobe durch Kirsch Import konnte ich den Turntable x Starward – Collaboration Drop 01 schon verkosten.

Meine Tastingnotes für den Turntable Starward 

In der Nase eine süße Fruchtigkeit, Erdbeere, Johannisbeere, Pfirsich. Dazu etwas Vanille und sattes Malz. Rieche ich da auch Rauch? Recht verhalten schwingt er mit.

Am Gaumen bestätigt sich dieser fruchtige Eindruck. Die Beeren, aber auch fast ein wenig tropische Früchte. Pfirsich. Mango? Das ist wohl die australische Seite des Whiskys. Dann wird es malzig und würzig. Ingwer und Gewürznelken. Die Eichenaromen übernehmen allmählich das Zepter. Und da ist dann wirklich Rauch im Hintergrund. Ein bisschen Menthol? Nichts ist zu dominant, alles schwingt mit und scheint miteinander zu spielen, aber es ist kein Aroma, das mächtig tief und mundfüllend herüberkommt.

Der Nachklang ist nicht allzu lang, Eichenwürze ist deutlich da und Ingwer, von Fruchtigkeit keine Spur mehr. Ein Hauch von Leder.

Fazit: Easy going, nice to have. Ein Whisky, bei dem nichts stört, der mir zwar keine großen WOW-Erlebnisse beschert, aber trotzdem ein schönes Aromenspiel bietet. Um Einsteiger sanft an rauchige Whiskys heranzuführen ist er sicher wunderbar geeignet. Ein Preis von rund 80 Euro (UVP 79,90 €) für den Turntable x Starward – Collaboration Drop 01 ist allerdings schon eine Hausnummer.