Rosebank 31 Jahre: Ein Kleinod im Glas

Eine unangekündigt zugeschickte Produktprobe auszupacken ist immer ein bisschen wie Weihnachten: Was mag mir da wohl aus dem Karton entgegenschauen? So baff wie diesmal war ich wohl selten: Das schlichte kleine Fläschchen verheißt einen Rosebank, und der Begleitbrief enthüllt, um welch Schätzchen es sich genau handelt: Ein Sample des Rosebank 31 Jahre liegt da vor mir.

Rosebank Whisky ist nicht an allen Ecken zu kaufen und die wenigen Flaschen, die noch aus den siebziger bis Anfang neunziger Jahren auf dem Markt sind, werden zu hohen Preisen gehandelt. Für viele ist die Brennerei in Falkirk am Forth & Clyde Canal mit ihrem weichen, feinen Whisky das Juwel unter den Lowland-Brennereien gewesen, doch 1993 wurde Rosebank geschlossen. Ein Schicksal, das in jener Zeit etliche Brennereien traf. 

Wie viele andere Whiskyfreunde auch habe ich natürlich bei Rosebank vorbeigeschaut, als in in der Nähe war und versucht, ein wenig vom Flair vergangener Zeiten zu erhaschen. Und wie wohl jeder habe ich mich gefreut, als die ersten Neuigkeiten von einer geplanten Wiedereröffnung aufkamen.

Dreifache Destillation und Wormtubs 

Als das Unternehmen Ian McLeod Distillers Rosebank 1993 von Diageo erwarb, hatte der Zahn der Zeit den Gebäuden kräftig zugesetzt und auch vom Interieur war nach 25 Jahren Dornröschenschlaf wenig übrig – was nicht zuletzt wohl Kupferdieben geschuldet war. Doch man setzte sich hohe Ziele und investierte in umfassende Renovierungsarbeiten. Das Equipment wurde der ursprünglichen Einrichtung nachempfunden. Wormtubs mit je sieben Meter kupfernen Kühlschlangen und drei Brennblasen für dreifache Destillation wurden nach den alten Plänen gefertigt. Im Stil des „alten“ Rosebank Whisky will man ab 2023 wieder produzieren.

Mit einem Rosebank 30 Jahre vor zwei Jahren und jetzt mit diesem Rosebank 31 Jahre wollen McLeod Distillers zeigen, was man dort in Falkirk für feine Tropfen schaffen kann. Bis wir den neuen Rosebank probieren und Vergleiche zwischen alter und neuer Produktion ziehen können, dauert es freilich noch ein bisschen. Also begnügen wir uns mit dem Genuss des alten – ich zumindest kann das ja jetzt.

Der Rosebank 31 Jahre ist der älteste je abgefüllte Whisky der Brennerei, erfahre ich aus dem Begleitschreiben. 4.000 Flaschen gibt es insgesamt, 275 davon sind in Deutschland erhältlich. Abgefüllt wurde mit 48,1 % vol, ungefärbt und ohne Kühlfilterung selbstverständlich. Zu den verwendeten Fässern erfahre ich aus den Begleitschreiben nichts.

Meine Tastingnotes zum Rosebank 31 Jahre

In der Nase eine feine Süße, die irgendwo zwischen grasigen Noten und Orange-Papaya liegt. Fruchtig, eher auf der exotischen Seite. Darunter etwas Karamell und Eiche, aber der süße Obstsalat gewinnt.

Am Gaumen ist der Rosebank sehr cremig und wachsig. Süße Fruchtigkeit wie in der Nase, geprägt von Orange, Ananas, Mangos, Pfirsichen. Sehr fein und ausgeglichen, kein „Aromenfeuerwerk“, aber ein voller, schmeichelnder Mundvoll Geschmack. Holzwürzigkeit mit Anklängen von Lakritze legt sich stützend unter die Früchte, ein Hauch Minze stellt sich ein und die exotischen Noten gehen in Bitterorange über.

Der Nachklang ist mittellang und geprägt von Bitterorange, Grapefruit und Eichenwürze.

Ein sehr „eleganter“ Whisky. Dieser Rosebank 31 Jahre ist kein Überflieger, der einen erschlagenden „Wow-Moment“ beschert, aber ein vollaromatischer, runder Dram, der mir genussvolle Minuten bescherte.

 

Ein herzliches Dankeschön an Rosebank und Borco für die Zusendung dieser besonderen Produktprobe. Ich freue mich darauf, den Weg des neuen Rosebank zu verfolgen.

Bild: Ian Mcleod Distillers Ltd