– Zwei Blended Malts vom Haus am See –
Motörhead haben ihn und auch die Scorpions. Selbst Montgomery Scott (der Scotty von der Enterprise) kann ihn stolz vorweisen – den eigenen Whisky. Da war die Zeit doch schon längst reif für einen Horst Lüning Whisky, oder nicht? Schließlich hat kaum jemand die deutsche Whiskyszene so sehr geprägt wie der Urvater der Tastingvideos. Nun, seit kurzem ist er da, der Horst Lüning Whisky.
– Werbung –
Ich muss mich outen: Ich bin keine Videoblog-Abonnentin. Egal ob Horst, Jason, Leon, Lou, Norman, Paddy, Pat, Tomek oder andere (Reihenfolge nicht wertend, rein alphabetisch 😊) – ich schaue ab und zu mal bei dem einen oder anderen vorbei, aber es ist einfach nicht mein Medium. Auch wenn ich für Whisky.de als Freiberuflerin die News verfasse, kennen sich die meisten von euch in Sachen Horst-Lüning-Videos mit Sicherheit viel besser aus als ich.
Widmen wir uns also gleich dem Whisky selbst, genauer gesagt den beiden Whiskys. Eine Woche vor dem zehnjährigen Whisky.de Malt von Horst Lüning erschien nämlich der Highland Cattle 11 Jahre, ebenfalls ein schottischer Blended Malt und ebenfalls von Whisky.de herausgebracht. Beide Whiskys wurden, so verraten es die Etiketten auf den Flaschenrückseiten, von Angus Dundee Distillers hergestellt. Da liegt natürlich die Vermutung nahe, dass Whiskys der beiden Brennereien, die das Unternehmen besitzt (Tomintoul und Glencadam), für diese Malts gebatcht wurden.
Meine Nachfrage bei Horst Lüning, ob er denn den Schleier ein wenig lupfen und sich zu der Frage der beteiligten Brennereien äußern könne und wolle, war (eigentlich erwartungsgemäß) leider nicht von Erfolg gekrönt. „Sonst wäre es kein Whisky.de Horst Lüning Malt mehr“, meint er.
Halten wir uns an das, was zum einen die offiziellen Infos und zum anderen der persönliche Eindruck hergeben.
Was erfahren wir über die beiden Whisky.de-Whiskys?
Beide Whiskys sind weder kühlgefiltert noch gefärbt, beide wurden mit 46% vol abgefüllt. Während für den Whisky.de Malt von Horst Lüning hauptsächlich Bourbonfässer verwendet wurden und Sherryfässer als aromatische Ergänzung zum Einsatz kamen, verhält es sich beim Highland Cattle genau anders herum: Hier liegt der Fokus auf Sherryfässern und Bourbonfässer kamen zu einem kleineren Teil zum Einsatz. Ach ja: Beide Whiskys sind nicht rauchig.
Die Auswahl der Fässer hat Horst Lüning selbst vorgenommen und sich dazu Fassproben zuschicken lassen. Ob es denn viele waren, durch die er sich hindurcharbeiten musste für seinen eigenen Malt, habe ich gefragt, aber auch hier bleibt der „Master Taster“, wie ihn die offizielle Pressemitteilung nennt, vage: „So viele waren es nicht. Aber deutlich mehr, als sich Otto-Normalverbraucher vorstellt.“ Aber man habe ein paarmal die Runde über den Hersteller machen müssen, weil nicht immer das da war, was er sich so vorstellte zur Ergänzung.
Wichtig war ihm (neben dem Aroma) eine Altersangabe und dass der Whisky nicht im hohen Preissegment angesiedelt ist; für ein breites Publikum erschwinglich und auch für Einsteiger geeignet. Ich finde es schön, dass bei diesem „Ich-erfülle-mir-den-Traum-vom-eigenen-Whisky“ Malt die Hauptkunden von Whisky.de im Auge behalten werden und es nicht darum geht, sich mit einer teuren Super-Premium-Sonderabfüllung (die sicher auch genügend Käufer finden würde) ein Denkmal zu setzen.
Der Whisky wird in kleinen Batches produziert, die auf dem rückwärtigen Label durch die Angabe einer Jahreszahl erkennbar sind. 3.000 Flaschen kamen jetzt jeweils vom Horst Lüning Whisky und vom Highland Cattle heraus.
Kommen wir zur Verkostung.
Tastingnotes Whisky.de Malt von Horst Lüning 10 Jahre
Farbe: helles Gold
In der Nase: fruchtig, leichte Zitrusaromen, Birne. Weiche Malzigkeit. Eiche.
Am Gaumen: Die Aromen, die ich in der Nase hatte, zeigen sich auch am Gaumen. Da ist süße Fruchtigkeit von reifer Birne und da sind Zitrusnoten. Mandarinen? Dann ein wenig in Richtung reifer Grapefruit. Sehr deutlich hier eine schöne Malzigkeit. Dann schwingen im Hintergrund einige Sherryaromen mit. Eiche kommt würzig hervor. Der Whisky ist absolut weich am Gaumen, die 46% vol merkt man ihm nicht an.
Im Finish bleibt die Eiche, dazu gesellen sich Noten von Bitterschokolade und ein trockenes Mundgefühl.
Fazit: Insgesamt ein sehr harmonischer, weicher Malt. Nichts, das stört, aber auch keine großen „Wow“-Momente. Ein gefälliger Every-Day-Dram, ideal als Opener eines Tastings oder auch als Aperitif.
Tastingnotes Highland Cattle 11 Jahre
Farbe: dunkles Gold, leicht ins Rotgold
In der Nase: süß, Sherry, Honig, Orange und würzige Eiche. Sieht nicht nur dunkler aus als der Horst Lüning Malt, sondern riecht auch „dunkler“.
Am Gaumen: ein süßes Früchtchen. Fast ölig am Gaumen. Sherryweinig und intensiver Waldhonig. Es bitzelt ein wenig auf der Zunge und am Gaumen. Orange und Karamell…Toffifee? Nein, eher dunkle Schokolade. Wie heißen diese weichen Orangen-Schoko-Kekse? Jaffa-Kekse. Würzigkeit kommt durch, Eiche schafft sich Raum.
Finish: recht lang und würzig, wird allmählich trocken.
Fazit: Ein angenehmes Aromenspiel mit weichem Mundgefühl, wenn auch zwischendurch ein wenig Schärfe durchhuscht. Eindeutig aus Sherryfässern, Einflüsse von Bourbonfässern finde ich eigentlich nicht. Ein wenig unruhig finde ich ihn, aber er ist wohl auch nicht für die Kategorie „Einschenken, zurücklehnen und eine halbe Stunde Feierabend genießen“ gedacht. Ein Whisky zum Spaß haben, der sich hinter den klassischen 12-jährigen Standard-Single-Malts aus der Sherryfassecke nicht verstecken muss.
Offenlegung: Vielen Dank an Whisky.de für das Überlassen der Testflaschen. Eine Einflussnahme auf einen möglichen Bericht über diese Whiskys erfolgte nicht, ich schreibe trotzdem ganz brav Werbung über den Beitrag.