Im vergangenen Jahr habe ich euch den Ardbeg Traigh Bhan vorgestellt und berichtet, dass diese 19-jährige Abfüllung die Range der Islay-Brennerei künftig permanent ergänzen werde.
„Permanent“ heißt dabei aber nicht, dass der Whisky zuverlässig in den Regalen der Whiskyhändler vorrätig ist wie der Ardbeg 10, der Uigedail oder auch der Ardbeg Wee Beastie, der nach ein paar Anlaufschwierigkeiten nun problemlos im Handel erhältlich ist.
„Permanent“ heißt beim Traigh Bhan, dass er jedes Jahr in kleinen Batches (Ex-Bourbon und Oloroso-Sherryfässer) herauskommt – die dann vermutlich permanent schnell vergriffen sein werden…
Ich habe auch vom zweiten Batch ein Sample von Moet Hennessy zugeschickt bekommen (vielen Dank), und da in der Flasche Traigh Bhan 19 Jahre Batch 1, die ich letztes Jahr erstanden habe, tatsächlich noch eine wohlgehütete Reserve ist, konnte ich die beiden Batches miteinander vergleichen. Batch 1 hatte von mir ein „Daumen hoch“ bekommen – um es vorweg zu nehmen: Batch 2 steht ihm in meiner Like-Liste nicht nach.
Meine Tastingnotes zum Ardbeg Traigh Bhan Batch 2
In der Nase: Süß und fein rauchig. Ein ganz weicher, warmer Duft steigt aus dem Glas und schmeichelt und lockt mit einem Hauch süßer Frucht. Zitrusnoten mit Ananas. Aber dann auch etwas kräutrig-florales. Anis… oder Fenchel?
Am Gaumen: Ein weicher, öliger, süßer und zugleich leicht salziger Antritt, der in eine wogende Rauchwolke eingehüllt ist und sofort klar macht: Du hast einen Ardbeg im Mund. Aber unwahrscheinlich weich und cremig. Die Lagerfeuer-Rauchwolke dehnt sich aus, bringt Anis und Menthol hervor und Tabaknoten und alles verweilt. Ein süßes Kräuterbonbon. Kennt ihr diese eckigen bunten Bonbons vom Jahrmarkt, Cachou-Bonbons heißen sie wohl, mit den kleinen Lakritzsprengeln? Daran muss ich denken. Und an salzige Zartbitterschokoladentrüffel. Und über allem und in allem dieser wabernde Rauch. Ein langes Finish aus trockenem Rauch und süß-salzigem Anis.
Mein Fazit: Sehr weich und rund. Macht Spaß am Gaumen. „Elegant“ sagt man wohl, wenn etwas fließt und sich gut anfühlt.
Batch 1 und Batch 2 im Vergleich: Habe ich beim ersten Batch eine gewisse „Frische“ und Zitrusaromen nicht nur in der Nase, sondern auch am Gaumen, so wirkt Batch 2 etwas ruhiger, „dunkler“. Hier sind kräutrige Aromen etwas stärker vorhanden. Der Rauch kommt bei beiden als das schwelende Lagerfeuer herüber, das ich bei Ardbeg so mag. Der neue Traigh Bhan wirkt tatsächlich noch etwas komplexer, weicher und runder als sein Vorgänger. Müsste ich mich zwischen beiden entscheiden, würde meine Wahl auf Batch 2 fallen.
Beim UVP hat Moet Hennessy dieses Jahr 10 Prozent draufgelegt und ist jetzt bei 220 Euro. Durchaus kein Pappenstil, aber meine Gedanken zu den Preisdiskussionen habe ich letztes Jahr bereits dargelegt. Schlussendlich kann nur jeder selbst für sich entscheiden, was einem welcher Whisky wert ist.