Zu den kleinen unabhängigen Abfüllern, die in Deutschland weniger aus Gewinnstreben als aus Liebe zum Whisky eigene Abfüllungen anbieten, gehört Martin Diekmann. Als der ehemalige Malt Maniac nach dem Umzug auf einen Bauernhof in Stadland an der Nordseeküste stolz eine große Scheune und damit reichlich Platz sein eigen nennen konnte, stand der Erfüllung des Traums vom Whiskyvertrieb unter eigenem Label nichts mehr im Weg. Nur Whisky, der seinem eigenen Qualitätsanspruch genügt, darf das Etikett „Maltbarn“ tragen, so ist der Anspruch des engagierten Norddeutschen mit seinem kleinen „Familienunternehmen, bestehend aus zwei kleinen und zwei größeren Menschen.“ Auf der Aquavitae präsentierte er seine Schätzchen. Die Range der angebotenen Einzelfassabfüllungen ist beachtlich und die Altersangaben auf den meisten Flaschen beeindruckend. Zwei der Single Malts dürfen als Samples mit zu mir nach Hause – herzlichen Dank an Martin dafür und für das nette Gespräch. Die Welt der unabhängigen Abfüller scheint in Ordnung zu sein, wenn sie doch so tolle Produkte anbieten können. Doch da mich zwei Tage nach der Aquavitae die Nachricht von Lorenz Schreier erreichte, dass er seine Tätigkeit als unabhängiger Abfüller wohl erst einmal auf Eis legen müsse, habe ich bei Martin nachgefragt: „Hast du ähnliche Probleme wie Lorenz, weiterhin an gute Fässer zu kommen? Wie siehst du die Zukunft der Unabhängigen Abfüller?“ Martin: „…Lorenz ist der erste, der die Reißleine gezogen hat aber er wird nicht der letzte sein, wenn die Brennereien den Weg der vergangenen zwei, drei Jahre fortsetzen. Das Angebot wird immer eingeschränkter, die Preise steigen immer weiter, da ist es nur eine Frage der Zeit, wann die nächsten Indies die Segel streichen werden. Nicht ohne Grund haben die großen Vertreter aus Schottland mittlerweile alle ihre eigene Brennerei. Die bringen dann ihren eigenen Schnaps heraus und/oder tauschen untereinander, um wenigstens ein bisschen Diversifizierung in ihre Veröffentlichungen zu bringen. Der „gemeine“ Indie steht – wenn es so weitergeht – stattdessen irgendwann ohne Schnaps da, weil der Nachschub endgültig ausbleibt. Die etablierten Brennereien legen meiner Einschätzung nach keinen Wert (mehr) auf die Indies, sie wollen stattdessen alles selbst verkaufen. Ob dieser Trend wirklich anhält und so durchgezogen wird weiß ich natürlich auch nicht, die jüngst veröffentlichten Zahlen vermitteln ja gerade nicht den Eindruck, dass die Konsumenten alles zu jedem Preis und in rauen Mengen kaufen, aber ob oder wann deshalb gegengesteuert und ein Teil der Fässer wieder an Broker abgegeben wird, steht natürlich in den Sternen. Wir werden sehen was passiert. Derzeit sieht es jedenfalls stark nach anhaltend schwierigen Bedingungen für die Indies aus.“ Für die Möglichkeit, eine eigene Brennerei aufzubauen und somit dieser schwierigen Situation der unabhängigen Abfüller gegenzusteuern, haben sich beispielsweise Adelphi mit der Ardnamurchan Distillery und Wemyss mit der Kingsbarn Distillery entschieden. Auch A.D.Rattray steht ja kurz vor dem ersten Spatenstich für eine eigene Brennerei (siehe mein Interview mit Iain Croucher). Das ist eine Maßnahme, die für unsere kleinen deutschen Abfüller-aus-Leidenschaft weitab jeglicher Möglichkeit liegt. Hoffen wir, dass sie trotzdem weiterhin ihr Plätzchen in unserer bunten Whiskywelt behaupten können. Denn die wäre doch wesentlich ärmer ohne Labels wie Maltbarn. Und natürlich möchte ich euch die meine Tastingnotes zu den beiden verkosteten Maltbarn-Whiskys nicht vorenthalten: Burnside, 25 Jahre Destilliert 1989, abgefüllt 2014 Bourbon Cask, 29/167 Flaschen, 50,9 % Vol. Nase: sehr frisch, Vanille, Bienenwachs. Pfirsiche? Gaumen: Honig, Vanille, Pflaumen – aber nicht reif und saftig, sondern so, als wären sie noch fest und grün. Etwas Holz. Ingwer? Zum Schluss kommt dann noch Kaffee/Mokka durch. Nachklang: Kurz bis mittellang, grasig-frisch. Irgendwie „grün“ 🙂 Glen Elgin, 29 Jahre Destilliert 1985, abgefüllt 2014 Bourbon Cask, 27/122 Flaschen, 45,6% Vol. Nase: Vanille, Honig, Holz, Apfel Gaumen: Wie in der Nase deutliche Vanille, sehr weich, Honignoten, sind das Weintrauben? Sehr frische fruchtige Noten jedenfalls. Mit der Zeit wird der Whisky würziger im Mund, spicy. Nachklang: Kurzes Finish, es bleiben Anklänge an Ingwer und Anis. Beide Whiskys sind direkt, offen und kraftvoll – ohne „verspielte Schnörkel“. Das sind Tropfen für Whiskyfreunde, die es rein und klar mögen. Ein erfrischender Gegenpol zur derzeitigen „weicher, süßer, voluminöser, sherryger“ – Bewegung