Black Bottle Alchemy Nr. 3 und 4: Ein kontrastreiches Whiskypärchen

“Black Bottle” und “Alchemy Serie” – schon die Namen passen genial zusammen, oder nicht? Und die Flaschen sind ein richtiger Hingucker, das Design gefällt mir sehr gut.

Als die südafrikanische Distell Group im April 2013 Burns Stewart Distillers übernahm, gehörte zu dem 160-Millionen-Pfund-Paket neben den Brennereien Bunnahabhain, Deanston und Tobermory mit ihren Whiskymarken auch der international sehr erfolgreiche Blended Whisky Scottish Leader und die von Islayrauch geprägte Blended Whisky Marke Black Bottle.

Letztere erfuhr schon bald ein Relaunch. Nicht nur das Design des Black Bottle Whiskys wurde 2013 überarbeitet, sondern auch die Rezeptur. Etwas weniger Islay-Rauch, dafür mehr Anteile fruchtiger Speysider sollten Black Bottle „back to the roots“ bringen, wie sich das Aroma der Marke in der Gründungszeit ab 1879 darstellte. Ins Leben gerufen wurde sie damals von Charles, David und Gordon Graham, deren Familie sich in Aberdeen erfolgreich als Teehändler und -blender betätigte.

Getorfte Whiskys hielten auch bereits damals Einzug in die Black Bottle, aber sie stammten in jener Zeit nicht von Islay, sondern von der Ostküste. Den starken Islay-Einschlag erhielt der Whisky erst, nachdem Highland Distilleries sie 1995 von Allied Distillers übernommen hatte. Als „Finest Scotch Whisky with a Heart of Islay“ wurde er in der folgenden Zeit vermarkted – bis Distell den erwähnten Relaunch vollzog.

Als Ergänzung zur Standard-Abfüllung der Black Bottle wurde im vergangenen Jahr die Alchemy-Serie gestartet, in der man Single Batch Experimente präsentiert. Besondere Reifungen, besondere Blendrezepturen, für die Julieann Fernandez in Zusammenarbeit mit Brendan McCarron zuständig ist. Julieann erhielt dieses Jahr bei den Icons of Whisky Awards übrigens den Titel „Master Blender of the Year“.

Besonderes Taste Experiment

Julieann präsentierte am 28. September in einem Online-Tasting einigen Journalisten und Bloggern die beiden brandneuen Abfüllungen der Alchemy-Serie. Nach Nr. 1 Double Cask (gereift in Sherry Fässern und Rotwein Fässern) und Nr. 2 Island Smoke (aus getorftem Malz und ungetorftem Grain) im vergangenen Jahr erschienen jetzt Nr. 3 Andean Oak und Nr. 4 Smoke & Dagger. Auf Einladung von Brand Ambassadorin Chantalle Seidler (vielen Dank, Chantalle) konnte ich an dem Event teilnehmen, das von Brand Ambassador Craig Black moderiert wurde.

Zum lockeren Einstieg lud Craig dazu ein, sich einen Longdrink mit dem klassischen Black Bottle und Eistee zuzubereiten. In der Anmeldemail waren wir gebeten worden, „Iced Tea“ dafür bereitzustellen. Nun bin ich absolut kein Fan dieser fertigen Eistees mit ihren Pfirsich- oder anderen Fruchtnoten. Sie sind mir auch viel zu stark gesüßt. Ich hatte daher einen kräftigen Schwarztee gekocht und gekühlt, dazu Zuckersirup und Zitronensaft bereitgestellt. In mein Longdrinkglas kamen nun also Eiswürfel, 4 cl Black Bottle Whisky, 1 cl Zuckersirup, 2 cl Zitronensaft und Schwarztee als Filler. Und tatsächlich: Das schmeckte richtig gut!

Während wir den Longdrink genossen, führte uns Craig in eine „optische Taste-Experience“ ein: In stetiger Abfolge erschienen auf dem Bildschirm nacheinander paarweise Bilder von Aromen und Naturbildern. Wir sollten ganz spontan jeweils das anklicken, das uns von beiden am meisten ansprach. Früchte, Salz, Holz, Meer… Die Auswertung würde später folgen.

Nun war es an Julieann, uns die beiden neuen Black Bottle Alchemy Abfüllungen vorzustellen. Beide Whiskys wurden ohne Kühlfilterung und in natürlicher Farbe mit 46,3% vol abgefüllt.

Black Bottle Alchemy Andean Oak

Es ist der erste schottische Whisky, der je in Fässern aus Holz der Andeneiche (Quercus humboldtii) reifte, erklärte Julieann stolz. Die Bäume, deren Holz mehr Tannine als amerikanische Eiche enthalte, wuchsen in Kolumbien heran. Man hatte nach Eichenholz gesucht, das als Virgin Oak besondere Akzente setzen würde. Für diesen Whisky hat man aber nur den Grainwhisky-Anteil für etwa ein Jahr in den Fässern aus Andeneiche nachgelagert, erklärte Julieann. Der Grain reagierte wunderbar mit den Fässern aus Andeneiche. Er gab ihm schöne süße Aromen, wenn auch nicht so viele wie amerikanische Eiche. Viel von Kokosnuss und würzige Aromen, aber nicht so stark wie europäische Eiche. Malts seien ihnen zu kräftig gewesen für das Holz, mit dem man ja das erste Mal experimentierte.

Beim Komponieren des Blends wurden dann getorfte Malts bewusst nur sparsam verwendet und man hat mehr ungetorfte eingesetzt als bei der klassischen Black Bottle. Die genauere Rezeptur wird aber ein Geheimnis bleiben, meinte Julieann, um sich alle Freiheiten offen zu lassen. Letztlich will man bei jedem Batch ein ähnliches Ergebnis erhalten und dafür ist es nötig, bei der Fasszusammenstellung auch mal zu variieren.

Tasting Notes für den Black Bottle Andean Oak: Fruchtige Aromen stehen in schöner Balance mit nussigen Noten. Steinfrucht, getrocknete Beeren, Süße von Maple Syrup, würzige Eiche, Zimt, viel Vanille, Kokosnuss, karamellisierte Nüsse, Marzipan, Schokolade. Ein Hauch von Rauch im Hintergrund. Das Mundgefühl ist cremig, fast ölig, der Whisky macht sich breit am Gaumen.

Black Bottle Alchemy Smoke & Dagger

Da die beiden Editionen #3 und #4 als aromatisches Gegensatzpaar konzipiert wurden, wie es auch bei Black Bottle Alchemy #1 und #2 der Fall war, sollte getorfter Whisky beim Blenden der #4 einen deutlichen Akzent setzen. Muss es immer Islay-Whisky sein? Nein, meinte Julieann, nicht nur, der Charakter sollte etwas anders sein, aber trotzdem mit stark rauchigem Charakter, zudem mit maritimer Note.

Wie erwähnt besitzt die Distell Gruppe unter anderem die Tobermory Distillery auf Mull, und hier entsteht mit dem Ledaig ein sehr rauchiger Malt. In geleerte Ex-Ledaig Fässer füllte man Grainwhisky für den Black Bottle Smoke & Dagger, um ihnen einen individuellen rauchigen Kick zu verleihen. Bunnahabain, ebenfalls unter dem Dach von Distell angesiedelt, stellt mit dem Moine ebenfalls einen getorften Whisky her. Die heavily-peated Variante Moine HP wird in sehr kleinen Batches hergestellt und sorgt als mitgeblendete Komponente für einen kräftig phenoligen Touch. Also doch nicht ohne Islay…

Tastingnotes für den Black Bottle Smoke & Dagger: Kräftiger Rauch, würzige Eiche, Vanillecreme, Cornflakes, gesalzenes Karamell, Rauchmandeln, Demerarazucker, mineralisch, tropische Früchte. Sehr vollmundig, sehr aromatisch.

Und die „Taste Experience“-Ergebnisse

Am Schluss des sehr informativen und spannenden Tastings stand die Auflösung unseres kleinen „wähle dein bevorzugtes Bild“-Experiments. Mit den Augen schmecken – kann das gelingen? Jeder bekam eine Mail mit dem Ergebnis seiner ganz persönlichen Auswahl zugeschickt. Bei mir gab es keine große Überraschung: „You are looking for something dark and indulgent with a salty kick“ – totally agree!!! 😊 Mein Favorit ist der Smoke & Dagger, aber auch der Andean Oak hat mich begeistert. Blended Whiskys müssen sich nicht verstecken, das zeigen die Black Bottle Alchemy Editionen sehr deutlich.

 

Thanks to Julieann and Craig for that great tasting experience. Absolutely interesting, and those are two very tasty and aromatic Whisky editions. Well done!