Gilors PX Sherry 10 Jahre im Glas

Die Brennerei Henrich hat ihren ersten 10-jährigen Gilors Single Malt Whisky herausgebracht. Die Brüder Ralf und Holger Henrich haben sich für diese Meilenstein-Abfüllung für ein PX-Sherryfass entschieden. Als ich mir das Sample einschenke, das mir Ralf zukommen ließ, habe ich die Pressemitteilung vor mir: 60,1 % vol Fassstärke, ungefärbt, nicht kühlgefiltert. Ein wahres Feuerwerk an Aromen wird versprochen.

Meine Tastingnotes zum Gilors PX Sherry 10 Jahre

Farbe: Bernstein mit Kupferton

In der Nase ist der Whisky würzig-süß, Karamell, Malzbonbon (dieses Bayrische Blockmalz), Espresso, Liebstöckel, Feige, ein Hauch von… gegrillten Spareribbs mit Honigmarinade. Ein sehr satter und verführerischer Duft.

Am Gaumen: Holla – die Aromen sind sofort kräftig da. Auch die Fassstärke lässt sich nicht leugnen, der hat richtig Wumms. Ein kräftig gesüßter Espresso, der die Säure der Bohnen durchlässt. Dunkles Karamell, Kakao, cremiger PX-Sherry, Zartbitterschokolade mit einigen Salzkristallen, feuchter Waldboden, altes Leder, Korinthen, würzige Eichenoten und bitzelnder Pfeffer. Die samtige Mundfülle geht in ein Gefühl der Trockenheit über. Und über allem ein leichter Rauchhauch. Nicht aschig oder eichewürzig, sondern warm-räuchernd.

Ein paar Tropfen Wasser verändern ihn kaum, er bleibt sich treu. Mehr fruchtige Noten lassen sich dadurch nicht herauskitzeln. Gebe ich etwas mehr Wasser dazu, wird er insgesamt eher flach und lau,

Der Nachklang ist trocken und süß mit einem Hauch von Eiche und Liebstöckel

Mein Fazit: Ein sehr satter, aromatischer Whisky. Fans von Sherryfassabfüllungen werden begeistert sein. Sehr schön, wie die Aromen über den Gaumen gleiten. Dunkel, würzig, süß-malzig. Okay, hier hat ganz klar das Sherryfass gewonnen und fruchtige Noten des Grunddestillates haben ganz Platz gemacht, aber das war sicher auch so gewollt.

Die Sache mit den Fässern

Der Sache mit dem Rauch will ich noch auf den Grund gehen und frage bei Ralf nach wegen Hintergrundinfos zum PX-Fass. Er erklärt mir, dass sie vor 10 Jahren vier Hogsheads mit je 250 l New Make befüllt haben. Ein Brand aus ungetorftem Malz von der deutschen Mälzerei Weyermann übrigens. Diese Fässer stammten von Islay, in ihnen lagerte vorher Whisky einer Brennerei, die nicht genannt wird.

Nach drei Jahren wurde der Whisky umgelagert in zwei 500-Liter-PX-Sherry-Butts. Keine Fässer, die nur „seasoned“ waren, also nur kurz Sherry enthielten, sondern in zuvor 12 Jahre lang PX lagerte. Aus einem der Fässer wurde nach zwei Jahren eine 5-jährige Abfüllung Gilors gezogen und nach zwei weiteren eine 7-jährige. Ein kleiner Rest Whisky aus diesem Fass wurde zum Auffüllen des unangetasteten Schwesternfasses benutzt. Und daraus wurden jetzt 783 Flaschen mit je 0,5 Litern als 10-jähriger Gilors abgefüllt.

Der Spaß ist nicht billig, 119 Euro kostet so eine Flasche Gilors PX Sherry 10 Jahre mit 0,5 Liter. Im Shop sehe ich aber auch die Möglichkeit, 0,2 l und 0,05 l Gebinde zu bestellen. Wer also nur einmal probieren möchte, hat mit 16,50 Euro die Chance dazu.

Als ich mein Glas und das Samplefläschchen wegräume, bemerke ich übrigens, dass es ein Etikett auf der Rückseite gibt. Dort steht „PX Fass & Islay Fass“. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil….