Die Fässer der Fee: Mareike präsentiert ihre neue Fairy Casks Serie

Nein, sie hat nicht Modell gesessen für das Label, entgegnet sie lachend auf meine diesbezügliche Frage. Mareike Spitzer von Irish Whiskeys hat zugestimmt, mir schon einmal vorab ein kurzes Telefoninterview zu geben, bevor sie ihren Fairy Casks Heavy Peated zwei Tage später auf der Village in Nürnberg vorstellt. Ohne Messestress und Zeitdruck plaudern wir über diese erste Edition ihrer neuen Abfüllung.

Es ist Mareikes zweites Projekt als unabhängige Abfüllerin. Setzt sie bei ihren Black Rock Abfüllungen auf rein in Bourbonfässern gereifte Whiskeys, so will sie mit den Fairy Casks Abfüllungen aus anderen Fasstypen vorstellen oder solche, die noch ein besonderes Finish erhielten. Das gäbe es bei den irischen Whiskeys noch viel zu selten, meint Mareike und deshalb möchte sie zeigen, dass die irischen Feen auch zu allerlei ungewöhnlichen Fasszaubereien fähig wären. Allerdings betont sie auch: „Ich bin absolut kein Fan von total fassüberlagerten Whiskeys. Es geht immer um ein harmonisches Zusammenspiel von Whiskey und Fass.“

Einzelfassabfüllungen, die mit Aromen spielen

Es werden immer Einzelfassabfüllungen sein, Single Malts, vielleicht mal ein Single Grain oder ein irischer Blend, aber immer in einem Fass gereift, das sie persönlich ausgewählt hat. Vielleicht auch einmal ein Pot Still, aber der würde dann auf jeden Fall nicht ganz so jung sein. Verschiedene Stile will Mareike präsentieren, Whiskey aus verschiedenen Brennereien oder auch verschiedene Stile aus einer Brennerei. Mit den Aromen spielen möchte sie, ausprobieren, was geht.

Es entstehen gerade so viele neue Brennereien in Irland und die sind auch mal bereit Fässer zu verkaufen oder für Mareike abzufüllen und zu lagern. Allzu viele Fässer würden die aber meist nicht abzugeben haben, deshalb möchten sie das auch nicht an die große Glocken hängen, meint Mareike. Eine Brennereiangabe trügen die Fairy Casks deshalb wohl meist erst einmal nicht.

 

So nennt Mareike die erste Abfüllung der Fairy Casks einfach „Heavy Peated Rum Cask“ und meint: „Alle, die mich kennen, werden sich jetzt vielleicht wundern: Ein rauchiger Whiskey? Aber ich fülle kein Fass ab, hinter dem ich nicht 100%-ig stehe. Die rauchigen schottischen Whiskys mag ich meist nicht, aber hier ist der Rauch anders. Nicht so medizinisch-metallisch, und er bleibt auch nicht lange im Mund, obwohl der Whiskey an sich schon einen langen Nachklang hat.“ Den Whiskey für diese Abfüllung hat sie als New Make gekauft und in ein First Fill Bourbonfass füllen lassen. Als sie dann nach drei Jahren sagte, dass sie ihn jetzt noch in einem Rumfass nachlagern lassen wolle, das sie angeboten bekommen hatte, da „haben die mich in der Brennerei für komplett verrückt erklärt“. Sie hat regelmäßig Fassproben ziehen lassen und war begeistert, wie sich der Whiskey darin entwickelte. Es ist ein Fass eines Barbados-Rums und es drückte dem Whiskey nicht den Stempel eines kräftigen Fruchtcocktails auf, wie man es vielleicht von einem Rumfass erwarten würde, sondern verlieh ihm auch schöne würzige Noten, meint Mareike.

Wie oft wir mit Fairy Casks rechnen können, frage ich und erfahre, dass es dafür keinen strikten Zeitplan gibt. Das hängt davon ab, was Mareike angeboten bekommt und wie sich ihre eigenen lagernden Fässer entwickeln. Das sind jetzt noch nicht soooo viel, meint sie lachend. Aber zwei Fairy Casks Abfüllungen pro Jahr wären schon ein realistisches Ziel. Alle mit dem schönen goldenen Label, das sei einfach ihre Lieblingsfarbe. Das Design hat eine Agentur nach ihren Vorstellungen für sie entworfen und nach Diskussionen und Familienrat nach ihren Wünschen modifiziert. Warum eine Fee? „Ich mag ja das Land Irland so mit seinen Sagen und Fabelwesen. Und da war die Fee irgendwie naheliegend.“

Auf der Village in Nürnberg konnte ich dann Fotos machen, probiert habe ich den Fairy Casks Heavy Peated Rum Cask Finish aber zuhause in aller Ruhe. Er wurde mit 59,4 % vol abgefüllt, ungefärbt und nicht kühlgefiltert. 510 nummerierte Flaschen gibt es davon.

 

Meine Tasting Notes zum Fairy Casks Heavy Peated Rum Cask Finish

In der Nase: Ein Hauch von Rauch, feine Frucht, Apfel, Mirabelle. Vanillige Süße. Frische Würzigkeit. Aber alles recht verhalten.

Am Gaumen: Cremig süß, leicht karamellig. Weniger Frucht als in der Nase, eher Würzigkeit und Eichenoten. Der Rauch schwingt darunter mit, nicht ölig und lagerfeuermäßig, eher wie erkaltete Asche, auf die Regen prasselt. Aber nach zwei Sekunden auf der Zunge zeigt sich eine kräftige Chili-Schärfe, die sich durchzieht. An Frucht allenfalls ein Hauch gedünsteter Apfel, gesüßt mit braunem Zucker.

Im Finish klingt das Bizzeln auf der Zunge erst langsam ab, Eiche klingt nach und die Erinnerung an dunkles Karamell.

Was erwartet ihr von einem irischen Whiskey namens „Heavy Peated Rum Cask“? Ein Ausbund an Beerenfrucht, da es ja ein Ire ist? Rosinen, exotische Früchte oder kräftige Schokolade vom Rumfasss? Heftigen Torfrauch, da das Label von „Heavy Peated“ spricht? Hier schlägt das Pendel in keine Richtung kräftig aus. Der Whiskey ist ausgeglichen aromatisch und gefällig, hat von jedem ein bisschen – nur von diesem Chili-Catch doch ein bisschen zu viel für meinen Geschmack. Da hat die Fee dem Logo alle Ehre gemacht und das Fass irgendwie unter Feuer gesetzt…