Bereits im Jahr 2010 hatte die Napier Universität in Edinburgh ein Verfahren zum Patent angemeldet, durch das die Rückstände der Whisky Herstellung einfach und effizient zur Herstellung von Biokraftstoff verwendet werden können. Jetzt meldete die BBC, dass eine Gesellschaft gegründet wurde, um die Versuchsphase zu beenden und die Methode auf kommerzielle Füße zu stellen: Celtic Renewables Ltd.
Wenn wir schottische Destillerien besichtigen, gehört die Frage nach dem „Was machen Sie mit den Rückständen und anfallenden Nebenprodukten?“ zu unserem Standardrepertoire. Mit dem Pot Ale, dem Draff, dem CO2? Beim Draff rühmt sich jeder Tourguide sofort „We don’t waste anything“ und verweist auf die angeblich glücklichen Kühe, die in den Genuss dieser ausgewaschenen und kohlehydratarmen Getreidereste kommen. CO2 – ach, wird abgewunken, das lohnt sich nicht, ist zu aufwändig, das aufzufangen. Und auch das Pot Ale nimmt manchmal den Weg ins Tierfutter, manchmal aber auch den Weg direkt zurück in die Natur – Verklappung ins Meer ist ein üblicher Vorgang.
Einige wenige Destillerien gehen bereits seit einiger Zeit einen eigenen Weg und nutzen das Pot Ale: In Girvan zum Beispiel liefern seit 2009 Biogasmotoren den Strom für die Destillerie von William Grant & Sons Ltd. Die riesige Biogasanlage speist sogar einen Überschuss an Strom in das öffentliche Netz ein. Diageo wird in Kürze in Glenlossie nachziehen. Bruichladdich nennt seit kurzem ein Elektroauto sein eigen, das mit selbsterzeugtem Strom betrieben wird: Das Pot Ale wird in einer Mini- Biogasanlage durch Mikroorganismen zur Gärung gebracht; das entstandene Gas betreibt einen Generator.
Sie waren schon immer Forscher und Tüftler, die Schotten, deshalb ist es verwunderlich, warum diese Praktiken sich nicht schon längst durchgesetzt haben. Nun, wer die vielen schlecht isolierten und mit Uralt-Heizanlagen ausgestatteten Wohnungen und Häuser sieht, wundert sich vielleicht nicht mehr – das Thema Energiesparen ist im öffentlichen Bewusstsein noch längst nicht so angekommen wie bei uns. Doch steigende Preise auf dem internationalen Markt forcieren ein Umdenken.
Das neu gegründete Unternehmen Celtic Renewables Ltd. wird von der schottischen Regierung unterstützt und arbeitet mit Scottish Enterprise zusammen, um in einem Fermentationsprozess aus jährlich in Schottland anfallenden 1.600 Millionen Liter Pot Ale und 500.000 Tonnen Draff Biotriebstoff herzustellen. Dieses Biobutanol kann in herkömmlichen Fahrzeugmotoren eingesetzt werden und wird zu rund 5-10% einfach unter das normale Diesel oder Benzin untergemischt. Und um hungernde Tiere muss man sich auch keine Sorgen machen: Nach dem Durchlaufen des Fermentationsprozesses werden die festen Rückstände als proteinreiche Nahrung auch weiterhin zu Futter verarbeitet.