Mit dem Ardbeg Fermutation kündigte Moet Hennessy heute die nächste Ardbeg-Committee-Abfüllung an. Nein, das ist kein Tippfehler, der Whisky heißt wirklich Fermutation, nicht Fermentation. „Fermutation“ wie „Fermentation mit Mutation“.
Selbstverständlich bekommen wir die Erklärung für den Namen in der dazugehörigen Pressemitteilung geliefert, wunderbar in eine Geschichte verpackt. Und die musste sich die PR-Abteilung dieses Mal gar nicht groß ausdenken, erfahren wir, sie wurde vom Leben selbst geliefert.
PR-Geschichte, die das Leben schrieb
Im November 2007 fiel in der Ardbeg Distillery ein Boiler aus und ließ sich nicht wieder in Gang bringen. In den Washbacks gärte die Würze vor sich hin und ohne Heizkessel konnte die Produktion nicht weitergehen. Was tun? Dr. Bill Lumsden zeigte sich einfallsreich und startete kurzerhand ein Experiment: Er ließ die Washbacks öffnen und der Natur ihren Lauf. Neben der geplanten Gärung (Fermentation) durch die eingesetzte Hefe konnten nun auch Bakterien aus der Luft willkürliche Gärprozesse in Gang setzen. Drei Wochen lang dauerte die Fermentation statt wie sonst bei Ardbeg üblich 72 Stunden.
Dann muss der Boiler wohl irgendwann wieder funktioniert haben, denn das wild vergorene Bier wurde schließlich doch destilliert und in Ex-Bourbon-Fässer, sowohl First-Fill als auch Refill, abgefüllt. Die lagerten nun 13 Jahre lang und was sich in dieser Zeit entwickelte, wurde nun als Ardbeg Fermutation mit 49,4 % vol abgefüllt. Wie viele Flaschen diese Committee-Abfüllung umfasst, erfahren wir bisher ebenso wenig wie den Preis des Fermutation. Der Verkauf ist für den 8. Februar 2022 angekündigt und die Ardbeg-Server werden an diesem Tag sicher wieder heiß laufen.
Edit 19.01.: Ich habe gerade auf einer Ardbeg-Seite die Preisangabe entdeckt: „Around €180 or equivalent locally“.
Soweit zur Rahmeninfo – nun zum Whisky selbst, der als Vorabsample zu mir kam. Vielen Dank dafür an Tobias Russ von Moet Hennessy Deutschland.
Ardbeg Fermutation – Meine Tastingnotes
Strohblond zeigt sich der Fermutation im Glas.
Edit: Ich wurde auf Instagram mehrfach gefragt, ob der Whisky wirklich trüb sei. Nein, ist er selbstverständlich nicht. Das schaut auf meinen Bildern leider so aus. Keine Ahnung, wie ich den Lichteinfall so hinbekommen habe…
In der Nase kommt mir ein typischer Ardbeg-Rauch entgegen. Setzt immer gleich Glückshormone frei… Recht kräutrig ist der Duft, nicht allzu fruchtig. Die typischen Ardbeg-Zitrusnoten zeigen sich verhalten, ein wenig Orange vielleicht. Die Frische, die sich breit macht, kommt also nicht von Zitrusaromen, wirkt eher mentholig. Kampfer? Sehr stark in der Nase, ich lasse ihm etwas Zeit. Hinter dem rauchig-frischen Antritt kommen Anis und Lakritze hervor. Frisch gemähtes Heu.
Am Gaumen auch kräftig im Antritt, er zeigt eine Aromenbreite, die von süßen Salmiakpastillen bis bitterer Grapefruitschale, von frischem Tabak über Leder bis Zigarettenasche reicht. Sehr präsent, aber die süß-würzigen Noten, die sich so schnell als starke Welle zeigen, ebben auch relativ schnell wieder ab.
Im Nachklang bleibt dann die vertraute Aschigkeit, trocken, adstringierend, mineralisch, leicht bitter.
Mein Fazit: Was hatte ich erwartet vom Fermutation? Von einem Whisky mit einer derart langen und wilden Gärzeit? Kräftige Arbeit von Milchsäurebakterien und sinkenden ph-Wert der Wash. Viele fruchtige und blumige Ester. Letztere kann ich beim Ardbeg Fermutation am Gaumen nicht stark finden, eher noch in der Nase, aber viele frische Mentholnoten bringt er hervor und ein sehr lebendiges Mundgefühl. 13 Jahre Lagerung hätte ich nicht getippt und ich vermute, wenn man ihn jünger abgefüllt hätte, wäre er zu unausgewogen gewesen. Ein Ardbeg für alle, die es ungestüm mögen. Ach, ich glaub, ich mags zum Ausklang ein wenig gesitteter, ich nehm lieber noch einen Traigh Bhan.