Bud Spencer Whisky oder: Zwei Fäuste schenken ein

Auch ich gehörte in meiner Jugend zu den Kinosäle-Füllern, wenn ein neuer Film des ungleichen Duos Bud Spencer und Terence Hill herauskam. Auf die Gefahr hin, mich bei eingeschworenen Bud-Spencer-Fans gleich zu Beginn in die Nesseln zu setzen, muss ich aber gestehen: Ich habe die Himmelhunde nicht wegen Bud Spencer auf dem Weg zur Hölle begleitet. Vermutlich war ich aber nicht der einzige Teenager, der vielmehr an den strahlend blauen Augen des Terence Hill hing.

Bud Spencer und Terence Hill – oder bürgerlich Carlo Pedersoli und Mario Girotti – haben die Filmwelt zweifelsohne geprägt, gemeinsam in ihren Italo-Western und auch solo in vielen weiteren Produktionen. Auch noch fast fünf Jahre nach seinem Tod hat Carlo Pedersoli eine große, treue Fangemeinde, die sich in Foren und Facebook-Gruppen austauscht und gemeinsam Erinnerungen pflegt. Bud Spencer ist zu einer Kultfigur geworden. Ich hatte ihn allerdings schon viele Jahre aus den Augen verloren. Durch die Bud Spencer Whiskys ist er mir wieder neu begegnet.

Das Making-of

Ich habe im Februar an einem Online-Tasting von St. Kilian teilgenommen, bei dem neben diversen Einzelfassproben auch erstmalig der Bud Spencer Peated vorgestellt wurde. Er hat mich sehr überrascht, machte einen guten Eindruck auf mich und ich dachte, ich würde ihn gerne noch einmal in Ruhe verkosten. Da ich den ersten, nicht rauchigen Bud Spencer The Legend noch gar nicht kannte, habe ich mir also beide Flaschen bestellt. Der UVP liegt für den nichtrauchigen Single Malt bei 35 Euro, für den rauchigen bei 50 Euro.

Von ihrem Erbgut her sind die beiden Bud Spencer Whiskys keine Geschwister. Der nicht rauchige Whisky wird bei St. Kilian generell aus deutschem Gerstenmalz hergestellt, das von der Mälzerei Weyermann in Bamberg bezogen wird, der rauchige aus getorftem schottischen Malz vom Unternehmen Glenesk Maltings. Gleich ist bei beiden dann die Herstellung in der schottischen Produktionsanlage von St. Kilian mit der doppelten Destillation und die Lagerung in Rüdenau.

Beide Malts werden aus dreijährigem Whisky aus Ex-Bourbonfässern und Amarone-Rotweinfässern gebatcht (über letztere lässt sich natürlich wunderbar eine Marketing-Verbindung zum Italiener Bud Spencer herstellen). Die jeweilige Batchnummer ist auf dem Etikett aufgedruckt. Mein nicht rauchiger Bud stammt bereits aus dem Batch 2. Batch 1 hatte 10.000 Flaschen umfasst und war im Verhältnis 15% Amaronefässer und 85% Ex-Bourbonfässer zusammengestellt worden; ich vermute stark, dass man dieses Verhältnis auch bei den weiteren Batches beibehält), der rauchige aus Batch 1.

Bei der Abfüllung hat sich das Team um Master Distiller Marion Rudolf dann wieder für eine Differenzierung entschieden: Während der nicht rauchige Bud Spencer 46% vol zu bieten hat, kommt der rauchige mit kräftigeren 49% vol daher. Beide werden weder kühlgefiltert noch gefärbt. Die Farbe beider Whiskys ist übrigens fast identisch, auf den Bildern kommt das nicht ganz so heraus.

Meine Tastingnotes zum Bud Spencer – The Legend – Nicht rauchig

In der Nase: Honig und Vanille, ein süßes Hallo. Dahinter kommen malzige Noten hervor und leichte Würzigkeit. Eine leichte Säure steigt auf, Zitrusnoten. Orange, Mandarine.

Am Gaumen ist der Bud Spencer kein grober Geselle, sondern eher ein Schmeichler. Fast cremig und recht süß. Wieder die Vanille, kross gebackener Mürbteig. Reife Birne. Der Gaumen wird trocken, würzige Eiche geht auf, eine leicht alkoholische Note ist die ganze Zeit präsent, aber nicht störend.

Im Finish nimmt die Trockenheit zu, ich denke an dunkles Kakaopulver, die würzige Eiche hält sich recht lange.

Mein Fazit: Ein gefälliger Whisky, nicht unbedingt wahninnig vielschichtig, aber den Anspruch erhebt er ja auch nicht. Lässt sich angenehm trinken und schmeckt. Und er tut nicht sehr weh im Portemonnaie, was für die Nicht-Whiskynerds, die man mit dem Bud Spencer Whisky erreichen will, sicher ein wichtiger Aspekt ist. Vielleicht noch ein Satz zu dem, was ich nicht schmecke: Die Amarone-Fässer kommen kaum durch. Wer den Whisky wegen des Hinweises auf die Amarone-Fässer kauft, wird vielleicht enttäuscht sein. 

Meine Tastingnotes zum Bud Spencer – The Legend – Rauchig

Beim Online-Tasting hatte ich mir damals nur ein paar Stichworte notiert: „Kaltes Lagerfeuer, süß / süßer Rauch, klebt, Wein kommt durch, Finish Lagerfeuerrauch“ und dahinter ein Plus gesetzt für „trifft meinen Geschmack“. Jetzt also erneut im Glas:

In der Nase: Da brauche ich die Nase gar nicht direkt über das Glas zu halten, um den Rauch wahrzunehmen; der kommt mir schon davor entgegen. Aschiger Rauch, erinnert ans Leeren der Ascheschublade vom Kaminofen. Dahinter süß-saure Frucht. Weingummi, aber nur sehr zart. Die Räucheraromen liegen deutlich darüber.

Am Gaumen zeigt sich sofort dieser süße Rauch, wird mit der Zeit noch ein wenig kräftiger. Darunter lässt sich Fruchtsäure wahrnehmen – nicht stark, aber doch deutlicher als beim Nichtrauchigen. Ein bissl Pfeffer auf der Zunge und Eichenwürze stellt sich ein.

Im Nachklang wird der Gaumen sehr trocken, die Rauchnoten klingen nur langsam ab, die Fruchtsüße geht in dunkles Karamell über.

Mein Fazit: Es ist dieser aschige Lagerfeuerrauch, den ich so mag, der mich dazu gebracht hat, mir eine ganze Flasche davon zuzulegen. Auch hier sind die Amaronefässer wieder nur ein kaum spürbares Element, wenn ich auch die weinigen und würzigen Noten einen Hauch stärker wahrnehme als beim nicht rauchigen Bud Spencer. Ein bissl mehr dieser Aromen würden unter dem starken Rauch sicher für ein volleres Bild sorgen, aber beim Bud Spencer Peated liegt der Schwerpunkt wohl mehr auf dem vielbeschworenen „Wumms“ des Rauches und den trifft er sehr gut. Für komplexere Aromen ist die St. Kilian Signature Editions zuständig.

Bud Spencer Whisky – Eine Marketingabfüllung?

Als die fränkische Whiskybrennerei St. Kilian im November 2020 einen Single Malt Whisky unter dem Label „Bud Spencer – The Legend“ herausbrachte, war das ein ziemlicher Hammer. Die Reaktionen waren gespalten: Begeisterung unter Bud Spencer Fans, achselzuckendes Abwarten bei den einen Whisky-Fans, bei den anderen ungläubiges Kopfschütteln: „Haben die so eine Marketingabfüllung nötig?“.

Dass die Rüdenauer sich ausschließlich aus reiner Begeisterung für die Bud-Spencer-Filme entschieden haben, ihrem neuen Standardprodukt unter diesem Namen zu vermarkten, ist wohl kaum zu vermuten. Brennereigründer Andreas Thümmler redete immer sehr offen darüber, dass man natürlich auch schauen müsse, wie man sich als deutsche Brennerei mit einem Whisky positioniert, der als vorläufiger Standard über die Jahre helfen kann, bis die geplante Core-Range von St. Kilian im zweistelligen Alter selbst als Label zum Zugpferd werden soll.

„Gin pays the bills“ habe ich oft gehört, wenn ich in jungen Whiskybrennereien nachfragte, warum sie denn mit Gin anfangen. Bei St. Kilian will man bewusst nur Spirituosen herausbringen, die von Grund auf selbst hergestellt worden. Keinen Gin, das hat man mir schon vor fünf Jahren gesagt. Hier soll nun also stattdessen Bud Spencer für das Klingeln der Kassen sorgen.

Sich über Marketingideen aufzuregen, ist sowieso müßig. Die einen locken mit Bud Spencer, andere mit Wikingerrunen oder schwimmen im Fahrwasser erfolgreicher Fernsehserien, erzählen Geschichten über Drachen oder Piraten oder begeistern ihre Fans mit künstlerisch gestalteten Etiketten, die japanische Frauen oder Horrorfratzen zeigen. So emotional uns das auch anspricht – mit der Qualität und dem Geschmack des Whiskys an sich hat das alles nichts zu tun. Letztendlich geht es immer darum, Aufmerksamkeit zu erregen, zu gefallen und sich von anderen abzusetzen.

Aber Aufmerksamkeit allein nützt nichts, wenn man damit nicht nur eine stark limitierte Auflage an den Mann und die Frau bringen will, sondern darauf abzielt, dass die Käufer nach einer Flasche auch noch eine zweite und eine dritte kaufen und der Whisky sich dauerhaft etabliert. Dann muss er den Käufern auch schmecken. Und so, wie ich das sehe, geht St. Kilians Strategie auf.