Pot Still Whiskey gehörte für mich bisher zu den „Randerscheinungen“ meiner persönlichen Whiskywelt. Nicht, dass ich nicht um diese Spielart des irischen Whiskeys aus gemälzter und ungemälzter Gerste wüsste. Letztes Jahr habe ich den Red Spot in einem Blogbeitrag willkommen geheißen und vor etlicher Zeit hier auch einmal den Redbreast 12 vorgestellt. Writers‘ Tears und Powers – meine persönliche Pot-Still-Whiskey-Liste ist kurz.
Seit kurzem gehört aber nun auch der Teeling dazu: Eine Einladung von Mareike Spitzer (Irish Whiskeys) führte mich Mitte Juli ins Landhotel Rhönblick bei Fulda zur Vorstellung des Teeling Single Pot Still Batch 3.
Teeling Pot Still Batch wieviel?
Der erste Teeling Pot Still, der offiziell auf den deutschen Markt kommt – so wurde dieses Batch 3 angekündigt und da fragt sich natürlich jeder sofort, was denn eigentlich mit Batch 1 und Batch 2 war. Nun, erklärte Darren Lovely, European Commercial Manager bei Teeling Whiskey, die ersten beiden Batches wurden nur in und von Irland aus vertrieben. Zum einen wegen der relativ geringen verfügbaren Menge, zum anderen aber auch, so meint er fast entschuldigend, weil man auch noch auf dem Weg war, den Stil zu entwickeln, der letztendlich dann den Teeling Pot Still repräsentieren soll. Bei den ersten beiden Batches waren noch sehr stark Weißweinfässer beteiligt und damit sei man letztendlich nicht vollauf zufrieden gewesen; man habe noch experimentiert. Jetzt aber ist Teeling mit dem Pot Still Whiskey (fast) am Ziel, der Stil ist gefunden und nun wagt man den Schritt hinaus in die Welt – sprich: auch zu uns nach Deutschland. Es wird also kein Batch 4 mehr geben, in Zukunft ist es dann nur noch ganz schlicht der Teeling Single Pot Still.
Zwar war der Teeling Pot Still Batch 3 der Hauptakteur des Abends, doch Mareike und Darren hatten um ihn herum ein Line-Up aufgebaut, das die Vielfalt des Labels widerspiegelt: Der Poitin „Spirit of Dublin“, der Blended Whiskey Small Batch, ein Single Grain, ein Single Malt, die beiden Pot Stills Batch 2 und 3 und ein 24-jähriger Teeling Single Malt erwarteten uns.
Ein kurzer Ausflug in die Teeling-Geschichte
Wer sich ein wenig mit der Geschichte des Teeling Whiskeys auskennt, dem ist bewusst, dass nicht alle dieser Produkte der jetzt aktiven Teeling Distillery in Dublin entstammen können. Darren Lovely gab einen kurzen Rückblick über die Whiskey-Vergangenheit der Familie Teeling, die 1782 mit Walter Teeling begann. 1987 wurde sie von John Teeling durch die Gründung der Cooley Distillery neu definiert, zu der sich 2007 die Kilbeggan Distillery hinzugesellte. 2011 schien Teelings Whisky-Geschichte durch den Verkauf von Cooley und Kilbeggan an Jim Beam zunächst ein Ende zu finden, doch ein großer Teil des Fassbestandes blieb in Teeling-Besitz und kommt seither als Teeling Whiskey auf den Markt. Ergänzt wird der jetzt seit kurzem durch die neuen Produkte der 2015 von Jack und Stephen gegründeten Teeling Distillery in Dublin. Unter dem Motto „zurück zu den Wurzeln“ wird hier in drei Brennblasen sowohl Maltwhiskey als auch der traditionelle Irish Pot Still Whiskey gebrannt.
Die Teeling Core Range
Der erste Teil des Tastings widmete sich dem derzeitigen Standard-Dreigestirn von Teeling mit jeweils 46% vol, zunächst dem Single Grain, zu fast 95% aus französischem Mais produziert und in kalifornischen Weinfässern (Cabernet Sauvignon) gelagert mit seinen süß-würzigen Aromen von Beeren und einem trockenen Nachklang. Es folgte der Teeling Small Batch, dem derzeitigen Bestseller von Teeling aus Malt- und Grainwhiskey geblendet, der danach in amerikanischen Rumfässern gefinisht wird und ein leichter, fruchtig-süßer All-Day-Dram mit angenehmen Gewürz- und Karamellnoten ist – mir persönlich kommt er ein wenig zu „harmlos“ herüber. Der dritte im Bunde ist der Teeling Single Malt, der laut Angabe von Darren aus 9 bis 23 Jahre alten Single Malts komponiert wird, die in Port-, Sherry-, Madeira-, Cabernet Sauvignon und Weißburgunderfässern reiften. Vanille, Pfirsich, Trauben, Birne, Malz, leichte Frische wie von Minze, ein Hauch Gewürze, ein wenig Eiche – ein eher „heller“, leichter Single Malt, den ich nach den Fassangaben Port, Sherry, und Madeira so nicht erwartet hätte. Ein schöner Whiskey für einen lauen Sommerabend.
Der neue Pot Still
Die zweite Tastingrunde widmete sich dem Alkohol, der in dreifacher Destillation aus 50% gemälzter und 50% ungemälzter Gerste hergestellt wird. Ungereift kommt er als Poitin „Spirit of Dublin“ mit 52,2% vol in den Handel. Ein seidig-schmelziger, getreidiger, hellfruchtiger Brand. Birnenmüsli im Glas. Definitiv kein Whiskey, aber irgendwie lecker. Ich trau es mir kaum zu sagen: bisher mein Highlight des Abends. Das machte Lust auf den folgenden Teeling Pot Still Whiskey Batch 2, gereift in Virgin Oak, Ex-Bourbon und verschiedenen Weinfässern. Leider wurde meine Erwartung ein wenig enttäuscht, ich wurde nicht recht warm mit diesem metallischen, alkoholischen Eindruck. Deutliche süß-saure Weinnoten, Grapefruit und Pfeffer ergeben für mich irgendwie kein harmonisches Gesamtbild.
Dann – Trommelwirbel – die Hauptperson des Abends, Pot Still Batch 3. Wer die offiziellen Produktbeschreibungen liest, die auch von den Händlern übernommen wurden, liest die gleiche Fasszusammenstellung wie bei den anderen beiden Batches: Virgin Oak, Ex-Bourbon, Weinfässer. Doch Darren betont ausdrücklich, dass die Zusammensetzung hier 1/3 Virgin American Oak, 1/3 First Fill Bourbon und 1/3 Oloroso Sherry Casks ist. Nun kann man natürlich sagen, dass Sherryfässer auch Weinfässer sind, aber in der Welt des Whiskys spricht man üblicherweise nicht von Weinfässern, wenn Sherryfässer gemeint sind. Das Tasting zeigt ganz deutlich einen aromatischen Unterschied der beiden Batches auf, der zum Teil natürlich auch an der etwas längeren Verweildauer in den Fässern liegt, aber eben sicher nicht nur daran. Sehr würzig zeigt er sich, die Zitrusaromen gehen von Grapefruit eher in Richtung Orange. Vollreife Pfirsiche, geröstete Mandeln und Eichenoten geben ihnen Unterbau. Es ist immer noch ein sehr junger Whiskey, aber die scharf-säuerlichen Noten von Batch 2 sind weg. Mir wird aber auch klar: Wer unter einem irischen Whiskey etwas Leichtes, Feines, Fruchtiges versteht, muss bei diesem Teeling Irish Pot Still sein Weltbild ein wenig ändern. Hier ist würzige Aromenfülle angesagt.
So schmeckt ein irischer Whiskeytraum
Dieses vertraute Weltbild wird dann aber mit dem Abschlussdram wieder gerade gerückt: Ein wohliges „Mmmmhhhh“ und „Ahhhhh“ erfüllt bei der Verkostung des Teeling 24 Jahre Vintage Reserve den Raum. Whiskey der alten Schule, ein Traum, ein himmlischer Früchtekorb, ein Hammer – das allgemeine Feedback ist eindeutig. Auch ich muss gestehen: Der Pot Still mag an diesem Abend die Hauptperson gewesen sein, der angehimmelte Star war dieser Single Malt aus dem Jahr 1991 mit seinen zarten Aprikosen- und Erdbeeraromen, den schmeichelnden Beerennoten, dem leichten Honig und dem Hauch von Rauch.
Der Abend mit Mareike, Darren und den Teelings wurde umrahmt vom Programm des Landhotel Rhönblick, das vom erstklassigen Dinner des Chefs Stefan Faulstich bis zum unterhaltsamen Abend mit Livemusik im hauseigenen Irish Pub reichte. Herzlichen Dank dem ganzen Team! Und verzeiht mir, dass ich keine Bilder von all den Leckereien aus der Küche gemacht habe. Zumindest beim Dessert habe ich dann einmal daran gedacht.
Vielen Dank an Mareike für die Einladung zu diesem Abend.
Der Transparenz wegen möchte ich betonen, dass Irish Whiskeys die Kosten für das Tasting und das Dinner übernommen hat, aber weder für Reisekosten aufkam noch Einfluss auf Form oder Inhalt einer Berichterstattung nahm.