Ballechin XPTMXCIH 12 Jahre – Kleiner Abgesang

Schnell, schnell, ehe die Flasche leer ist….. Ich gebe zu, es ist schon ein wenig unfair, von einem Whisky zu schwärmen, den es regulär wohl kaum mehr im Handel gibt. Ich habe ihn im vergangenen Jahr auf der Interwhisky am Stand von Gregor Haslinger gekauft. Dieser Ballechin XPTMXCIH hat mich einige Monate begleitet und immer wieder fasziniert und begeistert. Und da es jetzt zu Ende geht mit ihm, ist es doch nur fair, ihm mit ein paar Tastingnotes ein kleines Denkmal zu setzen.

Ballechin ist das rauchige Label der Brennerei Edradour. Soviel ich weiß, begann man erst 2003 mit seiner Produktion (wenn ich falsch liege, gebt mir bitte Bescheid), dieser Whisky hier entstammt also einer der ersten Destillationen. In der Whiskybase habe ich noch einen gefunden, der früher destilliert wurde, nämlich am 1.4.2003. Es war auch ein XPTMXCIH, abgefüllt als 14-Jähriger.

Das Malz für den Ballechin hat einen Phenolgehalt von rund 50 ppm. „Heavily peated“ also bereits, und diese XPTMXCIH–Abfüllung bekam dann noch einen besonderen rauchigen Stempel durch die Lagerung im ehemaligen Caol Ila Fass.

In den letzten Tagen war es fürchterlich heiß und ich tendierte mehr zu Gin&Tonic oder ganz einfach zu eisgekühltem Wasser. Heute gab es ein Donnerwetter und einen Wolkenbruch. Angenehme Abkühlung war die Folge – die Zeit war wieder reif für einen rauchigen Whisky.

Ballechin XPTMXCIH 12 Jahre

Der Name dieser Abfüllung ist jetzt so oft gefallen – fragt ihr euch, was er bedeutet? Die Zahlenfolge erinnert auf den ersten Blick an eine römische Ziffer, aber schon der zweite verrät, dass das nicht stimmen kann: Das „P“ hätte dann dort ebenso wenig zu suchen wie das „T“ und das „H“. „XPTMXCIH” ist eine Abkürzung für “Extra Peat Through Maturation in an eXCaol Ila Hoghshead” – der Name ist also Programm. Ein rauchiger Spirit lagerte in einem von einem anderen rauchigen Whisky geprägten Fass. 

Destilliert am 4.4.2003, gelagert im ex-Caol Ila Fass No 168, im Alter von 12 Jahren ungefärbt abgefüllt am 12.08.2015 in 288 Flaschen mit der Fassstärke von 54,9% vol.

In der Nase: Bitumen. Frisch geteerter Straßenbelag. Sehr mineralisch. Dann frische, grasige Noten. Fichtennadeln, harziges Aroma. Ein Hauch mentholig. Vanille kommt leicht durch. Dann macht sich Rauch breit. Kein Lagerfeuer, mehr verglimmende Holzkohle. Kalte Asche.

Am Gaumen: Feine Zitrusnoten, etwas Vanille. Doch vor allem diese staubtrockenen, mineralischen Aschenoten. Sie breiten sich aus und sind überall. Bitteraromen schwingen mit. Ab und zu habe ich den Eindruck, es sind Brombeeren im Spiel. Und dann kommt eine Süße durch, die ich gar nicht recht fassen kann. Kein Honig, keine Fruchtsüße. Was ich am Gaumen gar nicht habe, sind diese Anklänge von Gras und Fichtennadeln, die in der Nase zu erkennen waren.

Nachklang: Was soll ich lang herumreden: klebriger Rauch, kalte Asche. Trocken.

Fazit: Er ist sicher kein aromatisches Füllhorn, dieser XPTMXCIH. Kein Top-10-aller Zeiten. Aber auf jeden Fall ein Whisky, der Beachtung verdient hat. Mich begeistert(e) seine besondere trockene Mineraligkeit, die mit Bitterkeit und Süße spielte.

Und nun ist er Geschichte. Also meinetwegen darf es gerne eine Wiederholung geben. Oder vielleicht eine Fortsetzung – hat man bei Edradour das Experiment XPTMXCIH nicht fortgeführt?

Wer sich übrigens die Edradour Brennerei etwas näher anschauen möchte, dem sei mein Besuchsbericht mit vielen Fotos der alten Brennerei, in der dieser Whisky entstand, sowie der neuen Edradour 2 empfohlen: Klick hier.