Cotswolds Distillery: Ein Traum nimmt Gestalt an

Es ist ein wunderbar sonniger Samstagnachmittag, als wir bei der Cotswolds Distillery eintreffen. Schon auf den ersten Blick wird klar: Vieles hat sich hier verändert seit unserem Besuch vor rund zwei Jahren. Damals war die Brennerei noch eine große Baustelle und es ließ sich nur erahnen, was einmal daraus werden sollte. Wenn ihr euch die Bilder von damals zum Vergleich anschauen möchtet: Hier hatte ich einen Besuchsbericht veröffentlicht und das Projekt Cotswolds Distillery und den Besitzer und Manager Daniel Szor ausführlich vorgestellt.

Cotswolds A1Obwohl unsere Fähre um 9 Uhr Ortszeit in Dover angelegt hatte, ist es bereits 16 Uhr. Die M25 hatte wieder einmal ihren Tribut gefordert und wir sind nur im Stop and Go vorangekommen. („Wir“, das sind übrigens mein Mann Frank und ich). Doch trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit wird hier in der Brennerei sowohl im Shop wie in der Produktion noch fleißig gewerkelt. Daniel Szor kann uns an diesem Tag wegen der Teilnahme der Brennerei an einem großen Event nicht herumführen, das hatte er mir bereits bei der Terminabsprache mitgeteilt. Mit Nickolas Franchino begrüßte uns aber ein Ansprechpartner und „Tourguide“, wie er kompetenter und engagierter kaum sein könnte: Nick ist Distillery Operations Manager der Cotswolds Distillery und die Produktion hier ist nicht nur sein Beruf, sondern seine Berufung. Wenn man ihn über den zukünftigen Whisky reden hört, könnte man meinen, es sei nicht nur Cotswolds Wasser darin, sondern auch sein Herzblut.

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Einige Bilder des Besuches füge ich hier gleich hier in den Bericht ein; unten in der Bildergalerie findet ihr dann noch ein paar mehr.

Drei Damen bei der Arbeit in der Cotswolds Distillery

Seit  September 2014 wird in den beiden Forsyths-Brennblasen „Proud Mary“ und „Janis“ New Make produziert, der nun  zum ersten Whisky  aus der Region Cotswolds heranreift . Jeden Tag wird dazu aus 500 kg Malz und 2500 Litern Wasser Maische angesetzt. Das Getreide stammt von lokalen Farmern und wird von Warminster Maltings gemälzt, der ältesten noch tätigen Mälzerei Großbritanniens. Dort wird noch ganz traditionell in Handarbeit auf Malting Floors produziert. Acht Washbacks aus Edelstahl stehen für die Gärung zur Verfügung. Zum Zeitpunkt unseres Besuches wurde noch in einer Schicht gearbeitet, aber die Aufstockung des Personals, um künftig zwei Schichten zu fahren, war gerade in Planung.
Das Befüllen der Fässer erfolgt gleich im Nebenraum. Natürlich muss die Qualität des New Makes regelmäßig kontrolliert werden und selbstlos wie wir sind, unterstützen wir Nick dabei.

Cotswolds B1 Cotswolds B2 Cotswolds B92Es ist nicht nur die Whiskyproduktion, die das Team auf Trab hält, sondern momentan vor allem das Brennen von Gin in der deutschen 500 Liter Holstein-Brennblase „Lorelei“. Täglich läuft sie mittlerweile, obwohl sie ursprünglich nur für eine Nebenrolle vorgesehen war. Der Cotswolds Gin hat sich innerhalb kürzester Zeit auf dem Gin Markt etabliert, etliche Auszeichnungen (z.B. „Best London Dry Gin from the UK“ und „World’s Best London Dry Gin“ bei den World Gin Awards 2016 in London) und viele begeisterte Freunde gewonnen. Man kommt der Nachfrage kaum hinterher. Nick ist nicht unbedingt ein Gin-Fan – seine Welt ist der Whisky. Aber was soll’s –  produzieren tut er ihn halt, meint er, solange er ihn nicht trinken muss….

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Mit Spaß und Innovation voran

Die Holstein-Brennblase hier in Cotswolds bietet Cotswolds aber noch weitere Möglichkeiten: Man darf nicht vergessen, dass wir hier in England sind und die schottischen Whisky-Regularien hier nicht greifen. Der Cotswolds Whisky unterliegt nur den EU-Verordnungen, also wäre auch ohne weiteres ein Cotswolds Rye Whisky denkbar und der würde dann in der Holstein Brennblase entstehen. Mal sehen – das Team ist experimentierfreudig, wie das Release ihres 1616 Gins zeigt. Dem Stil des ursprünglichen Genevers folgend haben sie den Gin mit ihrem Malt Spirit angesetzt statt wie üblich mit Neutralalkohol und dann für drei Monate in Rotweinfässern gelagert. Shaun Smith, Head Brewer und Assistant Distillery Manager, werkelt fleißig im Cotswolds Labor an neuen Rezepten für ihren Malt und Gin. Im Moment beschäftigt er sich gerade mit dem Thema Absinthe, wie im Newsblog auf der Homepage der Brennerei zu lesen ist.

Er reift, der Whisky der Cotswolds Distillery

Doch die Whiskyproduktion ist und bleibt das zentrale Thema und Ziel der Cotswolds Distillery. Und schon viele gefüllte Fässer reifen in den Lagerhäusern dem großen Tag X im Oktober 2017 entgegen, in dem der erste Cotswolds Whisky herauskommen wird. Nur limitiert erst einmal, denn der Großteil bleibt für ältere Jahrgänge in den Fässern. .Anfangs wurden die Fässer der Cotswolds Distillery nach dem Befüllen zum Lagern nach Liverpool transportiert, mittlerweile ist hier auf dem Gelände ein eigenes Lagerhaus entstanden. Beeindruckend gefüllt zeigen sich die Regale bereits und es ist klar: Schon bald wird die Lagerkapazität nicht mehr ausreichen.  Aber es ist ja noch viel freier Platz neben den bisherigen Gebäuden.
Bourbon Fässer, Sherry Fässer, Weinfässer – die Cotswolds-Lagerwelt ist vielfältig, wenn auch Bourbon und Weinfässer deutlich überwiegen. Die Planung für den künftigen „Standard“ Cotswolds Whisky sieht eine Kombination von 40% Bourbon-, 20% Sherry- und 40% Weinfässern vor. Ob es bei dieser angedachten Zusammenstellung der Batches dann bleibt wird sich zeigen, wenn es in einigen Jahren soweit ist.

Cotswolds D2 Cotswolds C8Der Abend ist angebrochen und nach und nach auch der Feierabend für die Cotswolds-Mitarbeiter. Die einzigen, die dann schließlich zurückbleiben, sind mein Mann und ich – wir dürfen mit dem Wohnmobil auf dem Gelände übernachten. Wir genießen die Abendsonne und plötzlich rollt noch ein Jeep durch das Tor: Daniel Szor hat seinen Einsatz am Ginstand auf einer Veranstaltung in der Nähe beendet und ist auf einen Sprung gekommen. Sein angebotener Gin&Tonic ist ein großer Erfolg und der Stand ist „ausgebombt“. Kurz Leergut vorbeibringen und neue Ware einzuladen für den nächsten Tag ist sein Plan. Beim „kurz“ bleibt es dann aber doch nicht. Es folgt ein ausgiebiges Tasting drinnen an der Bar und dann ein gemütlicher Gin&Tonic Ausklang draußen in der Sonne.
Es geht uns gut. Könnte ein erster Urlaubstag schöner enden?

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