Lindores Single Malt Scotch Whisky: Mein Deconstruction-Teaser

Auf die erste Abfüllung der Lindores Abbey Distillery freue ich mich sehr. Ich habe die Lowland-Brennerei im Mai 2018 besucht, knapp fünf Monate nach der Befüllung der ersten Fässer. Hier findet ihr meinen Besuchsbericht. Jetzt bin ich gespannt, was die sympathischen Brennereibesitzer Helen und Drew McKenzie Smith als ihren Lindores Whisky präsentieren.

Vor zwei Tagen kam der Lindores Whisky im UK auf den Markt. In Deutschland werden wir uns noch ein paar Wochen gedulden müssen. Vermutlich wird es Ende Juli / Mitte August, erklärte mir Thomas Unger, Geschäftsführer des Importeurs Prineus GmbH, auf meine Nachfrage hin.

Auch wir werden sowohl den Single Malt der Core Range als auch die Erstausgabe „Commemorative First Release“ bei unseren Händlern finden. Letztere ist auf insgesamt 12.750 Flaschen limitiert. Beide Editionen enthalten den gleichen Whisky mit 46% vol. Das First Release erhielt aber als Lockruf an die Sammler ein besonderes Label.

Der Standard Single Malt ist im Shop der Brennerei für 46 Pfund erhältlich (das Commemorative First Release wird nur über den Fachhandel vertrieben). Auch in Deutschland können wir uns wohl auf eine UVP freuen, die bei 50 Euro liegt. Was die Händler daraus machen, bleibt abzuwarten. Hoffen mir mal, dass die meisten halbwegs auf dem Teppich bleiben.

Lindores MCDXCIV

Der Whisky der Lindores Abbey Distillery trägt den Namen MCDXCIV. Wer der römischen Zahlen mächtig ist und brav meinen oben erwähnten Blogbeitrag gelesen hat, weiß sofort, worauf sich das bezieht: 1494 wurde die Whiskyherstellung in Schottland das erste Mal nachweislich schriftlich erwähnt. Dieser Eintrag in Steuerunterlagen bezieht sich auf Getreidelieferung an die Abtei Lindores Abbey, die einst auf dem Gelände der heutigen Brennerei angesiedelt war.

1494 ist übrigens auch der Name des Clubs der Brennerei, der den Mitgliedern einige Vergünstigungen einräumt. Unter anderem haben sie die Möglichkeit, eine von 1.494 Flaschen des allerersten abgefüllten Whiskys zu erhalten, der nicht allgemein in den Handel kommt.

Lindores im Deconstruction Tasting

Bis ich den Single Malt der Lindores Abbey Distillery probieren kann, muss ich also noch ein paar Wochen warten. Vor einem Monat hatte ich aber die Möglichkeit, an einem besonderen Deconstruction-Tasting mit Tim Foster, Export Sales Manager von Lindores Abbey, und Helen und Drew McKenzie Smith teilzunehmen. Prineus organisierte dieses Online-Tasting, in dem der New Make und Fassproben der drei Fassarten, aus denen der Lindores Single Malt Scotch Whisky gebatcht wird, vorgestellt wurden.

Man legt bei Lindores Abbey großen Wert darauf, lokales Getreide zu verwenden und bezieht Gerste, die auf den ehemaligen Feldern der Abtei heranwächst. 9.500 Liter sehr klare Würze gibt es pro Mashvorgang, die dann in hölzernen Washbacks für 115-120 Stunden fermentiert. Sie wird in einer großen Washstill gebrannt, die erhaltenen Low Wines (etwa 7.500 Liter) dann zum zweiten Brand auf zwei kleine Spirit Stills verteilt. Dadurch wird mehr Kupferkontakt gewährleistet, als es beim Brand in einer einzigen Spirit Still der Fall wäre. Ziel ist es, einen leichten, fruchtigen New Make zu erhalten.

Und dieser New Make ist eine Offenbarung: Ich habe schon etliche New Makes probiert, mal waren sie verlockend, mal eher nicht, mal fruchtiger, mal malziger. Der hier von Lindores gehört zu denen ganz, ganz oben auf meiner „Wow“-Skala. So weich, cremig, reich an Aromen, mit großer Fruchtigkeit, die sich mit Getreidenoten harmonisch verbindet.

Die Bourbon-Fassprobe präsentierte sich ebenfalls sehr cremig, kräftig fruchtig. „Eiscreme mit Zitrus-Vanille-Käsekuchen-Geschmack“. Malzige Aromen schwingen darunter mit. Ich liebe Bourbonfass-Whisky! Lindores Abbey verwendet First-Fill-Fässer von Woodford Reserve und Old Forester, erzählt Tim.

Die STR-Fässer, aufgearbeitete Wein-Barriques, haben dem Spirit sehr würzige Noten verliehen. Fruchtig, aber leicht scharf ist er. Ich habe eine fast rauchige Note auf der Zunge, die mir wohl die Holzaromen vorgaukeln.

Ganz anders die Sherry-Fassprobe: Toffee, deutlicher Sherry, deutliche Süße, Kirsche, Schokolade, eine leicht bittere Note im Nachklang. Tief-aromatisch, sehr beeindruckend. Es sind Oloroso Sherryfässer von Jose Miguel.

So ungefähr 65% des Lindores MCDXCIV sind Bourbon-Fässer, 25% STR-Fässer und der Rest Sherryfässer, erfahren wir von Tim und ich bin absolut gespannt darauf, ob im Single Malt diese totale Cremigkeit des New Makes wiederzufinden ist. Die offiziellen Tastingnotes sind jedenfalls schon einmal vielversprechend:

Colour: Golden
Nose: Elegant, soft, mellow vanilla, caramel notes playing with orchard fruits and sweet pear drops. Reminiscent of toffee apples!
Palate: Smooth with a creamy texture and a perfect balance of mellow vanilla, dried fruits, citrus touches with a hint of spice.
Finish: Medium length, delicate but lingering finish.

Und noch zum Aqua Vitae…

Was es bei uns schon eine Weile im Handel gibt, ist der Lindores Abbey Aqua Vitae. Es ist ein Spirit, der mit Kräutern, Gewürzen und getrockneten Früchten aromatisiert wurde – gerade so, wie man sich den Vorgänger unseres Uisge Beatha zu Zeiten von Bruder John Cor vorstellte, der jene berühmte Getreidebestellung aufgab. Zwar kein Whisky im heutigen Sinn, aber auch sehr lecker und super für Longdrinks und Cocktails geeignet.

Vielen Dank an Prineus und Lindores Abbey für die Einladung zu diesem Tasting.

Bildquellen: Flasche MCDXCIV von Lindores Abbey, alles andere sind eigene Bilder