Clonakilty Single Batch Double Oak Finish: Doppelt nachgereifter irischer Whiskey

Zur wachsenden irischen Whiskeylandschaft gehört auch Clonakilty. Ganz im Süden Irlands im Küstenort Clonakilty im County Cork liegt die Brennerei, die von der Familie Scully gegründet und Anfang März 2019 eröffnet wurde. Man arbeitet mit dreifacher Destillation und baut die Gerste für den künftigen Irish Pot Still Whiskey auf der eigenen, seit neun Generationen bewirtschafteten Farm an. Das Wasser für die Brennerei entspringt einer eigenen Quelle auf der Farm, gelagert wird in einem Lagerhaus direkt am Meer auf einer Klippe. Vom Beginn bis zum Schluss wächst und reift also alles in maritimem Klima. So ist es auf der Webseite von Clonakilty zu lesen.

Nun stehen uns bereits nach einem Jahr Clonakilty Abfüllungen zur Verfügung – und kaum jemanden wird es wundern, ist doch das Abfüllen eines zugekauften Whiskeys, der oft nach eigenen Wünschen nachreift oder gefinisht wird, unter einem eigenen Label in Irland gängige Praxis. Neue Brennereien überbrücken so die Zeit, bis der selbst produzierte Whiskey abfüllreif ist und sorgen damit für Brandbuilding und Geldfluss. So hält man es auch bei Clonakilty. Woher genau der Whiskey für die derzeitigen Clonakilty Abfüllungen bezogen wird, wird nicht kommuniziert.

Nach dem Port Cask und dem Single Grain in der Cask Maturation Serie und einigen Distillery Exclusives ist seit einiger Zeit der Clonakilty Single Batch Double Oak Finish auf dem Markt. Er wurde nicht nur zum Flagschiff der Cask Maturation Serie ernannt, sondern darf sich auch mit dem stolzen Titel „Best Irish Blended Whiskey“ der World Whiskies Awards 2020 schmücken.

Virgin Oak- und NEOC-Finish

Geblendet wurde dieser Clonakilty aus Single Malt und Single Grain, jeweils zwischen 7 und 10 Jahren in Bourbonfässern gereift. Nach der Vermählung erhielt er zunächst ein Finish in frischer amerikanischer Eiche (Virgin Oak Casks) und anschließend ein zweites in sogenannten NEOC Casks. Die vier Buchstaben stehen für eine ambitionierte Bezeichnung: Eine „New Era of Cask“ läutet die Brennerei Clonakilty damit ein und erklärt auf ihrer Webseite, womit wir es bei diesen Fässern zu tun haben: „shaved, toasted and re-charred ex-red wine European oak casks“. Ehemalige Rotweinfässer also, die ausgeschabt, getoastet und neu ausgebrannt wurden. Wir erfahren auch noch, dass es sich genauer gesagt um Ex-Bordeaux-Fässer handelt. Ohne die NEOC Casks kleinmachen zu wollen, kann ich nicht umhin, sofort an die STR-Fässer zu denken, die Jim Swan aus der Taufe gehoben hat: Rotweinfässer Shaved, Toasted und Re-charred.

Der Clonakilty Single Batch Double Oak Finish wird in kleinen Batches hergestellt. Auf dem Label der Flasche, die vor mir steht, lese ich, dass sie dem Batch Nr. 12 mit insgesamt 1500 Flaschen entstammt, abgefüllt mit 43,6% vol. Wie hat sich die doppelte Nachreifung in den intensiv prägenden Hölzern ausgewirkt, über deren zeitliche Dauer des Finishes ich nichts erfahren habe? Hinein ins Glas mit dem Whiskey.

Meine Tasting Notes zum Clonakilty Single Batch Double Oak Finish

In der Nase: Leicht, hell, frisch, grasig. Ich nehme Vanille wahr, dann melden sich sofort würzige Aromen. Fruchtige Noten sehr verhalten, grüner Apfel vielleicht. Ein wenig „parfümig“.

Am Gaumen: Die Eindrücke der Nase bestätigen sich zum Großteil. Leichte Noten von Gewürznelke, Ingwer, Pfeffer, Eiche, gepaart mit Vanille und auch etwas Mandelaroma. Die würzigen und die süßen Noten spielen sich den Ball hin und her. Ein cremiges Mundgefühl, das dann ins Trockne übergeht.

Nachklang: Zum Ende hin geht die Vanille in leicht bitteres Karamell über, im mittellangen Finish klingt Eichenwürzigkeit nach.

Fazit: Die Nachreifung in frischer Eiche und den NEOC-Fässern hat dem im Bourbonfass gereiftem Whiskey zwar ihren Stempel aufgedrückt, aber ihn glücklicherweise nicht erschlagen, wie ich es nach dem Lesen vom doppelten „Aktivholz-Finish“ befürchtet hatte. Die Würzigkeit des Holzes ist angenehm wahrzunehmen, wir müssen aber nicht „auf Eiche beißen“. Was ich erwartet hätte, wäre ein wenig Fruchtigkeit im Aroma, die bleibt leider der Nase vorbehalten. Alles in allem ist es ein frischer, leicht würziger Whiskey, der zwar keinen breiten Körper bietet, aber ein schönes Wechselspiel am Gaumen.

Und noch ein Ausblick auf den Clonakilty Single Pot Still

Aus Irland kam nicht nur der Clonakilty Single Batch Double Oak Finish zu mir, sondern auch ein Sample mit New Make des Single Pot Still der neuen Brennerei. In der Nase fein-fruchtig, am Gaumen von der Konsistenz her sehr cremig, fast wachsig. Fruchtiges Aromen von Kernobst, ein Hauch Bittermandel. Leicht kommt ein Anklang an Getreide durch. Ich bin gespannt auf den Pot Still Whiskey, aber darauf werden wir sicher noch eine ganze Weile warten müssen, sehr jung füllt man Pot Still Whiskey selten ab.

Danke an Clonakilty für die Zusendung der Produktmuster. Eine Einflussnahme ob, was oder wie ich darüber berichte, erfolgte nicht.
Thank you, Karina, for sending me the whiskey and the new make – it was a pleasure for me to try them!