Auf der Finest Spirits in München war Jennifer Nickerson am Stand von Irish Whiskeys ganz in ihrem Element: Von Whiskey zu schwärmen, von irischem im Besonderen und von ihrem eigenen Tipperary Whiskey sowieso. In einem kurzen Interview erzählte sie mir von ihrer Leidenschaft für das Getränk, das sie schon Zeit ihres Lebens begleitet und von ihren Plänen für eine eigene Brennerei.
Jennifer, erzählst du uns ganz kurz, wer du bist?
Na klar, ich bin Jennifer Nickerson, Managing Director von Tipperary Distillery ltd. Wir haben das Unternehmen 2015 gegründet und unser erstes Produkt, The Rising, im März 2016 herausgebracht, also vor ziemlich genau zwei Jahren. Und in diesem Sommer wollen wir den Bau unserer eigenen Brennerei beginnen.
Aber du wurdest doch nicht in Irland geboren, oder? Der Name „Nickerson“ ist den Whiskyfans ja nicht ganz unbekannt, wenn es um schottischen Whisky geht.
Ja, das stimmt, meine Wurzeln liegen nicht in Irland, sondern in Schottland. Mein Vater Stuart hat seit den frühen 80er Jahren in der Whiskyindustrie gearbeitet. 1984 hat er mit Highland Park seine erste Brennerei gemanaged, viele weitere wie Glenrothes, Glenfiddich Balvenie, Kininvie und Girvan folgten. Und ich zog immer mit ihm, denn wir lebten natürlich jeweils in der Nähe dieser Brennereien. Ich habe also überall in Schottland schon gewohnt und Whisky ist eine Sache, die mich immer schon begeisterte. Ich hab meine Studienarbeit über die wirtschaftliche Bedeutung der schottischen Whiskyindustrie geschrieben. Ich hab mich dann der Finanzwissenschaft gewidmet und etwa um 2014 herum habe ich überlegt, wie ich meine Erfahrungen auf der Farm meines Mannes, Ballindoney Farm im irischen County Tipperary, einbringen könnte. Die Ahearns bauen dort Gerste an und das mit meinen Erfahrungen bezüglich Whisky und Finanzen zu verbinden, erschien ideal. So konnten wir unsere unterschiedlichen Fähigkeiten kombinieren.
Dein Mann ist also Farmer? Und liebt er Whisky auch?
Ja, Liam ist Farmer. Ich traf ihn in Edinburgh, während ich dort in einer Bar arbeitete. Wir wurden Freunde und 2012 dann mehr als nur Freunde. Letztes Jahr haben wir geheiratet. Zunächst fand er nicht all zuviel am Whisky. Er hat ihn ab und zu getrunken, ja. Dann haben wir hin und wieder meinen Dad besucht und Dad nahm ihn mit auf eine kleine Reise, begeisterte Liam mehr und mehr für Whisky. Als ich dann später den Vorschlag machte, eine Brennerei mit unserem eigenen Getreide zu betreiben, war er sofort dabei.
Und es ist okay für ihn, wie eine Brennerei die Farm verändern wird?
Ja, absolut. Anfangs haben wir ja sogar geplant, alles direkt auf unserem Gelände zu haben. Brennerei und Besucherzentrum. Wir haben dafür auch die Genehmigung seitens der Behörden bekommen. Aber jetzt wird es doch ganz anders: Investoren kamen auf uns zu und möchten mit uns zusammen eine größere Brennerei auf ihrem Land bauen. Sie haben ein Hotel, das nur 30 Minuten von unserer Farm entfernt ist und das sie demnächst renovieren und neu eröffnen werden. So sind wir jetzt eine Partnerschaft eingegangen und werden die Brennerei auf dem Gelände des Dundrum House Hotels realisieren. Es ist unweit von unserer Farm, so dass Besucher auch eine VIP Tour buchen und zu unserer Farm kommen können. Das wird eine gute Sache für beide Seiten, denken wir, auch wenn wir unsere Pläne etwas ändern mussten. Das Hotel hat eine zusätzliche Attraktion für die Besucher neben Golfplatz und Wellnessbereich und wer wegen der Brennerei kommt, hat gleich eine Unterkunft dabei.
Wann wird das alles realisiert werden?
Wir planen den Baubeginn für den Sommer. Das ist aufregend – diesen Sommer! Wir bekommen auch Gin Brennblasen im Juli, Hoga Stills as Portugal. Forsyths und die Whiskey Brennblasen stehen für den Dezember im Plan.
Wie groß plant ihr, wie wird die Produktion aussehen?
Wir werden mit drei Pot Still Brennblasen arbeiten und doppelt wie auch dreifach destillierten Whiskey herstellen. 5.000 Liter, 7.500 Liter und 10.000 Liter Brennblasen. Wir werden auch einen Cooker installieren und ungemälztes Getreide verwenden, um auch Pot Still Whiskey anbieten zu können. Insgesamt beträgt dann unsere jährliche Produktionskapazität 700.000 Liter. Dafür beschäftigen wir 15 Leute, die sich auf die Produktion konzentrieren und natürlich noch weitere für den Verkauf, für die Touren usw. Schließlich erwarten wir für das erste Jahr 44.000 Besucher – das wird busy…
Lagert ihr bei euch auf dem Gelände?
Ja, wir lagern alles bei uns auf der Farm.
Jetzt gibts es ja bereits Tipperary Whiskey auf dem Markt…
Ja, stimmt. Tipperary Distillers Boutique Selection, so steht es auf den Labeln. Sagen wir es geradeheraus: Wenn du Cash Flow brauchst und Leute für deine Idee gewinnen willst, dann musst du ihnen zeigen, wer du bist und was du tust. Wir möchten mit unsern Whiskeys auch zeigen, was wir mögen, was sie von uns in Zukunft etwa erwarten können. Die Abfüllungen heute helfen uns auch, unser Label bereits bekannt zu machen. Und wenn die Besuchr dann nächstes Jahr in unsere Brennerei kommen, dann können sie schon Whiskey probieren.
Sagt ihr, woher der Whiskey kommt?
Nicht genau. Wir bekommen den Whiskey von unterschiedlichen irischen Whiskeybrennereien, die wir aber nicht namentlich erwähnen wollen, um nicht bestimmte Erwartungen bei den Leuten zu wecken. Wir stellen die Whiskeys so zusammen, wie sie unserem späteren Stil entsprechen.
Wie könnt ihr diesen Stil herausarbeiten? Lagert ihr selbst? Und wie sieht dieser Stil aus?
Wir arbeiten auf verschiedene Weisen. Wählen verschiedene Fässer aus. Oder lagern ältere Whiskeys in anderen Fässern nach. Oder verwenden jungen Alkohol in unseren eigenen Fässern, dafür haben wir letztes Jahr beispielsweise in einer Brennerei auf deren Stills unser eigenes Malz brennen können.
Zu sagen, wie unser Stil sein wird, ist nicht so einfach, wir wollen ja unterschiedliche Whiskeys machen. Nicht nur Sherryfass gelagerten beispielsweise. Es wird leichten, feinen dreifach destillierten geben, aber auch doppelt destillierten mit mehr Pfeffer, mit mehr Aroma. Es gibt soviel Spielraum beim Irischen Whiskey, das ist ja auch etwas anders als beim schottischen. In Irland musst du nicht unbedingt Eiche zum Lagern verwenden. Und du kannst in Irland auch Enzyme verwenden, die ja in Schottland ganz untersagt sind. Klar, es ist wichtig, Regeln zu haben, aber innerhalb dieser Regeln kannst du trotzdem sehr innovativ sein. Das werden spannende Jahre in der Zukunft, denn wir sind nicht wie in Schottland historisch auf bestimmte Stile festgelegt. Islay ist getorft und Speyside süßer und leichter – in Irland haben wir keine regionalen Prägungen.
Werdet ihr auch rauchigen Whiskey machen?
Also ich würde sehr gerne getorften Whiskey herstellen, ich liebe getorften Whiskey!
Stellst du uns noch einen Whiskey aus eurem Repertoire vor, der dir besonders am Herzen liegt?
Das wäre im Moment der Tipperary Watershed. Er trägt keine Altersangabe und hat 47% Alkohol, ein wenig mehr als üblich. Wir haben sechs Bourbon Barrels dafür verwendet und es kommt wunderbar vom Aroma her Vanilla Fudge durch mit einem leicht pfeffrigen Finish. Watershed haben wir ihn genannt, weil dieser Whiskey für uns in der Tat eine Art Scheidepunkt war. Er ist der erste Single Malt, den wir mit unserem eigenen Wasser auf die Trinkstärke herunter verdünnt haben. Darauf sind wir sehr stolz.
Vielen Dank, Jennifer, für dieses Interview (das wir in Englisch führten).