Daniel Szor lud ein und 1.500 Gäste kamen: Das Whisky Harvest Festival der englischen Cotswolds Brennerei am 7. Oktober 2017 hatte schließlich einen ganz besonderen Hauptakteur zu bieten und der hieß Cotswolds Single Malt Whisky Inaugural Release. Vor etwas mehr als drei Jahren hatte das Team des engagierten Unternehmers mit dem Brennen begonnen und jetzt wurde die erste Whiskyabfüllung im Rahmen eines lockeren und unterhaltsamen Festes präsentiert.
Ich gehörte zu denen, die vor einer ganzen Weile per Vorab-Ordner eine Flasche der Erstausgabe kauften. Es war wohl ein Kauf der sprichwörtlichen Katze im Sack, aber angesichts der fachmännischen Berater, die Dan Szor mit Harry Cockburn und Dr. Jim Swan für seine Sache gewann, der professionellen Planung der Brennerei und des finanziell sehr geringen Einsatzes wurde einem diese Art der Unterstützung des Projektes Cotswolds Whisky wirklich leicht gemacht. Ich ließ es mir nicht nehmen, am Festival teilzunehmen und meinen Single Malt persönlich abzuholen.
Seit dem Baubeginn der Cotswolds Brennerei, die ich im Mai 2014 das erste Mal besuchte, hat sich die Brennerei einen starken lokalen Namen gemacht, aber auch bereits auf dem internationalen Spirituosenparkett etabliert. Nicht mit Whisky allerdings, sondern mit einem Produkt, das eigentlich als kleines Nebengeschäft startete und aufgrund der phantastischen Resonanz und der starken Nachfrage zum Brand Builder wurde: Der Cotswolds Gin legte einen Traumstart hin. Wenige Tage vor dem Whisky Harvest Festival war gerade eine zweite, größere Ginbrennblase eingetroffen, die das bisherige Brennblasentrio der Cotswolds Distillery ergänzt. Es handelt sich um eine deutsche Holstein Brennblase, wie es die erste Ginbrennblase auch ist; zur Whiskyherstellung dienen zwei Pot Stills von Forsyths. In meinem zweiten Bericht über die Brennerei habe ich im Juli 2016 das Equipment näher vorgestellt. Dort finden sich auch zahlreiche Fotos, die einen Einblick in die Brennerei geben.
Schauplatz des Whisky Harvest Festival waren an diesem Tag aber nicht die Brennereigebäude selbst, die mit diesem Besucherandrang mehr als überfordert gewesen wären. Auf dem benachbarten Feld waren zahlreiche große Zelte aufgebaut, in denen Craft Beer, Gin & Tonic, Cocktails, ein breites Speisenangebot lokaler Anbieter und natürlich der Cotswolds Whisky angeboten wurden. Große wie Kleine gleichermaßen begeisterten sich für einen Unterhaltungswagen mit alten mechanischen Spielgeräten und für die Livebands im großen Musikzelt. Dazwischen luden nicht nur rustikale Sitzgarnituren sondern auch viele große Heuballen zum Verweilen ein – dickes Dankeschön an alle, die so erfolgreich für trockenes Wetter gebetet hatten. Wer hier ein formelles und medienwirksam aufbereitetes Event erwartete, der wurde (glücklicherweise) enttäuscht: Das Harvest Festival ähnelte von Ambiente, Stimmung und Rahmen eher einem etwas größeren Dorffest, auf dem sich gut gelaunte Freunde, Nachbarn und Kollegen trafen.
Ein kleiner Festakt durfte trotzdem nicht fehlen. Dabei ging es Daniel Szor nicht um lange Reden und gegenseitiges Schulterklopfen, sondern schlicht darum, die Mitstreiter und Mitarbeiter vorzustellen, die an der Entstehung der Brennerei und des Whiskys wesentlich beteiligt waren. Von Head Distiller Nick Franchino, der vom ersten Wash an dabei war, und anderen leitenden Mitarbeitern wie Olli, Zoe, Allison und Martin über seinen Geschäftspartner Paul Beckwith und den langjährigen Berater Harry Cockburn bis zu Richard Forsythe Jr. und Sr. von der schottischen Kupferschmiede – eine bunte Riege versammelte sich auf der Bühne. Zum Abschluss fand sich auch Jim Murray ein und hielt eine kleine Laudatio auf den englischen Whisky. Dass der Whiskyautor sich auf dem Festival einfand, sei auch für ihn selbst eine Überraschung gewesen, meinte Szor. Dessen spontane Rede sei eine Ehre, mit der er überhaupt nicht gerechnet hätte.
Diese Bemerkung machte mich neugierig, denn im Vorfeld war von einem besonderen Überraschungsgast die Rede gewesen. Wenn es nicht Jim Murray war, wer war dann damit gemeint? Darauf angesprochen antwortete Dan Szor „Das war doch Prue Leith“ meinte er. Mein fragender Blick outete mich dann wohl vollends als UK-Kochszene-Ingnorantin. Die Gastronomin hat nicht nur die angesehene Kochschule „Leiths School of Food and Wine“ in London gegründet (selbst Kate soll hier einen Kochkurs belegt haben…) und ist Rektorin der Queen Margaret University in Edinburgh, sondern sitzt auch in der Jury bei der wohl angesagten TV-Backshow „Great British Bake Off“. Prue Leith hatte Dan Szors Rede anmoderiert und sich sehr begeistert gezeigt vom Beitrag der Cotswolds Distillery zur englischen Spirituosenszene.
Meine Tastingsnotes zum Cotswolds Single Malt Whisky folgen später in einem separaten Beitrag. Bis dahin kann ich euch schon einmal verraten, was Jim Murray über die Qualität dieses englischen Whiskys denkt: