Erster Alpirsbacher Kloster Whisky vorgestellt

Im kleinen Schwarzwaldort Alpirsbach gab es am Samstag Abend ein großes Ereignis zu feiern: Der erste Alpirsbacher Kloster Whisky wurde vorgestellt. Bierfreunde werden vermutlich sofort aufhorchen und an das bekannte Alpirsbacher Klosterbräu denken. Richtig, der neueste deutsche Single Malt Whisky kommt aus der Privatbrauerei im ehemaligen Benediktinerkloster in Alpirsbach.

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Vom Bier zum Kloster Whisky

Die Vorstufe jedes Whiskys ist ein Bier. Je optimaler der Brauprozess, desto gehaltvoller und aromenreicher ist die Würze, die der Brenner dann zur Verfügung hat. So gesehen ist die Kombination von Brauerei und Whiskybrennerei ein vielversprechendes Konzept, das sich auch bereits vielfach bewährt hat. Die Schweizer Whiskys Säntis aus der Appenzeller Brauerei Locher und der Langatun, der seine Würze von der Hasli-Brauerei in Langenthal bezieht, fallen mir da spontan ein. Oder der Ayrers Whisky der Hausbrauerei Altstadthof in Nürnberg. Oder der Black Forst Whisky, der in Kooperation der Rothaus Brauerei im Hochschwarzwald und der Kammer-Kirsch Destillerie in Karlsruhe entsteht.

Die Herstellung des Alpirsbacher Kloster Whiskys geschieht vom Brauen über das Brennen bis hin zum Lagern und Abfüllen auf dem Klostergelände in Alpirsbach: Selbst der Verkauf des Kloster Whiskys findet ab heute im eigenen Brau-Laden statt – und nur hier! 1.880 Flaschen umfasst dies erste Edition des Alpirsbacher Kloster Whiskys. Es ist eine Zahl, die fest mit der Brauerei verwurzelt ist: 1880 war das Geburtsjahr der Familienbrauerei, die heute von Carl und Kathrin Glauner in vierter Generation geführt wird. Als sich herauskristallisierte, dass dieses erste Batch etwa 2.000 Flaschen ergeben würde, entschied man sich spontan dafür, diese sinnträchtige Anzahl festzulegen. Ein bisschen Story-Telling gehört ja schließlich auch immer dazu….

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Präsentiert wo er heranreift: Im Klosterkeller

Ein kleiner Kreis von Mitarbeitern, Kunden und Pressevertretern fand sich also am Samstag abend in den Sandsteinkellern des Brauereimuseums zusammen. Die mehr als 900 Jahre alten Kellerräume des ehemaligen Ökonomiegebäudes bieten ideale Voraussetzungen zum Lagern und Reifen des Whiskys: Kühl, ausgeglichen temperiert, sanft belüftet und durch die Sandsteinmauern auch im Hinblick auf angemessene Luftfeuchtigkeit ruhen die Whiskyfässer hier unten. Zugleich boten die Keller eine wunderbare Kulisse für die Präsentation und Verkostung des ersten Alpirsbacher Kloster Whiskys. Vorgestellt und nahe gebracht wurde uns der Klosterwhisky von einem kleinen Team, das mit Leidenschaft vom Entstehen ihres neuen Produkts berichtete.

von links: Carl Glauner (Inhaber), Heidi Seyfried (Brennmeisterin), Anja Faisst (Leiterin Brauwelt) und Ralf Messing (Mitarbeiter der Firma Wilhelm Eder GmbH, von der die Fässer gefertigt werden).
von links: Carl Glauner (Inhaber), Heidi Seyfried (Brennmeisterin), Anja Faisst (Leiterin Brauwelt) und Ralf Messing (Mitarbeiter der Firma Wilhelm Eder GmbH, von der die Fässer gefertigt werden).

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von links: Markus Schlör (Geschäftsführer), Heidi Seyfried (Brennmeisterin), Anja Faisst (Leiterin Brauwelt), Carl Glauner (Inhaber)
von links: Markus Schlör (Geschäftsführer), Heidi Seyfried (Brennmeisterin), Anja Faisst (Leiterin Brauwelt), Carl Glauner (Inhaber)

Nur ein kleines Brennrecht

Das Brennrecht besitzt die Brauerei schon von Anfang an, berichtete Carl Glauner. Zunächst entstanden Obstbrände, seit 1984 gibt es auch einen Bierbrand. Als der Wunsch aufkam, sich an die Whiskyproduktion zu wagen, standen zunächst einmal „Feldstudien“ in erfahrenen Brennereien an. Heidi Seyfried und Anja Faisst machten sich auf nach Schottland und Irland. Am 23. April 2007 lief dann der erste New Make aus der kleinen Brennblase der Firma Müller/Oberkirch (die mir Heidi Seyfried dann später zu nächtlicher Stunde auf meinen Wunsch hin noch extra zeigte – vielen Dank dafür!).

Gebrannt wird ausschließlich Würze aus Gerstenmalz, so dass der Kloster Whisky sich Single Malt nennen darf. Diese Würze ensteht zuvor drüben in der Brauerei durch den Einsatz obergäriger Hefe. Doch anders als bei der hier sonst üblichen Bierherstellung wird die für den Kloster Whisky bestimmte geläuterte Würze vor dem Einhopfen in Fässer gefüllt und so zur Brennblase transportiert. Das Brennen geschieht übrigens nicht im stillen Kämmerlein, sondern öffentlich in der Brau-Welt. Besucher können Heidi Seyfried bei ihrer Arbeit zuschauen, während sie ein frisch gezapftes Alpirsbacher genießen.

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Das kleine Brennrecht ermöglicht die Produktion von 300 Litern Alkohol jährlich und es ist auch erst einmal nicht geplant, die Mengen zu erhöhen. Jedes Jahr im Herbst soll ein kleines Batch wie das diesjährige erscheinen.

Die Fässer, in denen der Alpirsbacher Kloster Whisky heranreift, werden in Bad Dürkheim vom Fassspezialisten Wilhelm Eder GmbH gefertigt. Sie entstehen aus deutscher Eiche und werden speziell nach den Wünschen und Anforderungen der Alpirsbacher getoasted. Noch sind es nicht viele, die gefüllt in den Klostermauern ruhen. Als ich die beiden Alpirsbacher Whisky-Ladies später nach der Anzahl fragte, überlegten sie und begannen zu zählen: Hier soviel, dort unten soviel…. Es müssten so etwa 35 sein, mehr nicht.

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Verkostet: Junge Fassprobe und Kloster Whisky

Aus einem dieser Fässer stammte der erste Verkostungsdram, den wir an diesem Abend präsentiert bekamen: Im März kam der New Spirit mit 65% vol ins Fass, herunterverdünnt von ursprünglichen 82% vol. Wir bekamen ihn fassstark ins Glas (einen besonderen runden Tumbler, der durch seine außergewöhnliche Bodenform nicht fest steht, sondern etwas herumtaumelt, aber nicht umkippen kann). Das Fass hatte schon deutlichen Einfluss genommen auf das Destillat. Es zeigte eine hellgoldene Farbe und ein intensives Fruchtaroma, wie es jungen Destillaten eigen ist, aber auch sehr würzige Noten wie Muskat und Nelke.

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Der Vergleich mit dem Endprodukt, dem ungefärbt und mit 43% vol Trinkstärke abgefüllten Alpirsbacher Kloster Whisky, machte die durchlaufene Reifung in den gebatchten 5- bis 7-jährigen Fässern unmissverständlich deutlich: Weicher ist der Whisky geworden, hat einen sehr reinen, feinen Charakter und neben den fruchtigen Aromen von Mirabelle, Birne und Ananas hat sich Vanille entwickelt. Auch die würzigen Noten sind noch da, harmonischer aber und nicht so ungestüm wie noch beim jungen Destillat. Ein Hauch von Ingwer, etwas Nelke. Auch die Eiche ist präsent. Ein würziges, trockenes Finish lässt den Kloster Whisky eine Weile nachklingen. Die Mission Kloster Whisky ist gelungen, finde ich. Der Alpirsbacher Single Malt mit seinem fruchtig-würzigen Stil ist eine schöne Bereicherung unserer deutschen Whiskyszene, die ja vor allem durch ihre Regionalität und Individualität der vielen unabhängigen Whiskybrenner geprägt ist.

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Den weiteren Abend verbrachten wir im benachbarten Restaurant Zwickel&Kaps bei einem Menü, das gleichzeitig eine kleine Hommage an den Variantenreichtum von Whisky war: Korrespondierend zum jeweiligen Gang konnten wir schottischen, irischen und deutschen Whisky genießen. Der Alpirsbacher Kloster Whisky war dabei der Begleiter des Desserts und schloss den Abend ab. Ab heute darf er sich dann im Brau-Laden der Alpirsbacher Klosterbrauerei präsentieren und auf interessierte Käufer warten – vermutlich nicht sehr lange.

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