In den Ring mit Boxing Hares

Boxing Hares ist kein Whisky, aber trotzdem hat ein Beitrag darüber seine Berechtigung hier im Whiskyblog. Es handelt sich um einen „Spirit Drink“ auf Whiskybasis mit einem Alkoholgehalt von 35% vol, so verkündet es das Label. Für einen Whisky ist er also ein wenig zu schwach auf der Brust und die auf dem Label angegebenen Zutaten verraten, dass es sich eher um eine Art Likör handelt: „Scotch Whisky, Hops & Natural Flavouring“ ist zu lesen und das Kleingedruckte erzählt von Grain Whisky, Hopfenextrat, Malzaroma, Zuckerkulör und Stabilisator. Als Likör wird er nicht klassifiziert – nennen wir ihn also einfach Boxing Hares.

Boxing HaresBoxing Hares ist eines der beiden bisher erschienenen Produkte der Whiskey Union, einer jungen Tochter von Diageo, die sich selbst als „Experimental Whiskey Makers“ bezeichnet und ihre Intention umschreibt mit „invent new taste, genres and whiskeys to realise a brave new world of whiskey“. Pete Brewin, Master Distiller bei der Whiskey Union, hat bisher zwei neue Tastes entwickelt: Unseren Boxing Hares und Smoky Goat, einen schottischen Blend (habe ich noch nicht probiert bisher). Der besondere Kick beim Boxing Hares sind zwei verwendete Hopfenarten. Die deutsche Hopfensorte Hallertau, die vor allem für Pils eingesetzt wird und die bei amerikanischen Craftbeer-Brauern beliebte Sorte Cascade.

Wenn Boxing Hares kein reiner Whisky ist und Hopfen enthält, wie schmeckt er dann? Und wie könnte dieser Spirit Drink wohl getrunken werden? Und – braucht die Welt Boxing Hares? „Boxing Hares is a uniquely refreshing drink to enjoy simply as a shot or with lemonade over ice for a CHAMPION whisky shandy. Best enjoyed in the sunlight.” Sorry, mit der Sonne ist das grad so eine Sache… Ich wage die Verkostung einfach einmal am Abend und hoffe, dass das Verkostungsergebnis dadurch nicht total ungültig wird 🙂 .

Lasst die Boxing Hares Spiele beginnen

So habe ich also neulich abend einmal zusammengesucht, was da so in unserem Kühlschrank für das experimentelle Kombinieren dieses experimentellen Drinks zur Verfügung stand.

Boxing Hares 1Boxing Hares pur:

Natürlich probiere ich den Boxing Hares zunächst einmal pur bei Raumtemperatur. Sehr süß, sehr fruchtig, leicht bitter. Ich habe Noten von Johannisbeeren und Kirschen am Gaumen. Die Süße erinnert an Honig, kommt aber wohl vom Malz. Und der Whisky ist unverkennbar Grundlage. Die Hopfenaromen empfinde ich gar nicht mal als übermäßig bitter, sondern recht angenehm (als Gin&Tonic-Fan bin ich da vielleicht geschmacklich vorbelastet). Wer an den Boxing Hares herangeht wie an einen Single Malt Whisky, wird sicher enttäuscht werden, aber das wäre dem Spirit Drink gegenüber unfair, denn er hat nie behauptet, sich damit messen zu wollen. Eher mit einem Whiskylikör und da kann er durchaus bestehen und punkten.

Boxing Hares 2Boxing Hares mit Tonic:

Zwei Tonics probiere ich aus. Vom Verhältnis her wähle ich 1:2, also ein Teil Boxing Hares auf zwei Teile Tonic und zuvor kommt Eis ins Glas. Zunächst das klassische Fever Tree. Nett – aber irgendwie nicht so überzeugend, eher etwas fade. Die Bitternote kommt stark heraus. Ein Spritzer Zitronensaft sorgt für etwas mehr Pep. Dann mit Indi Tonic: Wesentlich besser, hier sorgt das starke Zitrusaroma des Indi für Frische. Eine bittere Note ist auch hier deutlich da. Muss man mögen – ich mag es!

Boxing Hares 3Boxing Hares mit Ginger Ale:

Ich sag nur: Lecker! Auch hier das gleiche Mischungsverhältnis wie zuvor beim Tonic-Drink. Die Süße, der Ingwer, der Whisky, die herben Aromen – alles ergänzt sich sehr gut und ergibt einen schönen Whisky&Ginger, den ein Spritzer Limettensaft perfekt macht.

Boxing Hares 4Boxing Hares mit Zitronen-/Orangenlimo:

Ein süßes Mixgetränk, das im Sommer wohl recht erfrischend sein mag, für meinen Geschmack aber zunächst zu süß ist und im Hintergrund zu bitter herüberkommt. Nein, nicht meins.

Boxing Hares 5

Mein Sieger des Abends

ist eindeutig Boxing Hares mit Ginger Ale, gefolgt von der Kombination mit Indi Tonic.

Dann fällt mir ein, dass ja eigentlich der klassiche Whisky-Partner auch eine Chance bekommen sollte – aber wir haben keine Cola im Haus 😉 . Also muss noch ein zweiter Testabend angesetzt werden!
Die Cola ist dann irgendwann gekauft und auf der Finest Spirits bekam ich noch einen Tipp von Tom: Versuch mal einen Rusty Nail mit dem Boxing Hares!

Boxing Hares und Cola

ich weiß nicht so recht – süß und bitter und dieses Cola-Aroma – irgendwie bin ich nicht begeistert. Ich variiere das Mischungsverhältnis, aber das wird wohl nicht mein Lieblingsdrink, auch wenn ein wenig Zitrone für mehr Spritzigkeit sorgt und wir die Schöpfung meinetwegen auch Highball nennen.

Boxing Hares 7

Boxing Hares im Rusty Nail

In diesem Cocktail ersetzt unser Whiskylikör den klassischerweise verwendeten Drambuie, der ja auch ein Whiskylikör ist. Diageo zu Diageo denke ich mir und greife zum Dalwhinnie Winters Gold. Verhältnis Whisky:Likör 2:1 – Irgendwie geht unser Boxing Hares hier unter. Bei 1:1 bin ich wesentlich zufriedener. Ja, das passt. Ein wenig rau und eckig, aber auch ein Cocktail braucht Charakter. Wer’s etwas gefälliger will, kann‘s ja mal mit einem Blend probieren und berichten!

Boxing Hares 8

Fazit:

Die boxenden Hasen sind nichts für Puristen, sie lieben Gesellschaft und Spaß. In Longdrinks und in Cocktails lässt sich die süß-bitterere Note des Boxing Hares nach Lust und Geschmack unterstützen oder abschwächen. Wie immer gilt: Reine Geschmackssache! Experimentieren ist angesagt. Meine Flasche ist bald leer…

PS: Mein Mann hat mit probiert 🙂 .