Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen in München – wen zieht es da nicht hinaus in die Biergärten und den Englischen Garten? Recht viele wohl nicht, denn die MGV Halle war am Samstag, dem zweiten Tag der Finest Spirits 2014, rappelvoll. Veranstalter und Aussteller freut es und die Besucher nahmen es gelassen. Volle Gänge ließen sich mit einem vollen Glas in der Hand ganz gut ertragen, wenn es ein besonderer Tropfen war. Und die gab es hier reichlich.
Ich hatte euch ja bereits im ersten Teil meines Berichts über die Finest Spirits von allerlei Schmeckens- und Sehenswertem berichtet. Auch Samstag und Sonntag war ich vor Ort und möchte noch einige einzelne Highlights vorstellen.
Mit MargareteMarie zu Kathrin
Den Samstag hatte ich von vornherein nicht groß in meine Planungen für Entdeckungen und Gespräche einbezogen, weil vorauszusehen war, dass es der besucherstärkste Tag sein würde. Aber ich hatte an diesem Tag eine ganz besondere Verabredung: Margarete Marie, Bloggerin auf WhiskyundFrauen, war auch auf der Messe und es wurde Zeit, dass wir uns endlich einmal persönlich kennenlernen. Schließlich gibt es nicht allzu viele weibliche Whiskyblogger in Deutschland. Ein Tasting wollten wir gemeinsam besuchen und hatten uns Maggie Miller mit der Vorstellung einiger Abfüllungen des Scotch Single Malt Circles herausgesucht. Leider konnte Maggie wegen Problemen mit der Stimme das Masterclass Tasting nicht selbst abhalten, aber mit Kathrin Baltruschat hatte sie eine würdige Vertreterin geschickt: Souverän, unterhaltsam und kompetent stellte sie uns vor: Longmorn 21 Jahre; Bunnahabain 25 Jahre refill Sherry; Braes of Glenlivet 18 Jahre; Tobermory 18 Jahre refill Sherry und Ledaig 8 Jahre. Meine Favoriten: Longmorn und Braes of Glenlivet (heute Braeval).
Von Spirituosen zu Spiritualität
Auch am Sonntag habe ich dann gleich zwei Veranstaltungen hintereinander im Tastingraum mitgemacht. Zunächst war ich gespannt auf den Vortrag von Pfarrer Dr. Wolfgang Rothe, über den ich erst kürzlich einen Bericht gelesen hatte. Er ist Vikar in der katholischen Gemeinde München-Perlach und dort lädt er nicht nur zu Gottesdiensten, sondern auch zu Whiskytastings ein. Er stellt die lebensbejahenden Spiritualiät, die sich beim Whiskygenuss empfinden lässt, in den Vordergrund, bezeichnet eine Whiskyverkostung als eine Art Meditationsübung und erklärt daran gleichnishaft die Begriffe Achsamkeit , Genuss und Reife. Nicht nur Theorie war angesagt, sondern auch Praxis: Wir verkosteten Glenfarclass in den Reifegraden 10, 15 und 25 Jahre. Whisky und Genuss einmal aus einer ganz anderen Sicht heraus betrachtet – eine sehr wertvolle Erfahrung!
Mit Sonat und Robert in die USA
Im Anschluss ging es gleich weiter mit einem Sprung über das große Wasser: Sonat und Robert Birnecker gaben einen Einblick in die neu entstandende Landschaft der Craft Distilleries in den USA, Microdestillerien also. Die beiden betreiben seit 2008 die Koval Distillery in Chicago und nutzen ihre Erfahrung nun dazu, auch anderen neuen Whiskeybrennern Starthilfe zu geben. Fast ein Drittel aller in den USA in den vergangenen Jahren entstandenen Craft Distilleries hat Robert als Berater unterstützt. Wenn man bedenkt, dass sich die Zahl dieser kleinen Brennereien in den vergangenen sechs Jahren von 40 auf 450 erhöht hat, dann ist das eine sehr beachtliche Zahl. Übrigens arbeiten die Birneckers mit schwäbischer Kothe Destillationstechnik und benutzen damit das Equipment, mit dem auch sehr viele deutsche Brenner ihren Whisky herstellen. Zu verkosten gab es zwei Whiskeys aus der Koval Distillery und vier weitere Abfüllungen anderer neuer Brennereien. Habt ihr schon einmal einen Hirsewhiskey getrunken? Genial. Es bringt euch nichts, wenn ich euch meine subjektiven Eindrücke schildere, probiert ihn unbedingt selbst einmal aus. Offenheit ist das A und O beim Whiskytrinken (na ja, nicht nur da….), dann erfährt man, welche faszinierende aromatische Bandbreite sich hinter diesem Begriff verbirgt. Sonat und Robert Birnecker mit ihrer Koval Distillery sind ein so interessantes Thema, dass ich dazu noch einen vertiefenden Beitrag nachliefern werde.
Mit Mackie’s nach Hause
Die Finest Spirits 2014 ging dann für mich nach einer abschließenden Runde durch die Halle und einigen letzten Gesprächen allmählich zu Ende. Beim Verlassen der Messe bemerkte ich, dass der Mackie‘s-Stand in Ermangelung von Nachschub komplett geschlossen war – wie gut, dass ich mich am Tag vorher schon mit den leckeren Chips eingedeckt hatte…