Auf dem Etikett des Ardbeg Arrrrrrrdbeg! (immer schön bis 7 zählen beim Anschlagen der R-Taste) steht Mickey Heads als Piratenkapitän am Bug seines Schiffes und deutet zielstrebig nach vorne. „Ruhestand voraus“ ist es wohl, was uns diese Geste zeigen soll. Der kürzlich angekündigte Ardbeg Arrrrrrrdbeg! ist eine Committee-Abfüllung zu Ehren des ehemaligen Managers der Ardbeg Brennerei. Er hat das Steuer des Schiffes nach 13 Jahren im Herbst 2020 an seinen Nachfolger Colin Gordon übergeben, wird aber weiterhin als Chairman des Ardbeg Committees fungieren.
Ein Vorab-Sample des Ardbeg Arrrrrrrdbeg! erreichte mich vor einigen Tagen (vielen Dank, Tobias) und ich kann die neue Abfüllung vor dem offiziellen Erscheinungstermin verkosten. Verkauft wird der Arrrrrrrdbeg! am 9. Februar über den Ardbeg-Onlineshop an die Committee-Mitglieder, die dafür 150 Euro ausgeben müssen. Durchaus ein beachtlicher Preis für einen Ardbeg ohne Altersangabe, der aber vermutlich trotzdem schnell vergriffen sein wird.
„Arrrrrrrdbeg! ist der erste Whisky der Brennerei, der vollständig in ehemaligen Rye-Whiskeyfässern reifte“, informiert die Pressemitteilung von Moet Hennessy. Auch wenn die Häufung des Buchstabens „R“ eigentlich auf die rollende schottische Aussprache des Captains Bezug nehmen soll, passt sie auch wunderbar zur Kennzeichnung „Rye“ – aber das wäre für „Rum“ genauso passend gewesen. Und hätten Rumfässer das Marketingkonzept „Piratenkapitän“ nicht besser unterstützt? Aber die hatten wir erst vor zwei Jahren beim Finish des Ardbeg Drum. Ardbeg begründet die Wahl der Rye-Fässer mit der „Donnerbüchse an fruchtigen Aromen, gefolgt von sanftem Rauch im Nachhall, der lange auf dem Gaumen verweilt“.
Dann öffne ich also die Donnerbüchse mit ihren 51,4% vol (so steht es auf meinem Samplefläschchen – in der Pressemitteilung und auf dem Flaschenetikett ist die Rede von 51,8% vol) und prrrrrrrobiere den neuen Ardbeg.
Meine Tastingnotes zum Ardbeg Arrrrrrrdbeg!
In der Nase begrüßt uns süße Würze mit leichtem Rauch, wie von schwelendem Lagerfeuer. Anis und ein Hauch Vanille – Anis-Butterplätzchen. Dahinter Menthol und feine Zitrusnoten. Keine scharfen Alkoholnoten, es lässt sich fein daran schnuppern, egal, ob 51,4 oder 51,8.
Am Gaumen würzige Brotrinde und Grapefruit, der Rauch kommt aber schnell durch und dominiert, wird allmählich teerig. Süß-saure Fruchtdrops nehme ich darunter wahr, es spielt leicht ins Bittere. Die Frucht kann sich aber nicht durchsetzen gegen den Rauch, der weiterhin das Zepter trägt und nur die würzigen Röstaromen größer werden lässt.
Der Nachklang ist lang, aschig und trocken, wie ich es von Ardbeg kenne.
Mein Fazit: Die Vorbelegung der Fässer mit Rye-Whiskey verändert den Ardbeg-Charakter nicht so wesentlich, wie ich es nach den Ankündigungen erwartet hätte. Würzig ist er, ja. Allerdings habe ich Begriffe wie „Anis, Lakritze, Menthol, Zitrus“ bereits oft in Tasting Notes anderer Ardbeg-Abfüllungen verwendet. Es sind würzige und fruchtige Noten da, aber der Arrrrrrrdbeg! stellt sich mir braver vor, als ich es erwartet hatte. Durchaus schön zu trinken, auch die fast 52 % machen sich gut. Aber ich vernehme keine Donnerbüchse und habe keinen herausragender Captain’s Dram im Glas, wie ich persönlich ihn mir für eine Mickey-Heads-Abschieds-Edition gewünscht hätte.