Die Flut an Facebook-Posts ist trotz aller sorgsam gewählten Voreinstellungen immer wieder erschlagend. Das Scrollen durch die abonnierten Gruppen läuft bei mir deshalb routinemäßig sehr schnell ab und das meiste wird dabei in Sekundenbruchteilen als „Muss ich nicht näher anschauen“ eingestuft und verschwindet sofort wieder aus meinem Blickfeld. Aber dann bleibe ich auch immer wieder irgendwo hängen und eine Überschrift wird plötzlich zu einem Thema, das mich eine Weile beschäftigt.
„Eine kleine private Aktion von mir, würde mich freuen wenn ein paar Leute mitmachen“ schreibt Christian Priess da heute in der Gruppe der Whiskyexperts und teilt einen Post aus seiner Chronik mit bunten Bildchen von Whiskyflaschen und der Überschrift „Summer Charity für das Kinder-Hospiz Sternenbrücke in Hamburg“. Sternenbrücke? Kenne ich doch bereits von einer Charity-Abfüllung von Anam na h-Alba, die in meinem Regal steht. Ich lese mich ein und klicke auf den Paypal-Link, um mich an der Aktion zu beteiligen. Schon 564 Euro sind bisher zusammengekommen lese ich und denke „Toll, schon 564 Euro.“ Und dann: „Erst 564 Euro?“
Spontan schreibe ich Christian an, ob wir nicht auf meinem Blog ein bisschen zusätzliche Werbung machen sollen für die Aktion. Könnte ich ihm vielleicht ein paar Fragen schicken? Und ebenso spontan kommt zurück „Immer ran damit….Je mehr Getrommel, desto besser“.
Und so bekommt ihr heute einmal keinen Whisky vorgestellt und keine Brennerei, sondern Infos über eine Privataktion für einen guten Zweck. Aber mit Whisky hat’s trotzdem etwas zu tun…
Christian, bei deiner Charity-Aktion verlost du Whisky gegen Spenden – ganz vereinfacht gesagt. Erzählst du kurz, wie genau das abläuft?
Das ist im Prinzip ganz einfach, die Leute können über einen Paypal MoneyPool oder per Überweisung an mich spenden. Ich habe einfach drei Euro als Mindestspende angesetzt, und das entspricht dann einem Los. Wer mehr spenden möchte, darf das natürlich gerne machen und erhöht dadurch auch seine Losanzahl im Topf. Wer 30€ spendet, hat also auch 10 Lose.
Am Ende der Aktion kommen dann alle Lose in einen digitalen Lostopf und die Gewinner der Whiskyflaschen werden ermittelt. Ich habe mir dafür extra für mein Tablet eine Raffle App besorgt, damit auch alles fair und gerecht abläuft.
Ist das deine erste Aktion dieser Art?
Nein, ich habe zum Beispiel schon ein paar private kleine Charity Tastings veranstaltet, mal eine Whiskyflasche aus meinem Bestand versteigert oder anstatt mir unnützen Kram zum Geburtstag schenken zu lassen einfach eine Spendenaktion durchgezogen. Dazu kommen dann natürlich noch diverse Aktionen zusammen mit Tom von Anam na h-Alba, der sich ja auch seit Jahren für gute Zwecke engagiert. Zudem findet man mich ja auf vielen Whiskymessen in Deutschland, und immer in meiner Nähe die Spendendose des Hospizes.
Was sind das für Whiskys, woher kommen sie?
Anfangs waren es Samples und Flaschen aus meinem Bestand, inzwischen bekomme ich aber auch von lieben Menschen, die meine Aktivitäten unterstützen wollen, Abfüllungen gespendet.
Bei dieser Aktion hat sich eine unheimliche Eigendynamik entwickelt. Aus einer, mir auf einer Messe in die Hand gedrückten Flasche Whisky, wurden fünf, weil immer mehr Leute noch welche dabei taten.
Die Whiskys selbst sind fast immer Abfüllungen, die so kaum (noch) zu bekommen sind und daher schon etwas Besonderes.
Die Liste sieht jetzt aktuell also so aus:
- Platz 6 wird ein Sample Set meiner Wahl….lasst euch überraschen.
- Platz 5 ist ein 10 Jahre alter Blended Malt Scotch Whisky, abgefüllt für das Spirit of Speyside Whisky Festival 2015
- Platz 4 Bunnahabhain for Bonner Pfeifen 6 Cigarrenhaus, 14yo Oloroso Sherry Butt und Bordeaux Cask mit 58,5%
- Platz 3 ist ein Private Bottling; Glenglassaugh 5yo Scotch Octave mit 56,6% +10cl Sample
- Platz 2 ist ebenfalls ein Private Bottling, Glenglassaugh 5 yo Peated Oloroso Oktave mit 59,5% + 10cl Sample
- Platz 1 ein wunderschönes Private Bottling eines Glenglassaughs aus einem PX Oktave. 5 Jahre alt und 60.1% + 10cl Sample…….den würde ich am liebsten sofort aufmachen.
An dieser Stelle möchte ich bei allen bedanken, die die Sache so uneigennützig unterstützen, euch gehört der Applaus….ich reiche nur weiter.
Es gibt sehr viele wohltätige und wichtige Institutionen, Vereine und Organisationen. Warum hast du gerade dieses Projekt ausgesucht?
Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Irgendwann beschloss ich, mich sozial stärker zu engagieren, ich wollte einfach etwas ‘tun’.
Ich habe Hospize schon immer bewundert und auch die Arbeit, die dort geleistet wird. Einem todkranken Menschen in seinen letzten Tagen zur Seite zu stehen und ihn zu begleiten, ist eine Berufung der ich höchsten Respekt zolle, ich wäre dem nicht gewachsen. Zumal es hier um junge Menschen, Kinder geht.
Als endgültigen Stein des Anstoßes, warum es ausgerechnet die Sternenbrücke in Hamburg wurde, würde ich Chris Laut, Sänger der Gruppe Ohrenfeindt aus St.Pauli, bezeichnen. Chris engagiert sich seit Jahren für die Sternenbrücke und auf seinen Konzerten spricht er es auch immer wieder an.
Dazu ist der Norden meine Heimat, und so war die Entscheidung gefallen.
Wir können alle etwas dazu beitragen, unsere Welt um uns herum ein kleines bisschen besser zu machen, ich versuche es dort.
Kannst du ein bisschen vom Kinderhospiz Sternenbrücke und der Arbeit dort erzählen?
„Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben.“
Das ist der Leitspruch des Hospizes, und das versuchen sie dort im Sandmoorweg in Hamburg umzusetzen.
Das Hospiz begleitet die erkrankten Kinder und deren Familien in dieser letzten schweren Lebensphase. Durch begleitende Pflege, spezielle Angebote um die Familien zu entlasten und vieles mehr.
Die Finanzierung erfolgt zu großen Teilen über Spenden, da die Kassen nur zum Teil die Kosten übernehmen und Angehörige oft durch diese Belastung in ihrer Erwerbstätigkeit eingeschränkt sind.
Ich habe die Einrichtung bereits zweimal besucht und war jedes Mal von der herzlichen und auch fröhlichen Atmosphäre dort beeindruckt.
Und nach diesen vielen Infos von Christian ( Vielen Dank dir dafür!) zum Schluss noch eine Anmerkung meinerseits: „Wenn ich spenden will, kann ich das auch ohne so eine Aktion tun“ mag jetzt der eine oder andere einwenden. „Super“, kann ich dann nur sagen. Natürlich könnt ihr auch direkt spenden. An die Sternenbrücke. Oder für einen anderen Zweck. Aber ohne solche Aktionen wie die vom Christian würden wir im Alltag oft nicht nur mit dem Mausrädle, sondern auch gedanklich weiterscollen.
Hier ist noch der Link zur Homepage der Sternenbrücke für alle, die sich noch weiter über die Arbeit dort informieren möchten: Klick
Wenn ihr direkt mit Christian in Kontakt treten wollt, schreibt mich einfach kurz an (info ät meinwhisky.com) , ich leite eure Mail dann weiter.
Bilder: Christian Priess