Besuch der Arran Distillery featuring Lagg Distillery

Es gibt viele Gründe, die Insel Arran zu besuchen. Als „Scotland in Miniature“ ist sie beliebtes Ziel vieler Kurzurlauber, die hier Seen und Berge, Wälder und Strände, Lowland- und Highlandfeeling gleichermaßen kompakt auf 432 km finden. Auch Whiskyfreunden ist Arran seit einigen Jahren ein Begriff, denn im August 1995 nahm die Arran Distillery in Lochranza ihren Betrieb auf. Damit ist sie im Vergleich zu den meisten anderen schottischen Brennereien zwar ein Newcomer, hat sich aber in den 22 Jahren einen festen und angesehenen Platz in ihrer Mitte erobert.

Ich besuchte die Brennerei im Juni 2009 schon einmal und als ich dieses Jahr fast auf den Tag genau nach 8 Jahren wieder auf Arran war, hatte sie sich auf den ersten Blick kaum verändert. Das Äußere war unverändert und die Neugestaltung des Empfangsbereiches war augenscheinlich, bedeutete aber nicht wirklich eine bahnbrechende Veränderung. Auf der Tour durch die Brennerei offenbarte sich dann aber im Produktionsraum unübersehbar ein entscheidender Unterschied: Die Anzahl der Brennblasen hatte sich von zwei auf vier verdoppelt. Erst im Oktober 2016 musste das bisherige Paar Brennblasen zwei neuen Paaren weichen. Der Grund liegt – wer hätte es nicht vermutet – in der wachsenden Nachfrage nach Arran Single Malt und dem daraus resultierenden Verdoppeln der Produktionskapazität auf 1.2 Millionen Liter jährlich. Neben dem klassischen ungetorften Arran Single Malt wird seit 2004 regelmäßig auch ein leicht getorfter (ca. 20ppm, im Verkauf als Machrie Moor) und seit 2012 ein kräftig getorfter (ca. 50ppm) produziert. Das geschieht mit demselben Brennerei-Equipment, das nach den „Torfwochen“ dann immer gründlichst gereinigt werden muss.

 
Auf regelmäßige Reinigung wird das Team natürlich auch in Zukunft nicht verzichten, doch die Gefahr, die Phenoligkeit in den nicht rauchigen Arran zu transportieren, besteht bald nicht mehr. Die Verarbeitung des getorften Malzes wird nämlich ab Ende 2018 ausgelagert in eine separate Brennerei: Isle of Arran Distillers haben im Süden der Insel mit dem Bau der Lagg Distillery begonnen. Am 12. Februar war der erste Spatenstich und als ich im Juni einen Blick auf das Gelände warf, hatten schon deutliche Erdbewegungen stattgefunden, das erste Warehouse war fertig und auch die Silhouetten zweier weiterer waren deutlich zu erkennen. Hier gab es übrigens früher schon einmal eine Lagg Distillery: Sie stellte 1837 als letzte von einstmals 50 Brennereien der Insel den Betrieb ein, was Arran’s whiskylose Zeit bis 1995 einläutete.
 

 
Im Café der Arran Distillery traf ich mich mit Visitor Center Manager Faye Waterlow, die mir Hintergründe und Details der Lagg Distillery erläuterte. Der Neubau bedeute nicht nur die Trennung von Produktion rauchigen und nichtrauchigen Whiskys, sondern verschaffe den Arran Distillers mit den zwei zusätzlichen Brennblasen der Lagg Distillery das Potential, die Produktion insgesamt weiter anzuheben. 700.000 Liter Alkohol sollen hier jährlich gebrannt werden. Nicht nur im Bereich Whisky, der auch weiterhin das Kerngeschäft bleiben wird. „Cider and Calvados“ schwärmt Faye, belässt es aber bei Andeutungen über die Vision von Apfelplantagen im Süden der Insel, wo bereits das eigene Getreide für den Arran Whisky heranwächst. Einen wunderbaren Blick auf diese Getreidefelder werden Besucher künftig von der Lagg Distillery haben. Ein Besucherzentrum wird in der neuen Brennerei nicht fehlen und man hofft, die Zahl der Besucher durch die Verdoppelung der Whiskybrennereien weiterhin anheben zu können. 104.000 zählte man 2016 in der Brennerei in Lochranza, mehr als 165.000 sollen es werden, wenn die Lagg Distillery eröffnet ist und man vermutlich kombinierte Touren auch mit Bustransfer anbieten wird.

 

Neben Brennerei, Visitor Center, Tasting Room entstehen hier in Lagg zunächst drei große Warehouses mit je 1.000 m³ und in zweitem Schritt später noch einmal weitere drei. Sie nehmen nicht nur den Whisky der Lagg Distillery auf, sondern vor allem auch den der Arran Distillery, bei deren bisherigen Lagermöglichkeiten an die Grenzen gestoßen ist. Die Lagg Distillery soll sich harmonisch in die Landschaft einfügen, bewirkt nicht zuletzt durch geschwungene, mit Gras bewachsene Dächer. Die Linienführung der Dächer erinnert an Vogelschwingen – ist der Adler das Wappentier der Arran Distillery, so wird es hier bei der strandnahen Lagg Distillery wohl die Möwe sein, meinte Faye.