Dad’s Hat Pennsylvania Rye Whiskey. Oder: Man sieht sich immer zweimal…

Auf dem Bar Convent Berlin BCB habe ich im Oktober letzten Jahres viele interessante Leute getroffen, jede Menge Gespräche geführt und viele neue Produkte kennengelernt. Am Stand des Distilled Spirits Councils of the United States begegnete ich beispielsweise Herman Mihalich , der dort seinen Pennsylvania Rye Whiskey vorstellte. „Dad’s Hat“ heißt sein Label und er erzählte mir mit Begeisterung von sich und seinem Whiskey.

Dads Hat HermanDen ungewöhnlichen Namen verlieh Herman Mihalich seinem Whiskey zu Ehren seines Whiskey liebenden und immer-einen-Hut-tragenden Vaters, der in Monessen in  Pennsylvania eine Bar führte.  In der Wohnung darüber wuchs Herman auf, berieselt und beeindruckt von den Geräuschen, Gerüchen und Eindrücken, die zu ihm hochdrangen. Das hat ihn unausweichlich geprägt, erzählt er mir. 2010 führte die Gründung einer Brennerei in Bristol, Pennsylvania, den gelernten Chemiker dann wieder an seine Spirituosen-Wurzeln zurück. Zusammen mit dem Mitgründer John Cooper entwickelte er über zwei Jahre hinweg  das Rezept für den Pennsylvania Rye Whiskey, den sie in kleinen Batches im Pot Still Verfahren produzieren.
Sie legen großen Wert darauf, lokales Getreide zu verwenden und es ist ihnen wichtig, einen Whiskey herzustellen, der die große Rye Whiskey Tradition des Landes wieder aufleben lässt:  Aus 80% Roggen, 15% Gerstenmalz und 5% Roggenmalz setzt sich die Maische für den Dad’s Hat Rye Whiskey zusammen. Schon ab 51% Roggenanteil darf sich ein Whiskey Rye Whiskey nennen und Dad’s Hat mit nur 15% Anteil an anderem Getreide gehört zu den Rye Whiskeys mit einem sehr hohen Roggenanteil. Reifen darf das Destillat dann für mindestens 6 Monate in frischen Quartercasks (Eine Mindestlagerzeit ist für amerikanischen Rye Whiskey übrigens nicht vorgeschrieben – nur falls sich jemand jetzt fragt, ob sich dieser Whiskey dann überhaupt Whiskey nennen darf).

Dads Hat WhiskysNatürlich hatte Herman Mihalich in Berlin seinen Whiskey dabei. Den 6-monatigen Standard Dad’s Hat Rye Whiskey, einen mit einem Port- und einen mit einem Wermutfass-Finish. Aber es war busy auf dem BCB und ich konnte leider nicht alles probieren, was ich gerne probiert hätte. Ich hatte noch Standdienst und da sollte der Kopf halbwegs klar bleiben…So kam ich über ein kleines Versucherle des Dad’s Hat damals nicht hinaus. Zu wenig, um sich wirklich ein Bild zu machen, aber genug um zu bedauern, mich ihm nicht näher widmen zu können. Und nach dem BCB schlummerten die Bilder von Herman und seinen Whiskeys mit vielen anderen zusammen dann auf meiner Festplatte vor sich hin. Aber jetzt hab ich sie aus gegebenem Anlass herausgekramt.

Nun stehen nämlich tatsächlich Samples vom Dad’s Hat vor mir: The House of Whiskies (Kirsch Whisky Import) importiert den Whiskey mittlerweile. So erinnere ich mich noch einmal an die nette Begegnung mit Herman und komme ich doch noch zu einem kleinen Tasting. Wer hätt’s gedacht.

Dads Hat Samples

Dad’s Hat Pennsylvania Rye
90 Proof/ 45% vol
6 Monate

Er ist der „Standard“, der für sich als Abfüllung steht, aber dann auch nach den sechs Monaten Lagerzeit die Basis für die beiden Finishes ist.
In der Nase sehr fein und fruchtig. Das Getreide versteckt sich nicht, es duftet verführerisch heraus. Am Gaumen dann gehen die Gewürze auf. Kräftig. Warm. Roggenwhiskey in performance. Frucht, dunkle Kirschen, Eiche. Ja, eine etwas längere Lagerzeit würde ihm sicher gut tun, mehr Tiefe geben und den etwas alkoholischen, metallischen Eindruck mindern, aber der Ansatz ist sehr vielversprechend. Ein sehr mundfüllendes Gefühl. Im kurzen, trockenen Nachklang bitzelt Pfeffer auf meiner Zunge. Doch, auf diesen Dad’s Hat würde der Dad mit dem Hat wohl stolz sein 🙂

Dad’s Hat Pennsylvania Rye
Finished in Vermouth Barrels
94 Proof/ 47% vol
6 Monate + 3 Monate Finish

Ein beeindruckendes Rotbraun schimmert im Glas. Die Nase: weich, cremig, süß. Zimt? Ja, am Gaumen bestätigt sich Zimt. Dunkle Schokolade, Bitterorange. Die 47% sind deutlich da, etwas scharf auf der Zunge. Der süße Eindruck der Nase bestätigt sich, hier spielt der Süßwein deutlich mit der Roggenwürze. Ein Nachklang ist aber kaum vorhanden, da hätte ich mir etwas mehr erhofft nach dem vielversprechenden Start. Es bleibt ein etwas trockener Eindruck zurück.

Dad’s Hat Pennsylvania Rye
Finished in Port Wine Barrels
94 Proof/ 47% vol
6 Monate + 3 Monate Finish

Sattes Rot. Die Nase sagt: Ja, ich rieche Wein. Dunklen, würzigen Wein. Roggen meets Traube. Im Mund sofort ein Wow-Erlebnis: starke Würzigkeit, Nelken, Zimt, Holz. Getrocknete Früchte. Pfeffer. Das Portweinfass hat sich ganz klar durchgesetzt und die Regie übernommen. Starke Aromen. Aber sie kämpfen noch miteinander, da fehlt ein wenig die Ruhe des Alters, um diese ganzen starken Eindrücke miteinander zu verbinden. Im kurzen Nachklang klingen Röstaromen nach wie von kräftigem Karamell.

Fazit: So macht Roggenwhiskey Spaß. Ich hoffe, Herman Mihalich wird seinen Dad’s Hat in Zukunft weiter ausbauen und ihm etwas mehr Zeit zum Reifen geben, damit die Aromatik runder und tiefer wird. Bei dem Potential, das in ihm steckt, kann das ein ganz beeindruckender Whiskey werden. Ich glaub, ich hätte auch Spaß daran, diesen Rye mal in Cocktails auszuprobieren…