Durch acht Länder tourten James und Peter Wills mit ihrem Range Rover in vier Wochen, um die neuesten Produkte der Kilchoman Distillery vorzustellen. Als Söhne des Brennereigründers Anthony Wills sind sie Insider par excellence und haben nach abgeschlossenem Studium den Bereich Marketing&Sales unter ihre Fittiche genommen. Belgien, Luxemburg, Niederlande, Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz und Frankreich – so sah die Reiseroute aus, die sie mit ihrem Kilchoman Range Rover absolvierten und die am 1. Oktober ihren Abschluss fand.
In Deutschland standen vom 12. bis 17. September fünf Stopps mit unterschiedlichen Veranstaltungen auf ihrem Programm, alle organisiert vom deutschen Importeur Alba Import in Zusammenarbeit mit lokalen Händlern.
Im Raum Nürnberg sind Michael Gradl’s Whiskyfässla, Otto Steudels Celtic Whisk(e)y und die Whisky Akademie von Andreas Hertl DIE Adressen für Single Malt und sie beteiligten sich auch an der Ausrichtung des Nürnberger Kilchoman-Stopps. Nürnberg war für mich die naheste Kilchoman-Station und ich wollte mir die Teilnahme an diesem besonderen Event nicht nehmen lassen. Ich machte mich also auf ins Frankenland – und vergaß prompt die Kamera zuhause. So gibt es leider nur Fotos vom betagten Smartphone…
Schwätzchen und Leckerchen
Am Nachmittag war offenes Vorbeischauen und Tasten in der Whiskyakademie in Fürth angesagt. Bagpiperin Susie sorgte mit kräftigen Klängen dafür, dass jeder den Weg dorthin leicht fand. Drinnen begrüßte Corinna von Alba Import die Gäste, während der Hausherr die Tastinggläser mit leckeren Kilchoman-Tropfen füllte, zum Beispiel mit einer speziellen Cask-Strength-Abfüllung des Machir Bay oder dem 2014er Loch Gorm. Großer Renner: Der Kilchoman Port Cask, eine ganz besondere und limitierte Abfüllung (Tastingnotes dazu findet ihr unten). Es gab auch einige wenige Flaschen der Tourabfüllungen zu kaufen, doch nur sehr kurz: Bereits nach sieben Minuten war babbela – ausverkauft!
Natürlich waren auch James und Peter hier, ließen sich gerne in Gespräche verwickeln und Löcher in den Bauch fragen. Über die Tour, was sie sonst so machen bei Kilchoman („Alles von Getreide wenden bis Flaschen labeln!“ – aber hauptsächlich Promotion und Marketing) und wer den Range Rover fahren darf (beide).
Großer Teilnehmerkreis, großer Gläserkreis
Nach dem Besuch der Whiskyakademie Fürth ging es weiter, einmal quer durch Nürnberg zum Ramada Landhotel, in dem am Abend das große Tasting stattfand. Die letzten Vorbereitungen liefen, Gläser wurden eingeschenkt, Flaschen zum Verkauf hergerichtet und Corinna freute sich, als der Beamer beamte. Die Teilnehmer warteten brav im Foyer.
Rund 170 Teilnehmer ist eine stolze Größe für ein Tasting, aber Michael Gradl sagte es in seiner Begrüßung ganz klar: Man hätte es auch feiner und kleiner halten können, aber so hätte es viele enttäuschte Gesichter gegeben. Dann lieber schlichter, etwas enger, aber für einen größeren Teilnehmerkreis. An den Abfüllungen, den Vorträgen und den strahlenden Gesichtern der beiden Wills-Brüder änderte sich dadurch nichts.
Und auch über den zu erwartenden Ansturm auf die limitierten Sonderabfüllungen, die zum Kauf standen, hatten sich die Veranstalter Gedanken gemacht: Jeder Teilnehmer zog am Eingang drei Lose und konnte so das Recht gewinnen, eine, zwei oder drei begehrte Abfüllungen zu erwerben.
Corinna und Michael führten durch den Abend, Peter und James wechselten sich mit Vorträgen über Kilchoman Destillerie und ihre Whiskys ab. Sie erzählten vom Aufbau der Brennerei durch ihren Vater Anthony, über seine Entscheidung, durch lange Fermentationszeiten (90 Stunden!) fruchtige Zitrusaromen zu erzielen und so schon nach kurzer Fasslagerung einen aromatischen Whisky zu erhalten.
Und natürlich war nicht nur Zuhören angesagt, sondern auch Probieren und Genießen: Acht Gläser standen vor jedem Teilnehmer – nein, mit dem Wasserglas waren es sogar neun! Den einen oder anderen der Whiskys kannte der eine oder andere Teilnehmer schon, doch die mit Spannung erwarteten Highlights waren Neuheiten, die auf der diesjährigen Kilchoman-Tour ihren ersten Auftritt hatten. Zwischendurch gab es auch etwas feste Nahrung. Von Dram zu Dram wurde der Lärmpegel im Saal ein wenig lauter und ich war sehr froh, an einem vorderen Tisch zu sitzen. Der abschließende Verkauf der Whiskys verlief Dank der durchdachten Vorbereitung sehr „gesittet“ – Whiskyfreunde sind doch einfach sehr soziale und nette Menschen 🙂 .
Alles in allem war es ein tolles Event, in dem man „Kilchoman rundum“ erleben konnte, viele Infos bekam und sich richtig gut aufgenommen fühlte. Danke an das ganze Team!
Meine Tastingnotes
zu den vier letzverkosteten Whiskys, den speziellen Tourabfüllungen will ich euch nicht verschweigen:
Kilchoman Machir Bay European Tour 2014, 59,2 % vol.
In der Nase überraschend zurückhaltend, ich hatte einen „Alkoholschwall“ befürchtet. Doch die Fruchtigkeit lässt sich richtig schön genießen
Am Gaumen die Kilchoman-Zitrusfrüchte, etwas Holz, ganz klar der Rauch, der über allem schwebt. Angenehm wärmend, auf der Zunge ein wenig aggressiv. Ein paar Tropfen Wasser lassen ihn wunderbar aufgehen: Die Früchte entfallen sich breit. Lecker. Diese Fassstärke liegt für mich im Vergleich mit der Standard Machir Bay-Abfüllung, die ich auch mag, klar vorne. Mein Favorit des Abends.
Kilchoman Cask Sample, Oloroso Hogshead, 5 Jahre alt, 47,9 % vol. (Kann man nur in der Brennerei direkt kaufen)
Hier lacht der Sherry schon aus dem Glas. Das Aroma von dicken, süßen Rosinen steigt sofort in die Nase.
Sehr würzig am Gaumen und auch sehr trocken. Rauchig. Süß. Malzig. Süßer Hustensaft mit Schokolade.
Kilchoman Port Cask Matured , 56% vol.
Eine Farbe wie von Roséwein. Er ist der Whisky heute Abend, der am meisten polarisiert. Viele sind begeistert, doch ich muss mich outen: Ich gehöre nicht dazu…..
Starker Alkohol in der Nase, leichtes Butteraroma neben der Süße von Beeren.
Beerenfrucht ist auch das vorherrschende Aroma neben dem ausgeprägten Rauch. Süß süß süß. Aber: Ich kann es nur Klebstoff nennen, diesen unangenehmen Nebenton. Er hat ein tolles fruchtiges Bukett, aber meiner Meinung nach hätte er noch einige Zeit im Fass gebraucht, um diese störenden Aromen zu verlieren. Man hatte zwanzig Fässer des Port angesetzt und die jetzt alle abgefüllt. Schade.
Kilchoman Single Cask / German Roadshow; PX Sherry Finish, 5 Jahre alt, 56,6 % vol.
In der Nase Röstaromen, leicht nussig, Kirsche.
Im Mund sofort breite, malzige Süße, sehr ölig und geschmeidig. Trockener Sherry. Etwas Nuss, etwas Muskat. Natürlich Kilchoman-Rauchigkeit, die im Nachklang lange bleibt. Er hat den längsten Nachklang der verkosteten Abfüllungen, und ist irgendwie ganz anders, als man es von einem Kilchoman kennt.
