Eine wie keine: Abhainn Dearg Distillery auf Lewis

Seit einigen Jahren kann man die Entstehung und Entwicklung einer neuen Whisky Brennerei auf der Hebrideninsel Lewis beobachten: Abhainn Dearg heißt sie oder auf gut Englisch übersetzt Red River. Im Jahr 2011 wurde stolz der erste Whisky der einzigen Brennerei auf den Äußeren Hebriden präsentiert. Vor diesem Dreijährigen hatte Besitzer Mark Tayburn bereits mit dem Spirit of Lewis einen New Make angeboten und gezeigt, was da denn Gutes aus den kleinen und ungewohnt ausschauenden Stills der Garagendestillerie kommt. Wer Corinna und Dietmar von Alba Import in den letzten Jahren auf Messen an ihrem Stand besucht hat, konnte dort ihr Fässchen des Abhainn Dearg New Make bewundern und ihn natürlich auch tasten.

Gesucht und gefunden: Abhainn Dearg Whisky Destillerie auf Lewis

Als wir auf unserer diesjährigen Urlaubsreise nach Lewis kamen, war es klar, dass wir auch unbedingt bei Abhainn Dearg in Uig hereinschauen mussten. Da wir sowieso in der Nähe campten, sind wir aufs Geradewohl ohne Voranmeldung hingefahren. Wer eine längere Anreise in Kauf nimmt, sollte aber besser ein, zwei Tage vorher anrufen, um auf der sicheren Seite zu sein. Viel Personal gibt es nämlich bei Abhainn Dearg nicht und auch ein Besucherzentrum ist noch nicht eingerichtet. Auf unsere lauten „Hello?“-Rufe hin ging aber eine Tür eines Hauses auf und ein junger Mann begrüßte uns. Touris aus Deutschland? Na klar führt er uns rund!

Zack Carter ist hier Mädchen für alles. Maischen, Brennen, Fässer rollen – dies ist ein Zweimannbetrieb. „Only me and the boss“ sagt Zack stolz und meint Mark Tayburn, Marko genannt, der gegen Ende unserer Tour auftaucht und uns gerne eine Flasche seines Abhainn Dearg Single Malt verkauft. Wer schon andere Whiskydestillerien besucht hat, sollte das vor einem Besuch hier schleunigst in den Tiefen seines Gedächtnisses vergraben. Ein Vergleich mit einer herkömmlichen Brennerei ist hier absolut unangemessen. Abhainn Dearg ist anders.

Früher eine Fischfarm, jetzt die Whiskybrennerei von Lewis

Bevor die Gebäude hier zu einer Whisky Brennerei umfunktioniert wurden, war es eine Fischfarm, die großen Bassins draußen zeugen davon. Sie werden noch immer dazu benutzt, Fischnachwuchs heranzuziehen, damit so das nahe Loch Scaslavat, beliebt bei Anglern, mit genügend Nachwuchs versorgt werden kann. Das Hauptgebäude der Fischfarm wurde umgebaut und dort findet jetzt in einem Raum die gesamte Produktion statt. Um Platz für Visitor Center und mehr Lagermöglichkeiten zu schaffen, wird an weiteren Gebäuden gebaut. Praktisch, quadratisch, funktionell – Abhainn Dearg Distillery kann sicher keinen Schönheitspreis gewinnen und wer hier als Außenstehender vorbeifährt, wird vielleicht eher eine Baustelle dahinter vermuten als einen bereits seit Jahren laufenden Betrieb

Mashtuns aus Edelstahl und Washbacks aus Douglasie ähneln den Behältern in anderen Mikrodestillerien. Aber ganz einzigartig und abenteuerlich mutet die Konstruktion der beiden Stills an. Laut Marko standen illegale Brennblasen früherer Zeiten Pate, als er diese hier entwarf. Doch eines ist beim Besuch und bei den Gesprächen mit Zack und Marko sofort spürbar: Hier wird mit Enthusiasmus und Leidenschaft gearbeitet. „One Mash every week“ und daraus resultierend 1.000 Liter Alkohol jeden Monat, das ist im Moment die Größenordnung, in der die Red River Distillery produziert, meint Zack. Doch in jedem Tropfen, der aus den Abhainn Dearg Stills läuft, steckt viel Herzblut der beiden.