Mir kennet älles – auch Whisky

Auch im Land der Dichter und Denker hat man schon längst das Whiskybrennen entdeckt und deutscher Whisky gehört zum Repertoire jedes gut sortierten Spirituosenanbieters. Doch Deutschland hat schon immer den Ehrgeiz gehabt, einen eigenen Weg zu gehen und so kommt es für die meisten deutschen Brenner nicht in Frage, die Schotten einfach zu kopieren, wie es die Japaner und Inder sehr erfolgreich tun. Deutscher Whisky geht seinen eigenen Weg und wer ihn mit schottischem Single Malt vergleicht, wird ihm nicht gerecht. Auch hier bei mir im Schwabenländle gibt es Brennereien, die sich seit einiger Zeit im Whiskybrennen versuchen. Zwei sehr erfolgreiche Beispiele möchte ich Ihnen vorstellen.

In Nellingen ist der Schwäbische Highland Whisky Finch beheimatet. Wie viele anderen deutschen Whiskybrenner kommt auch Destilliermeister Hans-Gerhard Fink von der Obstdestillation her. Ein Urlaub in Schottland erweckte in ihm den Ehrgeiz, es auch einmal mit Getreide zu versuchen. Sein Grain Whisky wird dreifach gebrannt. Besonderen Wert legt Fink auf die Reifung seiner Destillate in hochwertigen Fässern und wählt für die dreijährige Lagerung französische Barrique Fässer. Beim Finch Black Label ist das Ausgangsgetreide das traditionelle deutsche Getreide Dinkel. Ihm wurde nach vierjähriger Lagerung in Barrique zusätzlich ein fast einjähriges Finish in Portweinfässern gegönnt. Der Duft von Getreide schwebt über einem Dram Finch, Vanille und Holz lassen sich schmecken. Viele fruchtige Aromen dominieren den noch sehr jungen Whisky.

Es ist ein vielversprechendes, gelungenes Produkt und der Erfolg und viele Auszeichnungen zeigen, dass Hans-Gerhard Fink auf dem richtigen Weg ist. Und der führt ihn unmissverständlich nach vorne: Mit dem Bau einer neuen Verschlussbrennerei auf dem Hofgut Aglishardt, auf dem auch große Getreideflächen bewirtschaftet werden, kann Finch stolz mit der größten Potstill Deutschlands werben und erklärt 100.000 Liter Alkohol zum Produktionsziel. Der Betrieb ist bereits angelaufen, am 28./29. April ist große offizielle Einweihungsfeier (Wer also an dem Wochenende nicht gerade auf der Whisky-Fair ist, sollte ruhig einmal hier vorbeischauen).

Nicht weit von Nellingen entfernt liegt das Örtchen Owen. Es gibt dem schwäbischen Albdinkel Whisky vom Berghof Rabel seinen Namen. Landwirtschaft und Streuobstwiesen prägen die Gegend, die zum Biosphärengebiet der Schwäbischen Alb gehört. Obstbrände entstehen hier schon seit langem. Als 1994 Thomas Rabel den Hof übernahm, baute er die Angebote des Hofes kontinuierlich aus. Seine Liebe zum Destillieren gipfelte im Bau einer neuen Schaudestillerie, mit der er eine jährliche Produktion von 1.000 Litern anstrebt. Etwas überrascht war ich beim Blick ins Fasslager: Brandneue Fässer zu sehen, ist für mich als schottischen Single-Malt-Fan gewöhnungsbedürftig, aber die Amerikaner sollen damit ja auch ganz gut zurechtkommen….

Neben dem Albdinkel stellt Thomas Rabel auch einen Single Grain her, doch der kann nach meinem Geschmack (der viele deutsche Whiskys nicht mag und eher der Obstbranntfraktion zurechnet…) nicht mit dem würzigen und nussigen Owen Albdinkel mithalten. Der ist von allen deutschen Whiskys, die ich bisher im Glas hatte, meine deutliche Nummer Eins.