Unterwegs auf dem Schwäbischen Whisky-Walk

Ihr mögt Whisky? Und ihr lauft auch gerne ein wenig durch die Natur? Dann habe ich einen Tipp für euch: Ich hatte im Mitte Mai Gelegenheit, den Schwäbischen Whisky-Walk zu erleben und nehme euch gerne in einem kleinen Bericht und Bildern mit auf diese kurzweilige Wanderung inklusive Besuch dreier Whiskybrennereien. Vielleicht bekommt ihr ja Lust, euch auch einmal auf den Weg ins Schwabenländle zu machen.

Auf nach Owen zum Schwäbischen Whisky-Walk

Treffpunkt und Start des Schwäbischen Whiskywalks ist am Bahnhof von Owen/Teck. Der Ort liegt im Lautertal zu Füßen der Burg Teck. Es ist ein kleiner, überschaubarer Bahnhof, aber Angela Weis hat den Treffpunkt auf dem Vorplatz trotzdem deutlich mit einem Whisky-Walk-Aufsteller markiert. 25 Teilnehmer kommen dort gegen 12.45 Uhr zusammen – die Tour ist wie üblich ausgebucht. Alle sind mit Outdoorjacken ausgestattet angesichts der Tatsache, dass wir gestern richtig kräftiges Regenwetter hatten und sicher nicht nur ich überlegt habe, ob ein Whisky-Walk an diesem Wochenende wirklich ein Vergnügen werden würde (schonmal vorweg: Kein einziger Tropfen hat uns während der Wanderung erwischt, es hat nur einmal kurz geregnet, während wir in der Tecker Brennerei waren). Und von Angela gibt’s für jeden Teilnehmer eine Whisky-Walk-Tasche inklusive Tastingglas und Mineralwasserflasche. Bestens gerüstet bekommen wir dann am Bahnhof einen kurzen Überblick über die Tour.WhiskywalkWhiskywalk2 Whiskywalk3Auf der schwäbischen Alb ist die Brennereidichte besonders groß. Hier im Streuobstparadies wird traditionell Obstbrand hergestellt, aber etliche Brenner haben auch ihre Liebe zum Whisky entdeckt. In Owen/Teck sind gleich drei Whiskybrenner beheimatet. Das Team der Silberburg in Tübingen, das sich intensiv dem schwäbischen Whisky verschrieben hat und unter anderem auch jedes Jahr im Herbst den Schwäbischen Whiskytag durchführt, hat im September 2012 den Schwäbischen Whisky-Walk ins Leben gerufen, der die drei Owener Brennereien verbindet.

Unter der Führung von Angela Weis (ich habe die Schwäbische Whiskybotschafterin vor einer Weile übrigens hier im Blog vorgestellt) wird es in 5-6 Stunden von Brennerei zu Brennerei gehen. Auf der Wanderung durch die Streuobstweisen und Getreidefelder des Biosphärengebiets Schwäbische Alb erzählt sie Wissenswertes über die Rohstoffe und die Grundzüge der Whiskyherstellung. Gerade mal 4,5 Kilometer werden während des Whiskywalks zurückgelegt und die kleinen Steigungen hin- und wieder lassen sich auch ohne regelmäßiges Fitnesstraining ganz gut schaffen. Die meiste Zeit wird den Besuchen der drei Whiskybrennereien gewidmet, bei denen die Brenner selbst ihre Destillerie und ihre Produkte vorstellen. Die gibt es natürlich auch zu verkosten.

Die Brennerei Gruel und ihr Tecker Whisky

Die Wanderung geht los – und wird nach ein paar hundert Metern bereits das erste Mal unterbrochen. Wir sind an der ersten Destillerie angelangt, denn die Brennerei Gruel, die den Tecker Whisky produziert, liegt mitten im Ort in Sichtweite des Bahnhofs. Immanuel Gruel, erwartet uns bereits und stellt uns seine Destillerie vor. Er hält die Brenntradition der Familie nun bereits in vierter Generation hoch und hat 2009 seine Ausbildung als staatlich geprüfter Brenner abgeschlossen. Mit dem Brennen von Whisky hatte 1988 sein Großvater Christian Gruel begonnen.

Whiskywalk5An 80 Brenntagen jährlich ist heute die 300 Liter-Holstein-Brennblase in Betrieb. Besonders stolz ist Immanuel Gruel auf den noch vom Reichspatentamt patentierten Verschluss, in dem über kleine Probeentnahmen die Menge des produzierten Alkohols ermittelt und festgehalten wird (edit:“eine Siemens Halske Alkohol Zähluhr; ein Trommelzählwerk ähnlich wie ein Schaufelrad“ meinte Angela noch ergänzend, als sie den Beitrag hier gelesen hatte). Der Zoll legt Wert auf hochgradige Genauigkeit, da er danach die Alkoholsteuer einfordert.

Whiskywalk6 Whiskywalk7 Whiskywalk12 Whiskywalk11Wir verlassen den Brennraum und begeben uns in eines der drei Fasslager der Brennerei Gruel. Es sei ein Temperaturvarianzlager, meint Immanuel Gruel, man könne es aber auch „Wellblechhütte“ nennen. Starke Temperaturschwankungen bis zu 60 Grad, bedingt durch Jahreszeit und Wetterbedingungen, lassen den hier gelagerten Whisky schnell reifen. Nach 5 Jahren ist er hier soweit wie in einem anderen Lager im Keller, wo eine ähnliche Reifung innerhalb von 8 Jahren erreicht wird. Ein drittes Lager hat er dreihundert Meter weiter in einem ehemaligen Stall eingerichtet. Mit 55% Alkoholstärke wird der New Make ins Fass gelegt.
Tecker Whisky reift zum großen Teil in Bourbon Fässern heran, aber auch Weinfässer, Sherryfässer und Portfässer sehen wir. Immanuel Gruel erklärt die Vorgänge während der Fassreifung und welch wichtigen Einfluss das Holz nimmt. Für den „Standard“ 5-jährigen Tecker Single Grain Whisky werden ungefähr drei Fünftel im Bourbonfass gereifter und zwei Fünftel im Rotweinfass gereifter Whisky gebatcht. Um geeignetes Wasser für die Whiskyproduktion und das Herunterverdünnen zu gewinnen, hat Immanuel Gruel einen Ionentauscher installiert, denn das Wasser hier ist sehr hart, der Kalziumgehalt hoch.

Whiskywalk8 Whiskywalk9 Whiskywalk10An die Theorie schließt sich natürlich auch die Praxis an: Wir begeben uns ins Nebengebäude in den Tastingraum, wo Immanuel Gruel verschiedene Whiskys ausschenkt und allgemeine Anerkennung von den Teilnehmern erntet. Neben mir fragt jemand nach dem neuen Gin des ambitionierten Brenners und der lässt sich nicht lumpen und schenkt auch davon gerne Versucherle aus.

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Angela drängt, wir müssen weiter. Es gibt eine Brezel zur Stärkung auf die Hand und los geht’s.

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Durch Streuobstwiesen und Getreidefelder

Ein kleiner Pfad führt uns in Richtung Streuobstwiesen. Die Bäume blühen gerade und stehen in voller Pracht für uns Spalier. Später säumen dann Getreidefelder unseren Weg. Beste Gelegenheit für Angela, den Rohstoff der Whiskyherstellung genauer vorzustellen. Auch nette Anekdoten und historische Geschichten weiß sie zu erzählen über die umliegenden Gemarkungen und Orte im Biosphärengebiet Schwäbische Alb, das sich vor unseren Blicken ausbreitet. Wandern macht durstig und zwei Getränkestationen warten unterwegs mit Holunderschorle und Apfel/Birnenmost auf uns.

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Der Bellerhof mit dem Danne’s Whisky

Vor uns liegt dann irgendwann der Bellerhof, auf dem uns Thomas Dannenmann mit seinem Danne’s Whisky erwartet. Wir lassen uns auf den Bänken nieder, die im Brennraum vor der Kothe-Brennblase auf uns warten. Stärkung gefällig? Häppchen von Schmalz- und Quarkbrot sind liebevoll vorbereitet und stehen auf den Tischen bereit.
Thomas Dannenmann betreibt hier eine Abfindungsbrennerei. Seit 1929 wird hier auf dem Bellerhof bereits gebrannt, den Susanne und Thomas Dannenmann als Pferdehof betreiben. Susannes Großvater hatte damals bereits einen Kornbrand hergestellt, so dass es 1990 zum ersten Whisky kein gar so großer Schritt war. Anders als Immanuel Gruel ist Thomas Dannenmann in seinem Produktionsvolumen stark eingeschränkt. Mit einem Abfindungsbrennrecht kann man zwar kleine steuerliche Vergünstigungen nutzen, darf aber nur 300 Liter Alkohol jährlich produzieren.

Whiskywalk24Lag unser „Unterrichts“-Schwerpunkt in der Brennerei Gruel auf dem Fassmanagement, so ist es die Aufgabe von Thomas Dannenmann, uns vor allem das Getreide, die verschiedenen Sorten und ihre Eigenschaften näher zu bringen. Er stellt uns neben einem Single Malt aus Gerstenmalz in verschiedenen Mälzstufen auch seinen Single Grain aus Weizen, Roggen und Gerstenmalz vor. Mit 60% kommt sein New Spirit ins Fass. Auch Danne‘s Whisky lagert in unterschiedlichen Fässern, von Bourbon- über Brandy-, Sherry- und Port- bis hin zu Madeirafässern und natürlich bekommen die Teilnehmer des Whiskywalks ausgiebig Gelegenheit, verschiedene Abfüllungen zu verkosten.Whiskywalk26

Whiskywalk27 Whiskywalk28Der Berghof Rabel mit dem Owen Whisky

Gut gelaunt und für den nächsten Marsch gerüstet geht es weiter. Na ja – allzu weit allerdings nicht, denn der Berghof Rabel liegt gleich nebenan. Thomas Rabel betreibt hier eine 300 Liter Kothe Brennblase mit einer nebenstehenden Kolonne und die Anlage ist eine richtige Augenweide. Als Schaubrennerei hat Thomas Rabel die Verschlussanlage errichtet und so liegt denn auch der Schwerpunkt während unseres Whiskywalkes bei ihm auf dem Brennvorgang selbst und er erläutert uns die Vorgänge während der Destillation. Auch sein New Make wird auf 60% gebracht, ehe er in die Fässer kommt und zum Owen Whisky heranreift. Doch bei den Fässern geht Thomas Rabel in der Regel einen anderen Weg als die beiden anderen Owener Brenner: Er benutzt hauptsächlich neue Fässer aus deutscher Eiche. Darin reifen seine Whiskys wie der Single Grain aus 85 Prozent Weizen und 15 Prozent Gerstenmalz oder auch der Albdinkel am besten, meint er.Whiskywalk29 Whiskywalk30 Whiskywalk31
Im Hofladen des Berghofes können wir seinen Owen Whisky und auch einen selbst erzeugten Whiskylikör probieren. Und auch hier werden wir wieder zusätzlich bestens mit „fester“ Nahrung versorgt und können bei Quarkschnittchen oder auch bei Brot mit Whiskylikör-Gelee zugreifen.

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Der Abschluss des Schwäbischen Whisky-Walks

Angela Weis hat in der Zwischenzeit einen kleinen Stand aufgebaut, an dem sie die Whiskys aller drei besuchten Brennereien zum Kauf präsentiert. Damit endet für mich und die meisten Teilnehmer der Schwäbische Whisky-Walk und per Kleinbus bieten die Brenner den Rücktransport zum nicht weit entfernten Bahnhof in Owen an. Einige Teilnehmer werden den Tag aber noch mit einem ganz besonderen Whiskymenü in einem Gasthof in Owen beschließen, das als zusätzliches Angebot hinzugebucht werden kann.

Whiskywalk34Whiskywalk35Es war ein schöner, unterhaltsamer, lehrreicher und kurzweiliger Tag. Danke an Angela für die professionelle Organisation und Durchführung und an die Brenner für den netten Empfang in ihren „heiligen Hallen“. Wenn ihr Lust bekommen habt, auch einmal ein wenig durch das schwäbische Biosphärengebiet zu walken und einen Eindruck von der schwäbischen Whiskybrennkunst zu bekommen, dann solltet ihr frühzeitig buchen. Auf der Internetseite zum Whisky-Walk erfahrt ihr die nötigen Details und die Termine.