Der Verkauf ist perfekt: Für 58 Millionen Pfund geht Bruichladdich an Remy Cointreau

Es ist vollbracht. Mit der offiziellen Erklärung zum Verkauf der Whisky Destillerie Bruichladdich auf deren Homepage wird ein Schlusspunkt gesetzt unter die Spekulationen um die millionenschwere Transaktion. Das Ende der Unabhängigkeit der Brennerei auf Islay ist besiegelt. Sie kostete Remy Cointreau 58 Millionen Pfund, das sind nach derzeitigem Kurs über 74 Millionen Euro. Für Whiskyfans ist die Stellungnahme von Mark Reynier, „Vater“ der Destillerie und Initiator der Neueröffnung im Jahr 2000, aber die wichtigere Veröffentlichung des Tages.

In seinem Whisky-Blog schildert Reynier sehr ausführlich die Entwicklungen, die zum Verkauf führten und die Überlegungen und Beweggründe, von denen die Beteiligten geleitet wurden. Er möchte Verständnis wecken für die Verkaufsentscheidung der Shareholder, die in all den Jahren keine Dividende sahen oder eingefordert haben und mit deren Unterstützung allein das Projekt Bruichladdich gelingen konnte. Mit der Summe von 6,5 Millionen Pfund waren sie losmarschiert und der enorme Erlös ist eine Bestätigung für den guten Stand, den Bruichladdich sich auf dem Whiskymarkt verschafft hat. Remy hat die große Chance erkannt, die sich mit dem Kauf der Destillerie bietet. Es war nicht das erste Kaufangebot für die Destillerie, über das die Shareholder verhandelt haben, aber das erste, das zu wirklich ernsthaften Diskussionen führte und das erste, in dem sie nicht nur einen finanziellen großen Gewinn, sondern auch eine angemessene Zukunft für Bruichladdich sahen. Remy hat hoch gepokert und gewonnen.

Es werde sich nichts Grundlegendes ändern an der Arbeit der Destillerie, so Mark Reynier, im Grunde hätte man nur einen großen Shareholder gegen sechzig kleine eingetauscht. Und bei dem immensen Preis, den Remy Cointreau in Bruichladdich investiert, sei es wohl nicht zu erwarten, dass sie das erfolgreiche Konzept über den Haufen werfen würden. Simon Coughlin wird Bruichladdich weiter führen wie gewohnt und auch das Ende der Mitarbeit von Master Destiller Jim McEwan sieht Reynier noch lange nicht. Zwar hätte der seinen Ruhestand für 2013 bereits angekündigt, doch seine Whiskykunst würde er deshalb sicher trotzdem nicht ad acta legen.

Für ihn selbst sei nun kein Platz mehr bei Bruichladdich, urteilt Mark Reynier. Seine Arbeit sei getan. Wohin sein weiterer Weg ihn führe, das wisse er noch nicht. Ein neues Projekt? Ein neuer Traum? „But it could never be quite like this one.” Sehr ausführlich, sehr vorsichtig versucht Mark Reynier in diesem Beitrag Verständnis zu wecken für den eingeschlagenen Weg. Es klingt wie eine Hommage an die Shareholder. Doch zwischen den Zeilen klingt Wehmut hindurch. Es ist eben doch nicht der Weg nach seinem Herzen. Chapeau, Herr Reynier!

Hier geht’s zur Erklärung auf der Bruichladdich-Homepage

Hier geht’s zur Stellungnahme von Mark Reynier

Edit 11.50 Uhr: Die Links zu den beiden Veröffentlichungen, die Bruichladdich heute morgen selbst auf Facebook gepostet hatte, laufen grad ins Leere. Ich lasse sie erstmal stehen und beobachte den weiteren Verlauf.
Edit: Okay, die Stellungnahmen werden wohl nicht mehr online gestellt. Ich habe die Links gelöscht.

Aber: Ein Hoch auf das sonst vielgescholtene Google: Im Cache speichert es noch eine Weile vom Netz genommene Seiten und man kann sie noch aufrufen.

Hier also die Ergebnisse als pdf:

News – Rémy Cointreau And Bruichladdich Reach Agreement by BRUICHLADDICH Distillery

Statement of Mark Reynier: „Blog – The Best Laid Plans by BRUICHLADDICH Distillery“

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