Grave Digger Whisky von St. Kilian – Heavy Metal und Heavy Peat

 

Mit Grave Digger und Terence Hill stellte St. Kilian vor wenigen Tagen zwei neue Whiskyreihen vor. Die beiden Terence Hill Abfüllungen (eine nichtrauchig, eine rauchig) sind nach dem großen Erfolg der Bud Spencer Whiskys eine logische Ergänzung des Repertoires. Wer will die rechte und die linke Hand des Teufels schon auf lange Sicht trennen? 

Beim Onlinetasting am vergangenen Samstag präsentierte St. Kilian diese neuen beiden Produktreihen. Mich reizten vor allem die Grave Digger Editionen, bei denen es sich um St. Kilian Single Malts handelt. Fans von Heavy Metal Musik können den Namen sicher gleich zuordnen: Grave Digger ist eine deutsche Band, die sich nicht nur im eigenen Land einen Namen gemacht hat.

Grave Digger ist aber auch im Whiskybereich bereits nicht ganz unbekannt. Vielleicht kennt ihr auch den Aureum Grave Digger Whisky der Ziegler Brennerei, der in einer schwarzen sargähnlichen Box präsentiert wurde? Er reifte in unterschiedlichen Fässern, neben Bourbon- und Sherryfässern waren auch Fässer aus Kastanienholz beteiligt. Ein kleiner Anteil getorften Whiskys sorgte für leichten Rauch. Mit dem Verkauf und der Neustrukturierung von Ziegler endete die Zusammenarbeitet mit Grave Digger.

Doch Axel Ritt („Ironfinger“, falls euch das als Metal-Fans mehr sagt…), Gitarrist der Band und leidenschaftlicher Whiskyfan, wollte sich vom Aufmischen der Whiskywelt nicht so einfach verabschieden, sondern ein neues Kapitel in Sachen Grave Digger Whisky aufschlagen. Bei Andreas Thümmler und St. Kilian lief er offene Türen ein: Metal und St. Kilian? Passt. Passt vor allem, wenn man Axels Leidenschaft für kräftig rauchigen Whisky kennt und wenn man weiß, dass die Produktion des getorften St. Kilian Whiskys mit schottischem Malz geschieht, das einen Phenolgehalt von 54 ppm aufweist.

 

Zusammenarbeit bei der Fassauswahl

Ich kenne Axel Ritt seit einigen Jahren und freute mich, dass er neben Andreas Thümmler, Eigentümer von St. Kilian, und Master Distiller Mario Rudolf ebenfalls am Tasting teilnahm. Er erzählte von der spannenden und langwierigen Auswahl der Fässer für den Grave Digger Whisky.

In die war Axel intensiv mit einbezogen, denn, so erzählte er: „Mir ist es sehr, sehr wichtig, wenn man hingeht und sagt ‚Wir machen eine Kooperation zwischen zwei starken Marken‘, dass es nicht nur ein einfaches ‚Aufkleber drauf‘ ist, sondern wirklich ein Entwickeln. Und das war ganz großartig mit dem Mario, einem unglaublich erfahrenen Menschen, der mit Sachen ankommt, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Deshalb hat es auch ein Jahr gedauert.

Wir haben so vieles ausprobiert, bis ich dann sagen konnte, das ist jetzt genau das, von dem ich auch im Namen der Band sagen kann, dass es gut wäre. Und wovon auch die Firma sagt, das wäre auch für sie gut. Das hat man sehr selten, dass eine Sache so rund läuft, und das war einfach das Tolle an der Sache. Wir sind seit vielen Jahren dabei mit Whisky, aber das ist jetzt nochmal ein neues Level.“

Neben dem Grave Digger Tunes of War, der im Fachhandel zu finden ist (UVP 59,90 Euro), gibt es auch den Metal Turf Beast (99,90 Euro). Na ja, „gibt“ ist wohl nicht ganz richtig. Er war nur im Shop von St. Kilian erhältlich und ruckzuck ausverkauft. Wer die Chance hatte, ihn im Tasting zu probieren, der wundert sich darüber aber kein bisschen.

 

Grave Digger Tunes of War

Für den Tunes of War, der nach dem wohl bekanntesten Album der Band benannt ist, suchten Mario und Axel ehemalige 225-Liter-Rotweinfässer aus. Genauer gesagt, so erzählte es Mario im Tasting, waren es regionale Spätburgunder Fässer, französische Pomerol Fässer und Ruby Port Fässer. Der Whisky, der darin für ungefähr 3,5 Jahre reifte, ist aus schottischem Malz mit 54 ppm hergestellt worden und wurde mit 47% vol abgefüllt. 6.340 Flaschen stehen insgesamt zur Verfügung. Mal sehen, wie lange das erste Batch reicht.

Im tiefen Kupferrot präsentiert sich der Whisky, es handelt sich rein um natürliche Farbe. Schon in der Nase zeigt sich ein verführerischer Duft von erdigem Rauch, ein bisschen speckig. Rote Beeren. Eiche. Würzig und süß zugleich. Der Gaumen hält, was die Nase verspricht. Die Rotweinfässer kommen deutlich heraus mit viel Frucht und Eichenwürze, verbinden sich wunderbar mit dem Rauch, der zunehmend von erdig in aschig übergeht. Ein bisschen bitzelt es. Ein vollmundiges, tiefes Aroma.

Grave Digger Metal Turf Beast

Mit dem Metal Turf Beast geht St. Kilian in Sachen Torf nochmal eine Stufe weiter: Das Ausgangsmalz dafür wurde von Glenesk Maltings auf heftige 91 ppm getorft. Gelagert wurde der Whisky in ehemaligen Oloroso-Sherry- und Portweinfässern. Allerdings hatten die nur ein Volumen von 30 Litern, so dass die Reifung schnell und intensiv erfolgte. 870 Flaschen mit 49% vol wurden abgefüllt.

Ein intensiv rauchiger und zugleich süßer Whisky. Trockener Rauch, der in Richtung Lokschuppen geht, vermählt mir Rosinen und Trockenfrüchten, mit dunkler Schokolade und intensiver Eiche. Es ist ein geballtes Aromenbild, sehr kompakt. Ich schaue, ob ein Tropfen Wasser ihn aufgehen lässt, aber er gefällt mir dann nicht wirklich besser. Er gewinnt nichts an Fruchtigkeit und verliert an Fülle – dann lieber diese pralle Wucht.

Mein Grave Digger Fazit

Ich mag sie, diese neuen Grave Diggers, sie passen in ihrer geballten Peat-Power gut zur heftigen Musik der Band. Natürlich muss man kräftig getorfte Whiskys mögen um sich für diese Torfmonster zu begeistern, aber das ist ja beim Whisky wie bei der Musik: Der eine so, der andere so. 

Da Tunes of War das erste von drei Alben der Band zur schottischen Geschichte ist, kann man sich leicht denken, dass da noch weitere Abfüllungen nachkommen werden. Insofern war die diesbezügliche Ankündigung beim Tasting, dass die Zusammenarbeit weiter geht, keine große Überraschung. Trotzdem sind wir natürlich gespannt, was Andreas, Mario und Axel noch in petto haben. Ich tippe auf kräftigen Rauch…