Liquid Madness im Glas oder: Sherry, Sherry Lady

Da kommt ein Päckchen ins Haus mit einer Sampleflasche, auf der nichts steht. Kommt schonmal vor und vom Absender Sebastian Büssing bin ich ja solche netten Überraschungen gewöhnt. Ihr erinnert euch an den Artikel im März, in dem ich euch die neuesten Kreationen des Spirits Alchimist vorstellte? Nun, damals lagen die Originallabels zur Information bei, diesmal machen er und sein Partner es ein wenig spannender.

Ein kurzer Begleitbrief enthüllt, dass es sich um das neue Projekt „The Liquid Madness“ handelt, das Sebastian zusammen mit Tilo Schnabel, in der Whiskyszene bereits als Abfüller des Labels „The Caskhound“ bekannt, gestartet hat. Außergewöhnliche Single Casks mit hervorragender Qualität wollen sie abfüllen, erfahre ich, und dass ich hier ein Sample der ersten Abfüllung vor mir habe.

Was genau es ist, das wird erst am 10.6. verraten, also zwei Tage später, aber zumindest einige Eckdaten habe ich schon einmal vor mir:

  • Single Cask 14 Jahre (destilled 28/06/06, bottled 29/4/21)
  • 59,4% vol
  • Matured in 1st Fill PX Sherry Cask (kein Transport Sherry Fass oder ein speziell für diesen Zweck mit Sherry gesättigtes Fass, sondern eines, in dem über 30 Jahre lang PX Sherry reifte)

Nun erwischte mich das Päckchen auf dem falschen Fuß, sprich: Ich komme erst jetzt dazu, mich dem Sample zu widmen. Inzwischen kam eine Pressemitteilung heraus, ich habe sie aber bewusst nicht näher beachtet. Ich verkoste den Whisky also erst einmal blind und berichte euch im Anschluss, was es über diese Abfüllung noch zu erfahren gibt.

Meine Tastingnotes zum The Liquid Madness Erstausgabe:

In der Nase: Was die dunkle Kupferfarbe des Whiskys verheißt, bestätigt sich im Aroma. Was für eine Sherrybombe! Satte, reife Zwetschge, Korinthen, süße Orange. Eiche vom Feinsten, aber eher dunkle Eichenholzmöbel. Dahinter altes Leder und ein bisschen Zündholz.

Am Gaumen trifft mich die volle Wucht des Sherrys. Satt und süß. Zwetschge und Trockenfrüchte, kräftig eingekochtes Zwetschgenmus und vollreife Feigen. Orangeat, dunkle Schokolade, stark gerösteter Krokant. Und da ist wieder der dunkle Eichenschrank aus Omas Stube. Die Stube verlassen wir dann und nähern uns dem Keller – im Hintergrund schleichen dessen erdig, leicht muffige Aromen vorbei.

Im Finish halten sich die trockenen Eichenoten und die Röstnoten.

Mein Fazit: Ein Fest für Freunde von kräftigen Sherryfass-dominierten Whiskys und sicher werden viele begeisterte Freudentänze aufführen. Ich tanze nicht ganz so wild, für mich persönlich ist das schon ein wenig too much Sherry, ich habe immer gerne, wenn man auch deutlich etwas vom Getreide dahinter wahrnimmt.

Was ist es denn nun? Ich versuche gar nicht erst, zu erraten oder zu kombinieren, woher dieser Whisky kommt und studiere die Pressemitteilung. So kann ich euch also verraten, dass es sich um einen spanischen Single Malt Whisky der Brennerei Líber handelt.

Find No.1: Líber Single Malt Whisky

Seit 20 Jahren wird in der Destilerías Líber im andalusischen Padul bereits Whisky hergestellt, erfahre ich. Die Pot Stills kommen aus Granada, das Getreide aus der Region, das Wasser als Schmelzwasser aus der Sierra Nevada und die Fässer aus spanischen Bodegas. Es handelt sich um die riesigen Gorda-Fässer, in denen jahrzehntelang Sherry lagerte.

Für diesen The Liquid Madness Find No.1 wurde das First-Fill-Pedro-Ximénez-Sherry-Butt, versehen mit der Nummer LM00121, abgefüllt. Heraus kamen 260 Flaschen à 0,5 Liter, die bei ausgewählten Händlern erhältlich seien, ihr müsst bei Interesse also einmal Ausschau halten. Die UVP liegt bei 94,90 Euro.

„Weltweit nach Spirituosen außerhalb des Mainstreams zu suchen“, versprechen Tilo und Sebastian. Wir dürfen also gespannt sein, wohin uns die nächste Reise mit The Liquid Madness führt. Auf Find No.1 folgt mit großer Wahrscheinlichkeit ja Find No.2.

Vielen Dank für das Sample, ihr beiden.