Dingle Single Malt Irish Whiskey: Der erste Standard im Glas

 

Da ist er, der erste Dingle Single Malt Whiskey, mit dem die irische Brennerei dauerhaft auf dem Markt vertreten ist. Einige der limitierten Produkte, die in den letzten Jahren erschienen, habe ich bereits probiert und sie waren richtig gut. Doch kann ein Standard, der in größerer Menge erscheint, da mithalten? Also: aufmachen und probieren.

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Zu den vielen in den vergangenen Jahren in Irland neu gegründeten Whiskeybrennereien gehört auch die Dingle Distillery. Doch Dingle ist nicht nur irgendeine von ihnen: Sie ist die erste neu eröffnete Destillerie, aus deren Brennblasen New Make floss, nachdem die etablierten Platzhirsche Bushmills, Midleton und Cooley die irische Whiskeyproduktion lange alleine gestaltet hatten.

Ursprünglich lag das Augenmerk von Oliver Hughes, Liam LaHart und Peter Mosley auf Bier. Mit der 1996 gegründeten Porterhouse Brewing Company setzen sie neue Akzente in der von großen Produzenten beherrschten Bierszene und waren und sind erfolgreicher Motor der irischen Craftbierszene. Wenn der Craft-Gedanke beim Bier funktioniert, warum nicht auch beim Whiskey? Das Interesse der drei Biermacher am Brennen wuchs und mündete in der Gründung der Dingle Distillery westlich der gleichnamigen Stadt im County Kerry.

Im Dezember 2012 wurden die ersten Fässer mit New Make befüllt und auf diesen New Make konzentriert man sich bei Dingle zu 100%: Im Gegensatz zu vielen anderen irischen Whiskey-Newcomern verzichtete man darauf, sich zunächst mit hinzugekauftem Alkohol auf dem Whiskeymarkt zu etablieren. Für den Geldfluss sorgten selbst produzierter Dingle Gin und Vodka und der Verkauf frisch gefüllter Fässer an interessierte Unterstützer, die „Founding Fathers“.

Mittlerweile hat die Dingle Distillery bereits gezeigt, was in ihren unterschiedlichen Whiskeyfässern steckt, und limitierte Small Batches des dreifach destillierten Whiskeys herausgebracht, die international Anerkennung bekommen. Dabei handelt es sich sowohl um Single Malt als auch um den irischen Pot Still Whiskey – man fährt zweigleisig.

Der erste dauerhafte Dingle Single Malt Whiskey

Letzte Woche nun präsentierte die Brennerei die erste dauerhaft auf dem Markt vertretende Abfüllung, einen Single Malt Whiskey mit 46,3% vol. Gebatcht wurde er aus Ex-Bourbonfässern (39%) und Ex-PX-Sherryfässern, allesamt Erstbefüllungen. Sechs und sieben Jahre alte Whiskeys machen den Großteil des Batches aus. 50.000 Flaschen kommen dieses Jahr auf den Markt, bis 2022 sollen es jährlich 100.000 werden.

Eine der 50.000 Flaschen fand den Weg von Irland zu mir und ich konnte den Whiskey verkosten.

 

 

Meine Tastingnotes zum Dingle Single Malt Irish Whiskey

In der Nase süße, frische Fruchtigkeit, leichte Zitrusnoten, aber vor allem Birne und reifer, süßer Apfel. Vielleicht auch ein wenig Pfirsich. Vanille, Honig. Auch Eichenoten sind deutlich vertreten, sehr würzig. Erinnert schon fast an Virgin Oak. Die Aromen spielen irgendwie in Holzpolitur hinein, dunkle Mahagonitöne – wisst ihr, was ich meine?

Am Gaumen zeigt sich der Dingle sehr präsent, intensiv. Die fruchtigen Noten von Birnen und Äpfeln sind wieder da, aber nicht so „hell“ und frisch wie in der Nase, weniger zitrusfruchtig, mehr vollreife Birnen und Apfelkompott mit Rosinen. Wie in der Nase zeigen sich auch am Gaumen die würzigen Eichenoten, Vanille ist da, erst Honigsüße, dann mehr dunkler Kandis und Karamell. Auch eine schöne Malzigkeit. Eine leichte Schärfe bitzelt hindurch wie von weißem Pfeffer. Der vollmundige Eindruck bleibt lange, bleibt lebendig.
Ein paar Tropfen Wasser öffnen ihn, er wird fruchtiger und süßer, aber auch die Pfeffernoten verstärken sich.

Ein doch recht langer Nachklang von würzigen Noten und von Süße. Allmählich stellt sich ein trockenes Mundgefühl ein.

Mein Fazit: Der Whisky hat aromatische Power, hinterlässt einen sehr intensiv-aromatischen Eindruck für einen vergleichsweise jungen Single Malt. Früchte, satte Malzigkeit und Würze ergänzen sich und treten sehr schön verbunden auf.

Und dann noch der Wrenboy

Und wer sich schon immer gefragt hat, was das denn für ein Stohmännchen ist, das die Dingle Distillery zu ihrem Logo erkoren hat: Das ist ein Wrenboy. „Wren Day“ wird in Irland am zweiten Weihnachtsfeiertag, dem St. Stephen’s Day, gefeiert und gehört auch in Kerry und in der Stadt Dingle noch sehr intensiv zum Stadtleben dazu. In Strohkostümen ziehen die Wrenboys durch die Straßen, die Bilder, die ich im Internet gesehen habe, erinnern mich ein wenig an die Umzüge der alemannischen Fastnacht.

„Wren“ ist das Wort für den Zaunkönig und ursprünglich jagten die Wrenboys an diesem Tag wohl diesen Vogel und trugen ihn aufgespießt in einer Prozession von Tür zu Tür, wobei Geld für wohltätige Zwecke gesammelt wurde. Warum ein Zaunkönig? Er wird in verschiedenen Legenden erwähnt. Als der Heilige Stephan sich beispielsweise vor seinen Verfolgern versteckte, verriet ihn ein Zaunkönig durch sein Zwitschern; Stephan wurde zu Tode gesteinigt. In einer keltischen Erzählung hat er die Wikinger, die bösen Invasoren, vor einem Hinterhalt der irischen Bewohner gewarnt. Der arme Zaunkönig kommt also irgendwie nie gut weg…

 

 

Offenlegung: Vielen Dank an die Dingle Distillery für das kostenlose Überlassen des Whiskeys. Eine Einflussnahme auf einen möglichen Bericht über den Whiskey erfolgte nicht, es ist auch kein Geld geflossen, nur der Whiskey. Ich schreibe trotzdem ganz brav Werbung über den Beitrag.