Torabhaig Distillery: Bilder eines Besuches

 

Torabhaig heißt die neue Destillerie auf der Insel Skye, die Talisker das Privileg genommen hat, sich „Die Einzige…“ nennen zu können.

In diesen Tagen ist der Torabhaig The Legacy Series 2017 in den Verkauf gegangen. Das Interesse war so groß, dass er nach kurzer Zeit fast überall ausverkauft war, obwohl die Verkaufspreise einiger Händler deutlich über den 59,90 Euro lagen, die Ende Oktober in einer Pressemitteilung des Distributors angekündigt wurden. Aber über den Whisky selbst werde ich noch in einem folgenden Beitrag berichten.

Ich dachte, das Erscheinen des Whiskys ist doch ein schöner Anlass, euch zunächst einmal Bilder zu zeigen, die ich bei meinem Besuch der Brennerei im Mai 2019 gemacht habe. Vielleicht trösten sie den einen oder anderen von euch, der im vergangenen Jahr (und vielleicht auch noch dieses Jahr) so wie ich auf eine Schottlandreise verzichten musste. Oder sie wecken erst recht die Reise-Sehnsucht…

Auf nach Skye

Die Torabhaig Brennerei ist nicht nur Ziel von Whiskyfreunden, die jetzt hier auf Skye und der kleinen vorgelagerten Insel Raasay gleich drei Whiskybrennereien in geringem Radius besichtigen können. Sie bietet sich auch Nicht-Whiskytouristen zum Hineinschnuppern an, da sie äußerst günstig an der A851 liegt, der Küstenstraße im Süden der Insel, die von der A87 abzweigt und zum Armadale Castle und zur Fähre nach Mallaig führt.

 

 

Der Himmel ist blau und es sieht nach einem wunderbar sonnigen Tag aus, als ich mit meinem Mann am frühen Morgen bei der Torabhaig Distillery ankomme. Ich habe von Deutschland aus einen Termin mit Visitor Center Manager Anne O’Lone vereinbart, die uns die Brennerei zeigen will, bevor die täglichen Besuchertouren beginnen. Im Vorjahr zählte das im März 2018 eröffnete Visitor Center bereits rund 12.000 Besucher. Die Zahlen 2019 sollten wegen der steigenden Bekanntheit von Torabhaig deutlich darüber liegen (von der Situation 2020/2021 aufgrund der Pandemie brauchen wir wohl nicht zu sprechen…).

Die Brennerei entstand auf dem Gelände einer alten Farm. Deren denkmalgeschützten Gebäude wurden aufwändig restauriert unter der Maßgabe, vorhandene Substanz und den Charakter der Gebäude zu erhalten. Entsprechend eingeengt war man bei der Gestaltung des Produktionsbereiches und der Größe und Höhe der Brennblasen. Die beiden tragen übrigens die Namen von Sir und Lady Noble. Und das hat seinen Grund.

 

 

Wie alles begann

Die Planungen für die Torabhaig Distillery begannen schon vor Jahren. Vor etlichen Jahren! Sir Iain Noble kam in den 1970er Jahren nach Skye. Er widmete sich der Wiederbelebung der gälischen Sprache und war Mitbegründer des bekannten Colleges Sabhal Mòr Ostaig. Doch auch der Whisky hatte es ihm angetan. Unter dem Label Pràban na Linne wurde Sir Nobel 1976 als unabhängiger Abfüller aktiv und hegte den Traum von einer eigenen Whiskybrennerei. Das Land dafür kaufte er schon früh und bereits 2002 wurde die Genehmigung für den Umbau einer alten Farm zur Brennerei erteilt. Als Sir Noble 2010 starb, übernahmen Mossburn Distillers, zur internationalen Gruppe Marussia Beverages gehörig, die Weiterführung und Realisierung des Projektes.

Ab 2014 begannen die Arbeiten an der heutigen Torabhaig Distillery (ich hatte damals hier darüber berichtet) und im Januar 2017 floss der erste New Spirit.

Keine Farmbrennerei, aber eine ehemalige Farm

Dem Grundriss der ursprünglichen Farm folgend sind die Torabhaig-Gebäude um einen quadratischen Innenhof angeordnet. Neben dem Produktionsbereich ist auch ein Visitorcenter mit einem einladenden Shopbereich und einem Café entstanden, dessen Angebote zum Lunch oder zum Tee man nicht nur im Innenbereich, sondern auch im Hof genießen kann.

 

 

Wenn ihr euch unten durch die Bildergalerie klickt, könnt ihr unserem kleinen Rundgang durch die Brennerei folgen. Durch den Produktionsbereich bewegen wir uns auf einer kleinen Plattform, alle Schritte der Whiskyherstellung folgen aufgrund der „Diktatur durch die Räumlichkeiten“ quasi in Reihe hintereinander ab; um Laien die Vorgänge in Abfolge zu veranschaulichen, ist das eigentlich optimal. Da alles recht beengt ist, werden Besuchertouren auf maximal acht Teilnehmer beschränkt. Dafür dauern sie üblicherweise auch nicht allzu lange. Rund 45 Minuten sollte man als Besucher etwa einplanen und darf sich zum Abschluss auf einen Dram freuen. Ich vermute, dass es künftig Torabhaig Single Malt zu verkosten gibt. Zur Zeit meines Besuches wurden Blended Malts aus dem Portfolio der Mossburn Distillers gereicht, die auch einen schönen Schlusspunkt unter die Brennereitour setzten.

Ein paar grundlegende Daten und Zahlen zu Torabhaig

Das Malz, das Torabhaig nutzt, kommt aus Schottland und ist stark getorft, im Schnitt hat es einen ppm-Gehalt von 55-65, manchmal auch bis zu 70-80. Es wird in einer Alan Ruddock Mühle gemahlen. Torabhaig besitzt eine semi-lauter Mashtun mit einer Kapazität von 1,5 Tonnen Grist. In acht Washbacks aus Douglasienholz mit je 10.000 Liter Volumen erfolgt die Gärung, die hier zwischen 70 und 100 Stunden dauert, bei manchen Runs bis zu 120 Stunden. Mittels der beiden Forsyths-Brennblasen (8.000 Liter Wash Still und 5.000 Liter Spirit Still) erzeugt Torabhaig jährlich etwa 500.000 Liter reinen Alkohol. Der reift dann (wie auch bei Talisker) allerdings nicht hier auf Skye. Der New Make nimmt seinen Weg in Tanklastern aufs schottische Festland zu Lagerhäusern der Mossburn Distillers.

 

 

Im Gegensatz zu den meisten anderen schottischen Whiskybrennereien beschäftigt Torabhaig keine Brauer und Brenner mit langjähriger Erfahrung, hier entschloss man sich zu einem anderen Weg: Unter der Einweisung und Begleitung verschiedener erfahrener Fachleute erlernten neun motivierte Quereinsteiger das Handwerk und betreiben nun die Brennerei als Team von neun Distillern. Weitere fünf Mitarbeiter sind als Festangestellte im Verwaltungs- und Visitorcenterbereich beschäftigt und während der Saison kommen etwa 15 Mitarbeiter als Tourguides und für das Café dazu.

Ein Besuch in diesem Café mit seinen kleinen Leckereien sollte übrigens nach Beendigung der Besichtigungstour nicht fehlen, wenn ihr einmal hierherkommt. Und wenn ihr so typisches schottisches Wetter habt wie wir, dann setzt euch nach draußen an einen der einladenden Tische und genießt das schlichte, malerische Ambiente.

 

Zur Website der Torabhaig Distillery geht es hier.

Danke an Herrn Carmine Manocchio von Marussia Beverages (damals noch Concept Markengetränke) für das Vermitteln des Kontaktes and thanks very much to Anne for taking the time to show us around!