Hillock im Glas: Erster Peated und neuer Chief

Wer sich ein wenig in der deutschen Whiskyszene umgesehen hat, kennt sicher die Hillock Whiskys der Brennerei Heinrich Habbel in Sprockhövel im Ruhrgebiet. Neben Single Malts existiert auch eine Linie an Roggenwhiskys, die den Namen „Chief“ tragen. Bis vor kurzem trug die aktuelle Ausgabe noch eine 4 auf dem Etikett, jetzt erschien der Hillock 5 ½ Chief.

Michaela Habbel, die zusammen mit ihrem Vater Michael die Brennerei führt, hat mir davon ebenso eine Probe zugeschickt wie vom ersten Produkt der ganz neuen Reihe von Whiskys aus getorftem Gerstenmalz, dem Hillock 4 ½ Peated. Vielen Dank dafür, leider fehlt ja gerade die Möglichkeit, neue Abfüllungen auf Messen zu probieren.

Hillock 4 ½ Peated

„Wieso jetzt die Erweiterung auf getorften Whisky?“, habe ich Michaela via Messenger-Chat gefragt. Sie erzählte mir, dass ihr Vater 1977 mit der Produktion von Whisky begonnen habe, nachdem er von schottischem Whisky angefixt wurde. Und wenn man sich als Fan schottischer Whiskys durch die Regionen probiert und begeistert von den rauchigen Islay Malts ist, dann passt ein eigener getorfter Whisky natürlich ins Programm. Das getorfte Malz wird aus Belgien bezogen, es hat einen Phenolgehalt von 45 ppm. Um kräftige Aromen zu bekommen – nein, Michaela verbessert auf „deftige“… – wird in der Hillock Park Distillery recht weit in den Nachlauf hineindestilliert, was vor allem für ihr Ziel einer längeren Lagerung wichtig sei.

Für die grundlegende Lagerung verwenden die Habbels meist Ex-Bourbon-Fässer, so auch für den neuen Hillock 4 ½ Peated. Ein halbjähriges Finish bekam er in kleinen PX-Sherry-Fässern von 70 Litern Inhalt. 70 Liter? Eine Spezialanfertigung? Ja, erklärt Michaela, die Fässer sind Rückbauten aus normalen Ex-Bourbon-Fässern, die dann ein Seasoning mit PX-Sherry erhielten. In ihnen bekommt der deutlich vom Rauch geprägte Malt eine fruchtig-süße Ergänzung.

Abgefüllt wurde ungefärbt und nicht kühlgefiltert mit 46,3% vol. Diesem ersten Hillock Peated werden weitere folgen, bei denen auch andere Fässer zum Einsatz kommen, erfahre ich. Versuche laufen beispielsweise in Amarone-Fässern.

Meine Tastingnotes für den Hillock 4 ½ Peated

Farbe: dunkles Gold, Bernstein

In der Nase: Ui, was ist das denn? Brennendes Nadelholz, frischer Teer. Ein sehr eigener Rauch begleitet ein süßes Fruchtkompott, Aprikosen und Rosinen. Je länger ich schnuppere, desto mehr tritt der Rauch in den Hintergrund und Karamell kommt hervor.

Am Gaumen: Der überfällt dich sofort mit seinem Rauch. Hier am Gaumen aber ganz anders als in der Nase, eher erloschenes Lagerfeuer, Asche. Sehr trockenes Mundgefühl. Begleitet wird der Rauch sofort von einer vanilligen Süße, von Hutzelbrot – das ist so ein schwäbisches Früchtebrot mit vielen getrockneten Früchten und Nüssen.

Im Nachklang: Der Rauch wechselt wieder in die teerige Richtung, die ich anfangs in der Nase hatte. So als wenn du an der Teermaschine vorbeigefahren bist und sie langsam am Horizont verschwindet. Ganz langsam. Da hast du lange von….

Fazit: Ob ich ihn mag? Schwer zu sagen. Ich schwanke zwischen „genial unverschämt, genial charaktervoll“ und „anstrengend“. Definitiv nichts zum einfach geschmeidig Abhängen, der fordert dich und will Beachtung. Zum Beschließen eines Tastings nochmal ein Muntermacher, ein „Hallo-Was-Ist-Das-Denn“.

(Anmerkung: Beim Schreiben des Artikels habe ich mich für die Reihenfolge „Erst Peated, dann Chief“ entschieden, aber vernünftigerweise hatte ich den Chief vor dem Peated verkostet. Absolut richtige Entscheidung in Anbetracht des ausdauernden Finishes 😉 )

Hillock 5 ½ Chief

Aus heimischem Roggen hergestellt werden die Whiskys der Chief-Linie. Der neue 5 ½ ist aber mit dem alten Chief eigentlich nicht zu vergleichen, meint Michaela. Kam der Vorgänger Hillock 4 Chief aus Ex-Bourbon und Ex-Scotch-Fässern, so erhielt der 5 ½ Chief nach einer Lagerung in Ex-Bourbon-Fässern ein halbjähriges Finish in Ex-Creamsherry-Fässern. Creamsherry ist ein „süßer Oloroso“, ein Cuvée aus Oloroso und PX-Sherry. Das kräftig-würzige Aroma des Roggenwhiskys bekommt so einen sanft-süßen Abgang, meint Michaela. Das überprüfe ich dann einmal und schenke mir die 47,5% vol ein.

Meine Tastingnotes für den Hillock 5 ½ Chief

Farbe: helles Gold

In der Nase: Brotrinde, würzig, zunehmend süß, Buttertoffee, darunter ein Hauch Trockenfrucht

Am Gaumen: sofort würzig-intensiv, frisches Brot, feuchtes Getreide. Dann schleicht Süße hervor, trocken irgendwie, nicht samtig-ölig wie ich es irgendwie erwartet habe. Ein Hauch von Vanille huscht vorbei.

Im Nachklang: Ein recht langes Finish, ich kann gar nicht sagen ob würzig oder fruchtig, ist alles harmonisch verbunden. Zwischendurch denke ich einmal kurz, jetzt wird es bitter, aber das vergeht sofort wieder und trockene Früchte klingen aus. Irgendwann, nach 5 bis 10 Minuten oder so, habe ich ein tierisch trockenes Mundgefühl. Aromen von Apfelschale im Mund. Rote, süße Äpfel. Wo kommen die jetzt her?

Fazit: In Sachen Roggenwhisky bin ich nicht sehr versiert, aber ich mag diese Würzigkeit, die sehr direkt und ohne große Schnörkel das Getreide stark im Mittelpunkt stehen lässt. Das Finish in den Cream-Fässern hat ihm eine sanfte, fruchtige Untermalung beschert, aber er wird nicht (wie von mir im Geheimen befürchtet) von einer süßen Keule erschlagen. Ich behalte ihn mal im Auge, euren Chief!