St. Kilian Signature Edition Five im Deconstruction Modus

Ausprobieren, tüfteln, herumspielen, die Möglichkeiten ausloten – die Rüdenauer Brennerei St. Kilian ist seit ihrem Start 2016 immer wieder neu für Überraschungen gut. Schon ihre „Pre-Whiskys“, die sieben Batches des Spirit of St. Kilian, zeugten von der Experimentierfreude des Teams um Master Distiller Mario Rudolf und die Signature Editions des St. Kilianischen Single Malts stehen ihnen in Sachen Individualismus nicht nach.

Samples der fünften Edition, des „Five Virgins“, warten schon einige Woche bei mir im Regal auf ihre Verkostung. Jetzt habe ich mir Zeit genommen für die ganz speziellen Drams: Neben dem Endergebnis, dem St. Kilian Signature Edition Five, hat die Brennerei auch Proben der fünf Fassarten abgefüllt, deren Whiskys für diesen dreijährigen Single Malt vermählt wurden.

Der New Make, der zum Einsatz kam, war diesmal wieder die ungetorfte Variante aus deutschem Malz, wie sie auch bei der Signature Edition 1 und der Signature Edition 2 verwendet wurde (die Edition 3 zeigte eine leichte Rauchigkeit durch die Kombination von getorftem und ungetorftem Malz, die Edition 4 entstand ausschließlich aus kräftig getorftem schottischen Malz).

Five Virgins – frische Fässer im Einsatz

Der Name ist Programm: „Five Virgins“ steht für jungfräuliche Fässer, aus fünf verschiedenen Eichensorten gefertigt. Bevor der New Make der Rüdenauer Brennerei hineinkam, hat also nichts anderes darin gelagert – kein Whisky, kein Sherry, kein Rum, kein Wein. „Das wird sicher kräftig“, denken da vermutlich einige von euch und das war auch mein erster Gedanke. Nur frische Eiche, noch dazu zu einem großen Teil aus unserem europäischen Raum – das verheißt viele Tannine und viel Holz.

Bei den Angaben zu den Fässern zeigt sich St. Kilian sehr transparent und schlüsselt die Zusammensetzung der Whiskys nach Fassarten und den Anteil beim Batchen auf. Zum Toasten und Charren habe ich nichts Offizielles gelesen, aber eine Nachfrage bei Master Distiller Mario Rudolf ergab, wie die Fässer vorbehandelt wurden.

  • Virgin 1 – Amerikanische Weißeiche – Char 3 – 190l/Fass – 34%
  • Virgin 2 – Europäische Eiche – Char 3 – 190l/Fass – 26%
  • Virgin 3 – Hybrid Amerikanische und französische Eiche – Heavy Toast – 200l/Fass – 20%
  • Virgin 4 – Pfälzer Eiche – Heavy Toast – 50l/Fass – 13%
  • Virgin 5 – Ungarische Eiche – Heavy Toast – 100l/Fass – 7%

Die Samples zeigen leichte Farbunterschiede. Zwar wurden alle Proben einheitlich auf die 52,5 % vol des Signature Edition 5 eingestellt, aber die Fässer nicht nur aus unterschiedlicher Eiche, sondern auch unterschiedlich groß und das hat nicht nur Einfluss auf den Geschmack, sondern auch auf die Farbe.

Die Geschmacksunterschiede schauen wir näher an:

  • Amerikanische Weißeiche: Honig, etwas Vanille, Butterscotch – riecht verlockend und schmeckt auch angenehm. Feine Fruchtnoten wie von Pfirsich und reifer Banane. Süß und geschmeidig, leicht, auch wenn sich die Eiche mit ihren Tanninen nicht verheimlichen lässt.
  • Europäische Eiche: Malz und viel Gewürze. Wenig fruchtige Noten, eher in Richtung Orange. Deutliche Eichenoten, trocken.
  • Hybrid (Fasskopf aus französischer Eiche war, der Rest aus amerikanischer): Immer noch viele Eiche-Würznoten, aber nicht so heftig wie aus dem europäischen Fass, wesentlich weicher und runder. Deutliche Vanille, ein bissl Frucht. 
  • Pfälzer Eiche: Dieses Sample ist irgendwie … anders. Erst denke ich, das riecht süß, dann doch nicht. Da kommen ungewöhnliche kräutrige Aromen durch. Am Gaumen seeehr würzig, viel Holz, fast bitter, scharf auf der Zunge. Also für mich braucht ihr den nie als Einzelfass abfüllen… 😉
  • Ungarische Eiche: Röstaromen, Karamell? Intensive Eichenwürze, Tannine. Eiche. Frucht habe ich kaum in der Nase und am Gaumen.

Tastingnotes St. Kilian Signature Edition Five

Süße, Honig und Bienenwachs, leichte Vanille in der Nase. Dazu Duft von Kirsche und Banane. Aber auch hier kräftige Eichenwürze. Deutlich würzige Noten auch im Mund, intensiv, aber sie lassen Fruchtnoten durch, die hier am Gaumen wohl eher in Richtung Orange gehen. Vanille und Süße bleiben. Zunächst ein volles, weiches Mundgefühl, das aber bald in Trockenheit übergeht.

Das Blending der Fässer hat dem Five eine deutliche Abrundung verliehen, dennoch bleibt er sehr kräftig in der Würze. Er beschert ein mundfüllendes, intensives Geschmackserlebnis, bei dem zur ungestümen Jugendlichkeit auch die Herrschaft des Holzes kommt.

Als besondere Abfüllung ist der Five sicher eine Bereicherung eines Portfolios und bestimmt gefällt so manchem gerade diese intensive Würzigkeit. Mir wäre er zum entspannenden Genuss wohl ein wenig zu anstrengend und ich vermisse eine gewisse Vielschichtigkeit, ein Aromenspiel am Gaumen.

Vielen Dank an St. Kilian für das Überlassen dieses Samplepaketes. Eine super Idee, diese Deconstruction-Samples.