Besuch der Lindores Abbey Distillery oder: Brenn-Tradition reloaded

Im Nordwesten der Halbinsel Fife, rund eine Stunde Fahrt entfernt von Edinburgh, liegt die Lindores Abbey Distillery. Erst seit 2017 sind ihre Brennblasen in Betrieb und trotzdem nennt sie sich stolz „The Spiritual Home of Scotch Whisky“. Einst stand hier die Abtei von Lindores und war für rund 350 Jahre reges Zentrum geistlichen Lebens. Dass sie nicht nur zum Spiritual Home der Mönche wurde, sondern auch als Spiritual Home des Whiskys gilt, ist einer Eintragung in Steuerunterlagen zu verdanken, dem ersten schriftlichen Hinweis auf Whiskydestillation: 1494 kaufte Bruder John Cor Gerstenmalz, um daraus Aqua Vitae herzustellen, heißt es dort.

Vor zwanzig Jahren begann Drew McKenzie Smith damit, sich mit der Geschichte von Lindores Abbey zu beschäftigen. Der Wunsch, hier wieder eine Whiskybrennerei zu errichten, wurde größer und größer. „Hier“, das ist die Lindores Abbey Farm, die seit 1913 im Besitz seiner Familie ist. Zusammen mit seiner Frau Helen hat sich Drew diesen Wunsch erfüllt und aus den ehemaligen Farmgebäuden wurden Brennerei, Visitor Center und Café.

Ein Brennereibesuch mit besonderer Vorbereitung

Die Überreste der alten Abtei zeugen wenige Meter entfernt noch immer von der bedeutenden Geschichte des Anwesens. Dieser Geschichte ist auch ein großzügiger Bereich des Visitor Centers der Lindores Abbey Distillery gewidmet, die ich dieses Jahr besuchen konnte. Ich kam allerdings nicht unvorbereitet her, sondern habe mich von Wolfgang F. Rothe auf das Thema Lindores Abbey einstimmen lassen: In seinem Buch „Whisky-Wallfahrten“ widmet er ein ausführliches Kapitel der Historie der Abtei und wandelt auf ihren Whisky-Pfaden (Ich stelle das Buch hier näher vor).

Draußen faszinierende steinerne Zeugen der Vergangenheit, drinnen brennende Gegenwart: 260.000 Produktionskapazität hat die Lindores Abbey Distillery heute zu bieten. Eine Zahl, die John Cor vermutlich ebenso sprachlos gemacht hätte wie das viele glänzende Kupfer und der herrliche Ausblick aus der verglasten Front des Stillrooms. Alles hier ist noch neu, sauber und hell.

Keine Frage, Lindores Abbey Distillery wurde gebaut, um Whisky zu produzieren. Aber nicht zuletzt auch deshalb, um diese Produktion zu präsentieren. Man will Touristen empfangen und die Geschichte der Abtei und die des Whiskys zu erzählen. Gastgeber will man sein, davon zeugen auch die zahlreichen großen und kleinen Events, die Helen und Drew in ihrem Reich anbieten. Eigenen Whisky können sie dabei noch nicht ausschenken, aber „Aqua Vitae“, einen leckeren selbst hergestellten „Kräuterschnaps“. Er greift den Stil der Klosterbrände des 15. Jahrhunderts auf.

Viele, viele Bilder

Macht euch am besten selbst auf zu einem kleinen Rundgang durch die Lindores Abbey Distillery und vor allem auch durch das Gelände darum herum: Es folgt eine ausführliche Bildergalerie, die zu meinem Leidwesen wieder einmal von wunderbar blauem Himmel dominiert wird. Typisch schottisch, sorry….

Und wenn ihr auf den Bildern das eine oder andere bekannte Gesicht zu entdecken glaubt, dann täuscht ihr euch nicht. Morgens meinte Julia beim Chatten: „Ach, du bist heute nachmittag in Lindores Abbey? Ich auch!“ Und wer sitzt da im Café, als ich hineinschaue? Chris und Stephan. Kleine Welt….