Ein Besuch der Penderyn Distillery, Teil 2

Penderyn Distillery Fassprobe im Glas

In meinem gestrigen Beitrag habe ich euch mitgenommen in den Produktionsbereich der Penderyn Distillery, in dem auch die beiden besonderen Faraday-Stills ihrer hochprozentigen Arbeit nachgehen und äußerst reinen Alkohol erzeugen („Ein Besuch in der Penderyn Distillery, Teil 1“). Heute zeige ich euch, was dann aus diesem New Spirit wird.

Bevor ich Brand Ambassador Nicola Schramm in die rund zwei Meilen entfernten Lagerhäuser begleitete, verbrachten wir eine nette Weile im Tastingraum von Penderyn. Viele der klassischen Penderyns kannte ich bereits, doch Nicola holte auch einige besondere Abfüllungen hervor. Den Bryn Terfel aus der Serie Icons of Wales beispielsweise, der einem berühmten walisischen Opernsänger gewidmet ist und der sich ganz in Rot präsentiert. Eine samtige Flasche, die nach Streicheleinheiten ruft. Relativ untypisch für Penderyn wurden für den Bryn Terfel nur Ex-Bourbon-Fässer ausgewählt. Würzige Aromen, Vanillenoten und solche, die an reife Bananen erinnern prägen ihn. Ich mag ihn, doch mein Favorit ist der Rich Oak. Der inzwischen verstorbene Master Distiller Dr. Jim Swan, der den Stil des Penderyn Whiskys maßgeblich prägte, hatte für diese Small-Batch-Abfüllung  ebenfalls Bourbonfässer ausgewählt, drei Stück an der Zahl. Satte Vanille, Würzigkeit, Banane, Apfel und Eichearomen machen den Rich Oak wirklich „rich“ und vollmundig. Ihr merkt vermutlich: Meine Favoriten liegen eher außerhalb des klassischen Penderyn-Stils, der von feiner Frucht und dem Einfluss von Madeirafässern dominiert wird.

Vor dem Genuss darf natürlich ein Trinkspruch nicht fehlen. Nicola wusste auch auf die Frage, was denn „Auf deine Gesundheit“ auf Walisisch heißt, Antwort: Was den Schotten das“ slainte mhath“, ist den Walisern das „iechyd da“ (gespochen „jach da“ mit einem kehligen „ch“ wie in „Dach“).

Und was Nicola ebenfalls sehr stolz präsentierte, ist das neue Design der Flaschen, auf das die Penderyn Range jetzt nach und nach umgestellt wird.

Dann aber ab ins Auto und hinüber zu den Lagerhallen und zur Abfüllung. Wer nicht weiß, was sich hier verbirgt, kommt beim Vorbeifahren wohl nie auf die Idee, dass in diesen Gebäuden hinter der unscheinbaren Front mehrere tausend Fässer mit Hochprozentigem schlummern. Als wir kamen, ging Neil Quigley gerade. Er ist Director of Operations bei Penderyn und verantwortlich für die Abläufe in Brennerei und Warenlager, für das Abfüllen und Packen. Ebenfalls im Vorbeigehen hatte ich drüben in der Brennerei Giancarlo Bianchi Hallo sagen können, der als Sales & Technical Director zum einen nach den technischen Belangen schaut, sich aber andererseits auch um den Verkauf auf dem europäischen Markt kümmert. In dieser Eigenschaft war er neulich auch auf dem  Bar & Spirits Festival auf der Wiener Hofburg und hat den Whiskyexperts ein kurzes Interview gegeben.

Im Lager treffen wir Aista Jukneviciute. Sie ist Master Distiller bei Penderyn, so wie auch Laura Davis. Die beiden Frauen wurden von Dr. Jim Swan ausgebildet und sind jetzt für Qualität und Geschmack der Penderyn Abfüllungen verantwortlich. Aista führt uns durch die Hallen, in denen der Whisky lagert, vermählt, verdünnt und abgefüllt wird. Rund 8.000 Fässer sind derzeit im Bestand von Penderyn, meint sie, und darunter sind hauptsächlich Bourbon- und Madeirafässer, aber auch Port-, Sherry- und vereinzelte andere Fässer.

Aista ist auch für den Einkauf dieser Fässer verantwortlich und wenn es sich um besondere Exemplare handelt, dann begutachtet sie sie zunächst vor Ort. So wie das Portweinfass, zu dem sie uns führt. Es ist ihr Baby, meint sie, ihr ganzer Stolz. Ein Fass, das in seinem ersten Leben 80 Jahre lang Portwein beherbergte. Nun ist es seit zwei Jahren gefüllt mit Penderyn Whisky, der zuvor rund vier Jahre in Bourbon Fässern reift. Ob wir diesen Sechsjährigen probieren wollen? Welche Frage! Das ist dann der Moment, an dem ich meine Meinung revidiere: Nicht der zuvor verkostete Rich Oak ist mein Favorit des Tages, sondern dieser. Ein Gaumenschmeichler. Würzig, aber nicht aufdringlich. Voller Trockenfruchtaromen, ohne zu süß zu sein. Mit Eichenuntermalung ohne zu viel Holz aufzuweisen. Nein, bedauert Aista, er ist leider nicht mehr zu erwerben, das Fass ist bereits versprochen. Na ja, nun bekommt der neue Besitzer drei Drams weniger….

Beim Bummel durch die Hallen fallen Behälter auf, an denen Zettel mit der Aufschrift „Water“ befestigt sind. Wasser in Containern? Aista erklärt, dass sie zu dieser Transportlösung greifen, weil der Penderyn Whisky vor dem Abfüllen mit dem Original Quellwasser herunterverdünnt wird. Und das wird nun einmal in der Brennerei entnommen. Solange man dort noch lagerte und abfüllte, war das kein Problem, aber seitdem sich die neuen Lagerhäuser hier draußen befinden, wird es mit dem LKW hergefahren. Ich verabschiede mich von Nicola und Aista, jedoch nicht, ohne sie zuvor feierlich in den Club der Sharing Angels aufgenommen zu haben – so viel weibliche Whiskykompetenz muss einfach Teil unserer „Spirituosenwissenaustausch- und Genussgruppe for women only“ sein.

Und allen, die demnächst ins Örtchen Penderyn kommen, möchte ich dringend ans Herz legen, einen Besuch des Red Lion Inn einzuplanen. Das familiengeführte Traditionsgasthaus bietet eine heimelige Atmosphäre gepaart mit ausgezeichneter Küche und lokalen Spezialitäten wie diversen Real Ales, Ginger Beer und Craft Cider.

Thank you very much, Nicola and Aista, for this great experience, your kindness and for taking your time to show me around!