Kilchoman auf Expansionskurs: Vor Ort informiert

Auf dem Weg zur Verdoppelung der Produktion

Es war Anfang Juni und ich war im Norden Schottlands unterwegs. Irgendwo in Facebook entdeckte ich ein Bild, das ein im Bau befindliches hohes Gebäude auf dem Gelände der Kilchoman Distillery zeigt. Was wird denn das??? Da Islay sowieso auf dem weiteren Reiseplan stand, würde ich mir das bald selbst anschauen können. Anthony Wills, Manager der Brennerei, räumte mir kurzfristig etwas Zeit für ein persönliches Gespräch in seinem Terminplan ein und erzählte von den Hintergründen des Neubaus.

 

Kilchoman trägt den Beinamen „Farmdestillerie“ nicht zu Unrecht: Erbaut wurde Kilchoman 2005 auf der Rockwell Farm, die sich mittlerweile im Besitz der Brennerei selbst befindet, und ein nicht unerheblicher Anteil des verarbeiteten Getreides wird auf den Feldern ringsherum angebaut. „100% Islay“ heißt der Single Malt, der aus diesem selbst angebauten Getreide entsteht. Und das wächst nicht nur hier auf den umliegenden Feldern heran, es wird auch auf dem Gelände selbst gemälzt. 2 Tonnen umfasst ein Batch Getreide jeweils, das auf den Malting Floors zum Keimen ausgebreitet wird. Beim Trocken im eigenen Kiln wird das Malz getorft und erhält einen Phenolgehalt von 20-25ppm. Das Malz, das von Port Ellen Maltings hinzugekauft wird und für die vielen anderen Abfüllungen verwendet wird, ist mit etwa 50ppm deutlich stärker getorft.

Vor einer Weile stellte Kilchoman 30% des verwendeten Malzes selbst her, erzählt Anthony Wills. Im Moment liegt der Anteil bei 20% der Gesamtproduktion, denn die ist mittlerweile auf 220.000 Liter angestiegen. Sieben Tage in der Woche wird produziert und ein Ende des Absatzhochs ist nicht abzusehen. Im Gegenteil, meint Anthony, er hat keinen Zweifel daran, dass die Nachfrage nach Single Malt Whisky auch in den kommenden Jahren weiter nach oben gehen wird. Und damit man den Anteil des Islay Barley für den begehrten 100% Islay wieder auf 30% bringen kann, entsteht derzeit ein neues Gebäude mit Malting Floor und Kiln. Statt 2-Tonnen werden dann künftig 3 Tonnen je Batch verarbeitet. Und es wird gleich so gebaut, dass eine Erhöhung auf 4 Tonnen möglich ist.

Anthony Wills macht keinen Hehl daraus, dass er im Geist die Produktionszahlen bereits deutlich anwachsen sieht. 400.000 Liter jährlich meint er, sind ein erreichbares Ziel. Es gibt Planungen für ein weiteres Stillhouse, das eine Kopie des derzeitigen sein soll. Dazu wird das Visitor Center hinter den ehemaligen Stall-Trakt der Farm verlegt werden. Und natürlich sind auch bereits neue Lagerhäuser in Planung. Damit all der Whisky auch in die Flaschen kommt, wird die Abfüllanlage demnächst erweitert.
Wer den Destilleriebesitzer kennt, weiß um seine ruhige, sachliche Art. Und genau so gelassen gibt er auch diesen Ausblick auf Planungen, die doch immerhin eine Verdoppelung der Produktion bedeuten. Grad so, als spräche er nur davon, mal eben einen neuen Gabelstapler oder einen zweiten Jeep zu kaufen. Aber im Moment brauchen den seine Jungs ja sowieso nicht. Die sind in diesen Tagen in Kalifornien auf Werbetour unterwegs. Kilchoman auch in Amerika groß machen ist der Plan.

 

Vielen Dank an Anthony Wills für das Gespräch und an Corinna und Dietmar von Alba Import für das Vermitteln des kurzfristigen Termins, als ich schon on the road war 🙂 .
Meine Bilder entstanden bereits im Juni. Damit ihr auch einen ganz aktuellen Einblick bekommt, habe ich Kilchoman um ganz aktuelles Material gebeten. Ganz frisch von heute sind diese beiden Fotos und ihr seht: Schon fast fertig!