Besuch in der Daftmill Distillery. Oder: It’s ready when it’s ready.

Daftmill Silhouette

Mitte Juni 2016. Irgendwo bei Cupar. Wir tasten uns die einsame Straße entlang und halten vergebens nach Hinweisschildern Ausschau. Dann eine einsame Farm. Ist das Daftmill? Wir erblicken den kleinen Kiln und atmen auf – gefunden. Hier gibt es weder Visitorcenter noch Besucherparkplätze und so fahren wir mit dem Wohnmobil vorsichtig in den kleinen Innenhof. Wir werden nicht erwartet und so sind wir nicht sicher, ob wir jemanden antreffen werden. Mit lautem „Hello?“, machen wir uns bemerkbar und gehen um das Farmgebäude herum. Ein Mann, der gerade in seine Stiefel schlüpft, schaut fragend auf. Es ist Francis Cuthbert, Farmer und Master Distiller und mein Ansprechpartner, der mir vor etlichen Wochen auf meine Terminanfrage per Mailkontakt hin kurz geantwortet hatte. Soweit könne er leider nicht planen, wir sollten uns einfach melden, wenn wir da seien. Das hatte ich in den letzten Tagen vergeblich telefonisch versucht und nun haben wir unser Glück kurzerhand so versucht. Ob er Zeit habe uns herumzuführen und uns die Brennerei zu zeigen? Er zögert. Okay. Aber nur ein paar Minuten.

Daftmill Distillery ist ein-Mann-Betrieb und wird von Francis betrieben, wenn es seine Arbeiten auf den Feldern erlauben. Schließlich baut er neben Getreide auch Kartoffeln und Gemüse an und hält auch einige Rinder. Die Farm geht vor, auch wenn er sichtlich stolz ist auf die Brennerei, die in der denkmalgeschützten Mühle untergebracht ist. In sechs Generationen wurde das Farmgelände in Pacht geführt, seit 1984 sind sein Bruder Ian und er selbst Besitzer. 2003 hatten sie dann die Brenngenehmigung beantragt, die am St. Patricks Day 2005 endlich erteilt worden war. Am 16. Dezember 2005 floss der erste New Spirit aus den Brennblasen. Die wurden von Forsyths in Rothes für Daftmill angefertigt nach Empfehlungen und Plänen von Berater Dr. Jim Swan.

Alle anderen Renovierungs- und Ausbauarbeiten wurden von lokalen Betrieben und Arbeitern ausgeführt, betont Francis. Kein Computer unterstützt ihn in der Brennerei, alles ist reine Handarbeit, so wie er es in Do-It-Yourself-Manier aus Büchern und bei einem Kurs an der ehemaligen Bladnoch Whisky School gelernt hat. Bis zu 20.000 Litern produziert Francis Cuthbert jährlich in der Daftmill Distillery, das ist nur rund ein Fünftel von dem, was die Kapazität erlauben würde. Die Gerste erzeugt er zum Teil selbst, aber für die Whiskyproduktion kauft er auch dazu.

Die 2.000 Liter Brennblasen werden zum Betrieb nur zu etwa zwei Dritteln gefüllt, um den Dämpfen genug Kupferkontakt zu erlauben. Der große Condenser und die Lyne Arme tun ihr übriges und so ist der New Spirit von Daftmill sehr rein und leicht, fruchtig und etwas floral. Wann denn endlich der Daftmill Whisky auf den Markt kommt, der doch nun schon 10jährig ist, frage ich. Francis zuckt die Achseln. Mal sehen. „It’s ready when it’s ready“. Er lächelt.

Aber plötzlich kommt Hektik auf, denn ein kleines Mädchen stürzt aufgeregt herein. Die Schwester sei gestürzt. Der zurückhaltende, ruhige Francis, der im Laufe unseres Gespräches deutlich aufgetaut war und zuletzt alle Zeit der Welt zu haben schien, signalisiert unmissverständlich, dass er jetzt gehen muss. Die Tour ist beendet. Die beiden hasten davon und wir stehen wieder einsam auf dem Hof. Schade, wir hätten noch gerne die beiden Fasslager besichtigt, die auch hier auf der Farm untergebracht sind. Auf der Homepage der Daftmill Distillery erfährt man über die hier lagernden Schätze leider nicht sehr viel. Aber dann eben ein anderes Mal. Eilt ja nicht….