Vom Baum zum Fass – Einen Tag in Sachen Holz unterwegs (Teil 1)

Es ist kalt, als wir den Bus verlassen und uns am Waldrand versammeln. Minus 10 Grad etwa – gefühlt deutlich kälter. Um sieben Uhr bereits waren wir in Bad Dürkheim gestartet, um pünktlich zu unserem ersten Programmpunkt hier in Annweiler am Trifels einzutreffen.

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„Vom Baum zum Fass“ ist der Workshop überschrieben, zu dem ich mich angemeldet habe wie rund 30 andere Frühaufsteher auch. Die Firma Eder GmbH in Bad Dürkheim bietet solche Workshops regelmäßig an und wie man am großen Teilnehmerkreis sieht, ist das Interesse beträchtlich. Kein Wunder – die Zahl der deutschen Whiskybrenner steigt ebenso wie die der Craftbeer-Produzenten und beide Gruppen brauchen das, was in Bad Dürkheim hergestellt oder auch angekauft und aufgearbeitet wird: Fässer. Und so sind die meisten der Teilnehmer des Workshops auch Brenner und Brauer. Sie wollen sich die Sache mit der Fassherstellung einmal von Grund auf anschauen und ein Gefühl bekommen für das Holz, das ihre Biere, Whiskys und anderen Destillate maßgeblich prägt.

Geschäftsführer Markus Eder lässt es sich nicht nehmen, den Workshop selbst zu leiten und hat uns am frühen Morgen am Dürkheimer Betrieb begrüßt. Doch hier in Annweiler übergibt er die Regie an Harald Düx, denn dies ist sein Revier. Düx ist Geschäftsführer der Trifels Natur GmbH, einer 100%-igen Tochter der Stadt Annweiler. 2007 gegründet kümmert sich das Unternehmen mit 2 Geschäftsführern und 6 Mitarbeitern um das siebtgrößte kommunale Waldgebiet, den 2.200 Hektar großen „Bürgerwald“. Ihre Aufgabe ist die nachhaltige Pflege des Baumbestandes und die Sorge dafür, dass der Bürgerwald auch ein Bürgerwald bleibt und als solcher gefahrlos von der Bevölkerung durchlaufen und bewandert werden kann. Neben der Aufgabe als Erholungsgebiet erfüllt der Wald aber auch seinen Zweck als Holzlieferant und genau deshalb sind wir heute Morgen hier.

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Die ganze Region des Pfälzer Waldes, auch Annweiler, ist geprägt vom Buntsandstein. Da das Wasser hier mühelos nach unten wegdriften kann, wachsen die Bäume langsam – ein großer Vorteil, wenn man auf festes, solides Holz wert legt. Hier wird zertifizierte und nachhaltige Holzwirtschaft betrieben, darauf weist Harald Düx stolz hin. Der Bürgerwald setzt sich aus 65% Laub- und 35% Nadelholz zusammen. Auf Baumarten verteilt sind es 44% Buche, 18% Kiefern, 14% Eichen, 7% Fichten, 5 % Douglasien und 4 % Lärchen. Na ja, und ein Rest dies und das.
Wer noch mehr Zahlenmaterial möchte: Pro Minute wächst das Holzvolumen des Bürgerwaldes um 0,02 m³,  in einer Stunde also um 1,2 m³.

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Die prächtigen Stämme, die wir hier draußen aufgereiht – förmlich „aufgebahrt“ – bewundern können, sind aber nicht dafür gedacht, die Stuben der Bevölkerung schön warm zu halten. Hier ist ein zentraler Wertholzlagerplatz, auf dem die besten Stämme zusammengetragen und vor einer öffentlichen Versteigerung zum Begutachten preisgegeben werden. Deutsche Eiche dominiert das Wertholzgeschäft hier. Nicht nur die Firma Eder hat Interesse an diesen besonders gleichmäßig gewachsenen, möglichst astlochfreien Stämmen zum Bau von großen, tadellosen Fässern. Vor allem die Möbelindustrie ist ein sehr interessierter und zahlungskräftiger Kunde und deckt sich hier mit hochwertigem Furnierholz ein. 700 € pro Festmeter muss man im Schnitt hinlegen für dieses Holz. In den letzten 5 Jahren ist der Preis somit um rund 30-40% angestiegen. Und wenn ein Stamm eine besonders makellose Schönheit ist, dann geben die Einkäufer nach dem Begutachten hier vor Ort auch gerne ein noch höheres Gebot ab.

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Aber Wertholz wird nicht nur versteigert, es kann auch direkt eingekauft werden, frisch aus dem Wald sozusagen. Und wie das dann abläuft, bekommen wir hier heute Morgen live zu sehen: Nach der Baumschau durch Harald Düx und Markus Eder und der Auswahl des hochgewachsenen Favoriten sind die Forstarbeiter mit der Säge gefragt. Im Anschluss an das erfolgreiche und zielsichere „Baum fällt!“ wird der Stamm noch entastet und per Seilwinde den Hang hinunter auf den Weg gerückt. Dort erfahren wir, wie so ein Stamm vermessen und beurteilt wird.

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Auf den Abtransport „unseres“ Baumstammes wollen wir aber nicht warten und machen uns mit dem Bus auf den Weg zurück nach Bad Dürkheim. Dort können wir uns bei einem Brezelfrühstück erst einmal aufwärmen, ehe es draußen wieder weiter geht.
Darüber berichte ich hier im zweiten Teil des Beitrages über den Workshop „Vom Baum zum Fass“.

Aber hier zunächst noch eine kleine Bildergalerie zum bisher Beschriebenen: