Glenmorangie Bacalta – Premiere mit Liveschaltung und Verkostung

Auf Einladung von Moet Hennessy kamen gestern Abend in München, Paris und London Medienvertreter zusammen um am offiziellen Startschuss für den Glenmorangie Bacalta teilzunehmen. Bei dieser Abfüllung mit einer besonderen Madeirafass-Nachreifung handelt es sich um die achte Ausgabe der sogenannten Private Edition, einer jährlich aufgelegten Sonderabfüllung. Verbunden waren die drei Veranstaltungsorte in einer Liveschaltung mit Edinburgh, von wo aus die „Väter“ des Bacalta die Verkostung leiteten und Rahmeninfos zur neuen Abfüllung gaben: Dr. Bill Lumsden, Director of Distilling and Whisky Creation, und Brendan McCarron, seit 2014 Head of Maturing Whisky Stocks und Lumsdens designierter Nachfolger „in Ausbildung“.

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Die Veranstaltung in München, zu der ich eingeladen war, fand in relativ kleinem Rahmen statt in sehr angenehmer und entspannter Atmosphäre. Passend dazu war der Plauderton, in dem Lumsden und McCarron von der Entwicklung des Glenmorangie Bacalta erzählten, durch die Verkostung leiteten und sich den Fragen aus München, Paris und London stellten. Es war eine PR-Veranstaltung, keine Frage, und die beiden Whisky-Entwickler wurden erwartungsgemäß nicht müde, ihr Produkt zu loben. Doch die Möglichkeit, den Glenmorangie Bacalta im Vergleich zu Traditional und zum Lasanta zu verkosten und als Ergänzung auch einen Malmsey Madeira im Glas zu haben, empfand ich als sehr wertvoll.

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Der Glenmorangie Bacalta baut auf dem Traditional auf, so die eindeutige Aussage von Dr. Lumsden. Wenn auch keine genaue Altersangabe und Reifedauer in den Ex-Bourbonfässern erfolgte, können wir also wohl von 10 Jahren ausgehen. Die Angaben zur besonderen Nachreifung waren dann eindeutiger und genau: Zwei Jahre lang lagerte Madeira in frischen, stark getoasteten Fässern aus amerikanischer Weißeiche, die Glenmorangie auf die portugiesische Insel brachte. Madeirawein gewinnt seinen süßen Charakter vor allem dadurch, dass die Fermentation durch die Zugabe von Weinbrand bewusst unterbrochen wird, solange der Restzuckergehalt noch hoch ist. Beim verwendeten Madeira handelte es sich um sogenannten Malmsey Madeira, der aus der weißen Malvasia Rebe gewonnen wird und der süßeste und süffigste unter diesen Dessertweinen ist. Er hätte damals, als er die Weichen für den Bacalta stellte, durchaus Versuche mit allen Madeira-Rebsorten gemacht, meinte Lumsden, und Bual und Malvasia hätten am besten gepasst. Letztere wurde dann ausgewählt. Während dieser zwei Jahre auf der Insel wurden die Fässer mit dem Wein der Sonne ausgesetzt und förmlich „gebacken“, wie es für Madeiraweine typisch ist. „Bacalta“ ist denn auch das gälische Wort für „gebacken“.

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Nach diesen zwei Jahren, in denen Holz und Madeira sich intensiv austauschen und verbändeln konnten, wurden die geleerten Fässer ins deutlich kühlere Schottland zurückgeholt. Sie gaben dem in Ex-Bourbon Fässern vorgereiften Glenmorangie Whisky dann während weiterer zwei Jahre Lagerzeit ihren süßen Schliff. Auf die Nachfrage aus dem Publikum hin, wie oft und in welchen Abständen denn der Reifegrad überprüft wurde, meinte Dr.Bill Lumsden, die Fässer für die besonderen Editionen unterlägen intensiverer Beobachtung als „normale“ Fässer und etwa alle 3 Monate würden Proben gezogen. Wenn man sich auf das Ende der Lagerzeit hin zubewege, würden die Abstände auch geringer und könnten sich bis gegen wöchentlich bewegen, ergänzte Brendan McCarron. Um diesen häufigen Zugriff zu diesen Fässern unproblematisch zu gestalten, werden sie allesamt in alle leicht zugänglich in Dunnage Warehouses gelagert.

Wie bei der Private Edition üblich, wurde auch der Glenmorangie Bacalta un-chillfiltered mit 46% vol abgefüllt und kommt limitiert in den Handel. Was „limitiert“ heißt und wie viele Flaschen denn nun vom Glenmorangie Bacalta erhältlich sind, dazu gab es auch auf gezielte Nachfrage hin keine genaue Antwort. Wie auch erwartungsgemäß nicht auf die Frage nach der nächstjährigen Private Edition. Dr. Bill Lumsden ließ sich nur zur Aussage bewegen, dass sie absolut anders sein wird als alle acht Ausgaben zuvor.
Die offiziellen Tastingnotes des Glenmorangie Bacalta findet ihr in der betreffenden Pressemitteilung, beispielsweise hier bei den Whiskyexperts.

Ich gebe euch aber gerne auch noch meine persönlichen Eindrücke weiter:

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Er ist ein enormer Nasenschmeichler, der Bacalta. Der Madeira ist unzweifelhaft da, das machte der direkte Vergleich mit dem ebenfalls ausgeschenkten Malmsey Madeira deutlich. Doch der Bacalta ist keine erschlagende „Madeirabombe“, wie man vermuten könnte. In erster Linie verströmt er Honig- und Karamellaromen und setzt viele fruchtige Akzente wie von vollreifen Orangen und Aprikosen.

Am Gaumen ist der Bacalta weich. Ich habe ein mundfüllendes Gefühl. Auch im Geschmack habe ich wieder Orangenaromen, gebackene Birnen und eine leichte Süße, die mich an diesen dunklen Zuckerrübensirup erinnert. Marzipan. Feigen. Und wie in der Nase gilt auch hier am Gaumen: Der Bacalta ist deutlich weniger süß als ich erwartet (befürchtet…) hätte. Was sich sehr schön entwickelt sind würzige Noten wie Nelken und Muskat und ein wenig Pfeffer an den Zungenrändern. Für ein Weinfassfinish finde ich den Bacalta überraschend „un-trocken“, was für mich eine der auffallendsten Besonderheiten dieser Madeirareifung ist. Aber üblicherweise lagern Weine sonst wohl auch nicht in amerikanischer Weißeiche.

Der Glenmorangie-Charakter bleibt beim Bacalta wunderbar erhalten und die Madeirafass-Nachreifung unterstreicht die warmen Zitrusaromen sehr schön. Die aromatische Würzigkeit gefällt mir, auch wenn sie nicht so tief geht und lang anhaltend ist, dass ich von einem Jahrhundertwhisky sprechen würde. Aber im Vergleich mit dem Lasanta gewinnt von der Ausdruckskraft her für mich klar der Bacalta. Er darf gerne wieder in mein Glas.
Interessant wäre sicher auch ein Vergleichstasting mit einem früheren Madeiracask-Finish von Glenmorangie.

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Wer sich gerne eine Aufzeichnung der Liveschaltung zu Dr. Bill Lumsden und Brendan McCarron anschauen möchte, hat ab morgen Gelegenheit dazu auf der Newsseite der Whiskyexperts.

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