Tastingnotes zu drei Einzelfassabfüllungen speziell für den deutschen Markt: Bruichladdich, Bunnahabhain und Balblair

In den Lagerhäusern von unabhängigen Abfüllern schlummern Schätze, die manchmal auch als Einzelfassabfüllung auf den Markt kommen. Kirsch Whisky Import ist der deutsche Importeur für Signatory und präsentiert ab und zu speziell für den deutschen Markt ausgewählte Single Malts. Ich habe zwei solcher Abfüllungen verkostet. Als dritter im Bunde machte ein ebenfalls speziell für Deutschland abgefülltes Release des unabhängigen Abfüllers Gordon & MacPhail mein kleines Tasting komplett.

Kirsch Whisky

Bruichladdich 12 Jahre , Sherry Butt, 2003/2015, 61,9% vol

Simply Good Whisky by Kirsch
keine Farbstoffe, keine Kältefiltrierung

Bruichladdich 12Nase: Leichte, süße Fruchtaromen. Feigen vielleicht. Das Sherryfass ist wahrnehmbar, aber nicht überpräsent, denn der Bruichladdich-eigene leichte Buttertwist schwingt noch mit. Malz. Frischer Speck? Nein, vielleicht eher ein Hauch von Zündholz.
Gaumen: Ja, Sherry. In Alkohol eingelegte Pflaumen. Die Aromen sind sehr voluminös und kräftig und der Geschmack präsentiert wesentlich mehr Sherryfülle als die Nase angedeutet hatte. Über 60% sind eine Menge Alkohol, aber dieser Bruichladdich wirft damit nicht um sich und schreit nicht nach Wasser. Wer trotzdem ein paar Tropfen hinzugibt, kann ein paar fruchtige Aromen mehr herauskitzeln und die Sherrysüße tritt ein wenig in den Hintergrund.
Nachklang: Der süße Nachhall des Sherrys verklingt nicht schnell, sondern klingt noch eine ganze Weile nach. Leichte Eichenoten schwingen mit.
Insgesamt ein Whisky, der nett zu trnken ist, aber mir wohl nicht lange in Erinnerung bleibt.

Bunnahabhain, First Fill Sherry Butt, April 2004 – März 2016, 11 Jahre, 49.7% vol

Signatory Vintage, Single Cask Seasons 2016 Spring, selected by Kirsch
keine Farbstoffe, keine Kältefiltrierung

Die Single Cask Seasons Reihe von Signatory in Zusammenarbeit mit Kirsch Whisky Import präsentiert zu den Jahreszeiten passend ausgesuchte Abfüllungen. Dieser Bunnahabhain ist die diesjährige Frühjahrsedition. Zuvor gab es bereits andere (gab es keine Sommeredition oder habe ich nur keine gefunden?):
Single Cask Season 2014 Winter: Ledaig 2004/2014, 1st fill Sherry Butt, 60,6 %
Single Cask Season 2015 Spring: Clynelish 1996/2015, refill Sherry Butt, 49,9 %
Single Cask Season 2015 Autuum: Glenlivet 1996/2015, 1st fill Oloroso Butt, 50,4 %
Single Cask Season 2015 Winter: Bowmore 2001/2015, refill Sherry Butt, 55,4 5

Bunnahabhein 2004Nase: Eine sehr feine Nase, zarte Orange, Kirsche. Ein Hauch von Eiche.
Gaumen: Ein kräftiges Bukett breites sich aus wie aus einem bunten Früchtekorb. Da sind süße Orangen, dunkle, vollreife Kirschen, Mandeln. Eiche. Was die Nase zart angedeutet hat bestätigt sich hier tiefaromatisch. Dunkle Schokolade kommt noch hinzu. Röstaromen. Herbe, tabakähnliche Noten. Alles passt wunderbar zusammen, die Aromen spielen sehr harmonisch miteinander.
Nachklang: Ein langer Nachklang lässt die Früchte angenehm nachschwingen, bevor sich holzige Noten und Röstaromen bis zuletzt halten.

Balblair, refill Ex-Bourbon Cask, 1996-2016, 19 Jahre, 45,4% vol

Fass-Nr. 415, 153 Flaschen
Exclusively bottled for Germany von Gordon and MacPhail, keine Farbstoffe, keine Kältefiltrierung

Balblair 1996Nase: Helle Früchte steigen auf. Süßer Apfel, Ananas. Honig rieche ich und einen Hauch Anis. Insgesamt ein sehr feines, zartes aber sehr vielversprechendes Aroma.
Gaumen: Den Honig, der in der Nase nur sanft mitschwang, nehme ich am Gaumen als erstes wahr. Dann kommen Äpfel, Birnen. Auch Malz ist da, sehr aromatisch und angenehm. Vanille ist kaum wahrnehmbar. Der Balblair macht einen fast samtig-cremigen Eindruck. Der Gaumen wird trocken und Eichenoten und Röstaromen kommen zum Vorschein. Mmmmmh – da entwickelt sich Schokolade.
Nachklang: Leicht bittere Röstnoten lassen die Erinnerung an dunkle Schokolade nur langsam verblassen. Das samtige Mundgefühl bleibt.

Mein persönlicher Favorit des Abends?

Nicht einfach zu sagen, denn die drei Whiskys zeigen unterschiedliche Komposition, aber keine ist so überwältigend, dass ich absoluter Fan würde. Aber wenn ich einen Nachschlag wählen sollte, dann würde ich wohl das Balblair-Glas hinhalten. Das hat weniger mit dem Alter oder der Alkoholstärke zu tun als wohl eher damit, dass meine Vorlieben (wer hier öfter mal mitliest, weiß das vermutlich bereits) eher fein-fruchtigere Whiskys aus Ex-Bourbon Fässern als sherryfassgereifte süße Tropfen sind.