Glenmorangie Milsean im Glas

Mit dem Glenmorangie Milsean bringt die Highland-Brennerei aus Tain ihre siebte Abfüllung der Private Edition Serie heraus. Erste Hinweise wurden bereits im Internet veröffentlicht und auch die Flasche war bereits zu sehen: Was für ein Eyecatcher! In rot und weiß gehalten mit der gestreiften Halskrause erinnerte sie mich irgendwie an bunte Jahrmarktstände. Kein übliches Outfit für eine seriös daherkommende Single Malt Flasche. Von gedeckten, highlandromantischen Farben keine Spur, hier ist eher fröhliche Verspieltheit angesagt. Als gestern ein Vorab-Sample des Glenmorangie Milsean zum Tasting bei mir eintraf, brauchte ich den Karton nur kurz anzuschauen um zu ahnen, was wohl darinnen ist: Die rot-weißen Streifen sagten alles….

Aus den beiliegenden Infos geht hervor, dass sich einer Lagerung in Ex-Bourbonfässern ein Finish in portugiesischen Rotweinfässern anschloss. Diese wurden vor ihrem Einsatz einer starken Röstung unterzogen; dieses Verfahren wurde laut Pressemitteilung erstmalig in der Geschichte der Brennerei angewendet. Ziel war die Betonung süßer Aromen im Whisky. Über die Dauer der jeweiligen Lagerzeiten erfahren wir ebenso wenig wie über die Anzahl der abgefüllten Flaschen. Der Milsean wird nicht kühlgefiltert und mit 46 % vol abgefüllt.
Die offiziellen Notes sprechen von Erinnerungen an einen Süßwarenladen (deshalb wohl auch die nette Beigabe zur Flasche in Form von Bonbons und Pralinen), von süßem und würzigen Bukett, von Zuckerrohraromen, reifen Früchten und Buttertoffee. Kirschen, Engelwurz, Orangeat, karamellisierte Früchte – ich bin gespannt, ob sich mir diese Aromen auch im Glas präsentieren.

Meine Tastingnotes zum Glenmorangie Milsean:

Die Farbe: Ein helles Gold, ganz leicht ins Rot spielend.

Die Nase: Ein weicher, zarter Duft steigt aus dem Glas auf. Süß und etwas schüchtern. Langsam entwickeln sich weinige Noten und Fruchtaromen. Ananas. Duftender Apfel. Kokosnuss? Süßes Toffee.

Der Geschmack: Im Mund dann eine kleine Überraschung: Ich hätte nach den Vorankündigungen über den Süßwarenladen einen kleinen Zuckerschock erwartet und nach meinem Nosing eine Toffeepackung mit saftiger Fruchtfüllung. Aber der Glenmorangie Milsean ist weder ein „Hallo-hier-bin-ich-der Süßling“-Whisky noch eine fruchtige Über-Offenbarung. Er kommt eher fein daher, zeigt Kirsch- und Mangonoten. Trockenbeeren. Angenehme Fudge- und Röstaromen, Eiche und würzige Noten machen sich breit in meinem Mund. Dann schlägt der Milsean einen eher würzigen Ton an, herb und trocken. Flüchtig huscht dunkle Schokolade vorbei, Bitterorangen im Gefolge.

Der Nachklang: Sanft wie sie gekommen sind schleichen sich die Aromen aus. Die Eiche bleibt in Erinnerung, ebenso die herben Röstnoten.

Fazit: Das Glenmorangie Milsean Tasting öffnet mir nicht ungestüm eine Tür ins Süßigkeitenparadies. Es lupft eher verheißungsvoll den Deckel einer Bonbonniere. Statt aromatischem Tiefgang beschert der Milsean eine unbeschwerte, spielerische Leichtigkeit. Eigentlich sollte er nicht jetzt während der knackigen Wintertemperaturen erscheinen, sondern im Frühling, wenn laue Lüftchen wehen. Beim Glenmorangie Tusail letztes Jahr hatte ich die Notenskala bemüht, deshalb auch hier der Versuch einer Einschätzung: 8 von 10 auf meiner persönlichen Werteskala.

Wer den Glenmorangie Milsean kaufen möchte, wird es nicht leicht haben: In den Shops, in denen er zum Kauf angeboten wurde, war er innerhalb kurzer Zeit vergriffen.

Glenmorangie Milsean FlascheVielen Dank an Moet-Hennessy für das Verkostungssample zum Glenmorangie Milsean Tasting.