Whic bringt eigene Abfüllungen heraus von Tobermory und Bruichladdich

Ob ich nicht vielleicht die neuen Eigenabfüllungen von Whic verkosten möchte, klopfte Arne Wesche bei mir an. Eigene Abfüllungen? Ich kannte Whic (Whiskycircle) bisher eigentlich „nur“ als Onlineshop. Seit einer Weile bietet man auch umfangreiche Whisky-E-books zum kostenlosen Download an, aber Whic als Abfüller war mir neu.

Es gab wohl schon einmal eine eigene Abfüllung, aber ganz aktuell sind vier Whiskys ins Sortiment aufgenommen worden, die ich heute verkosten konnte. Die Auflage reicht von 36 Flaschen, also lediglich einem sehr kleinen Fassanteil, bis zu 180. Bei den großen unabhängigen Abfüllern will Whic damit wohl (noch?) nicht mitspielen, es ist vermutlich vielmehr ein kleines Ergänzungsangebot für die Kunden des Shops, die auf der Suche nach etwas Besonderem sind.

Ein Tobermory Sample und drei mit Bruichladdich Whisky fanden also den Weg zu mir.

Whic 2

Tobermory 1995/2015 20 Jahre Hogshead

WhicWhisky1Destilliert 18.07.1995
Abgefüllt 17.08.2015
132 Flaschen
Fassnr. 1241
54,5 % vol Fassstärke
Nicht kühlgefiltert, ohne Farbstoff

Nase: Sofort sind sehr intensive Noten da, das Aroma entfaltet sich sehr schnell. Duftende Apfelschale, reifer Pfirsich. Eiche, nur wenig Vanille.
Gaumen: Volle, aromatische Fruchtfülle. Saftiger Apfel, aber frischer Apfel, kein Kompott. Ein Hauch Vanille, dann zeigen sich auch salzige Noten. Das Ganze ergibt ein volles, öliges Mundgefühl, der Geschmack verteilt sich im gesamten Mundraum.
Nachklang: Lang, warm, würzig, trocken. Mandelaroma. Und dann: Ist das eine leichte Rauchigkeit, die da nachhallt?

Ein aromatischer und vollmundiger Whisky; ohne störende Schnörkel, richtig schön solide gemacht und gereift.

Bruichladdich 2006/2015 9 Jahre Bourbon Barrel

WhicWhisky2Destilliert 10.05.2006
Abgefüllt 14.08.2015
48 Flaschen
Fassnr. 317
55,2 % vol
Nicht kühlgefiltert, ohne Farbstoff

Nase: Zurückhaltend zunächst in der Nase, er muss sich erst langsam entwickeln. Zögernd zeigen sich leichte Düfte von gelben, reifen Birnen, die dann Raum gewinnen. Ananas und andere exotische Noten lassen sich ahnen.
Gaumen: Die Birnen sind auch am Gaumen präsent, satte Fruchtaromen entwickeln sich. Etwas Karamell. Vorne auf der Zunge prickelt es, Pfeffer macht sich bemerkbar. Spicy. Holznoten sorgen für einen würzigen Unterton.
Nachklang: Mittellang, würzig, geprägt vom Holz. Ein leicht bitteres Aroma hallt nach.

Ein klassischer Bourbonfass gelagerter Whisky mit Frucht-, Vanille- und Holznoten. So ganz ist es für mich kein typischer Bruichladdich, dafür hat er nicht genug von dieser „Buttrigkeit“.

Bruichladdich 2003/2015 11 Jahre Sherry Hogshead

WhicWhisky3Destilliert 25.11.2003
Abgefüllt 27.08.2015
36 Flaschen
Fassnr. 1333
46 % vol
Nicht kühlgefiltert, ohne Farbstoff

Nase: Ja, da ist es, dieses Bruichladdich-Aroma! Butter, cremiges Sahnebonbon, Erdbeermarmelade. Süße Aromen.
Gaumen: Hoppla, was ist das? Rauch? Nur zart ist er da, mehr wie ein Schatten. Doch es ist Rauch, unzweifelhaft. Dominant sind aber die Erdbeersahnelutschbonbon-Aromen, die vanilligen Buttergebäcknoten, süß und cremig. Darunter leicht salzige Noten.
Nachklang: Es bleibt ein süßes Mundgefühl und ein zart rauchiger Eindruck. Eiche klingt nach und es kommen Röstaromen durch.

Wer einen kräftigen Sherry-Whisky sucht, liegt hier nicht richtig. Dies ist ein Bruichladdich, der seine typische Süße und Sahnigkeit präsentiert und angenehm mit rauchig-salzigen Anklängen spielt. Das Sherryfass hat eher nur verhaltene Trockenfruchtaromen hervorgerufen.

Port Charlotte 2003/2005 12 Jahre Hogshead

WhicWhisky4Destilliert 07.07.2003
Abgefüllt 01.09.2015
180 Flaschen
Fassnr. 660
56 % vol
Nicht kühlgefiltert, ohne Farbstoff

Nase: Lagerfeuerrauch; Regen auf heißen Asphalt; Buttercreme; Melone
Gaumen: Noch kräftigerer Rauch als in der Nase; dann wird es leicht salzig und sehr phenolisch. Pfeffer und Salz, Zitrone und kalte Asche. Der Rauch ist prägnant, aber er überdeckt die anderen Aromen nicht radikal, sondern lässt sie zu ihrem Recht kommen.
Nachklang: Der Rauch klingt sehr lange nach und paart sich mit einer pfeffrigen Würzigkeit.

Ein Fest für Freunde des Torfs – hier bei diesem „heavily peated“ Bruichladdich halten sich Rauchigkeit, Süße und Salz angenehm die Waage – na ja, in Richtung Rauch schlägt sie doch vielleicht ein kleines bisschen mehr aus.

Bilder: eigenes und Whic