Wolfburn Distillery: Besuchsbericht und viele, viele Bilder

Hoch im Norden Schottlands ist seit vorletztem Jahr die Wolfburn Distillery in Thurso aktiv. Ich habe euch hier bereits ausführlich darüber berichtet. Als Silke und Markus von My Whisky Port jetzt im Sommer während ihres Urlaubs in der Nähe der Brennerei waren, habe ich sie gefragt, ob sie nicht netterweise einmal dort vorbeischauen könnten. Ich musste sie nicht lange bitten… 🙂
Hier ist also ein Gastbeitrag von Silke über den Besuch dort mit Infos und vielen tollen Bildern. Herzlichen Dank dafür!

Wolfburn Distillery (by My Whisky Port)

Auf unserer Schottlandtour im August verschlug es uns wie immer auch in den hohen Norden rund um Wick und Thurso. Auf einen Tipp von Petra hin machten wir uns auch auf, die noch recht neu gegründete Wolfburn Distillery der Aurora Brewing Ltd. zu erkunden. Die nördlichste Destillerie auf dem schottischen Festland!
Ein Termin war telefonisch schnell und unkompliziert noch am selben Tag gefunden und so fanden wir uns gegen 4:30pm zusammen mit einem schwedischen Paar im Gewerbegebiet von Thurso ein.

Von außen ist die Destillerie im Vorbeifahren nicht gleich auszumachen. Aber schon beim zweiten Blick rund um die schlichte Halle mit modernen zwei Lagerhäusern entdeckt man typische Zeichen einer Distillery.
Charlie Ross führte uns fast 90 Minuten gemütlich und gründlich in Geschichte und Arbeit von Wolfburn ein. Das aktive Team, Shane Fraser und Ian Kerr, hatte an diesem Tag Pause.
Charlie ließ jedoch keine Wünsche offen und keine Fragen unbeantwortet, was seine Aussage, er wäre nur Tourguide und hätte eigentlich keine Ahnung, komplett entkräftete.
Während unseres Besuchs war die Mashtun leer und es wurde gerade nicht destilliert. Dafür konnten wir wunderbar in alle Kessel hineinschauen.

Wolfburn bringt in einer Halle alles unter, was eine Destillerie braucht. Richard Forsyth, der die Stills nach den Wünschen des Wolfburn Teams entwarf und fertigte hatte auch sonst einen großen Anteil am Gelingen des Projekts. Es sind zudem einige Teile aus alten Destillerien mit eingebracht worden. Zum Beispiel die alten Washbacks der Caperdonich Distillery, die nun als Wasserspeicher dienen und ein paar weitere Details.

Wolfburn Distillery Building
Wolfburn Distillery Building
Wolfburn Distillery Backside
Wolfburn Distillery Backside
Wolfburn Distillery Office
Wolfburn Distillery Office
Wolfburn Distillery Modern Mill
Wolfburn Distillery Modern Mill
Wolfburn Distillery Washbacks
Wolfburn Distillery Washbacks
Wolfburn Distillery Mashtun
Wolfburn Distillery Mashtun
Wolfburn Distillery Mashtun close up
Wolfburn Distillery Mashtun close up
Wolfburn Distillery Washback Mashtun
Wolfburn Distillery Washback Mashtun
Wolfburn Distillery Stills +Tanks
Wolfburn Distillery Stills +Tanks
Wolfburn Distillery Stills
Wolfburn Distillery Stills
Wolfburn Distillery Still close up
Wolfburn Distillery Still close up
Wolfburn Distillery Spirit Safe
Wolfburn Distillery Spirit Safe

Eckdaten der Wolfburn Brennerei:

  • Baubeginn war im Frühling 2012, ganz in der Nähe der ehemaligen Wolfburn Distillery, die es von zirka den 1820ern bis in die 1870er Jahre dort schon einmal gab. Es gibt keinerlei Funde von Flaschen dieser Destillerie, aber sie war nachweislich dort. Sie gibt der neuen Brennerei nun ihren Namen.
  • Die Produktion der Destillerie ist am 25. Januar 2013 angelaufen. Der erste Whisky wird also im Januar 2016 abfüllbar sein. Geplant sind eine Sonderabfüllung, aber auch eine reguläre Abfüllung mit zirka 60.000 Flaschen jährlich.
  • Wolfburn stellt überwiegend nicht getorften Newmake her. Seit 2014 jedoch gibt es auch Destillationen mit getorftem Malz um die 10ppm. Auch gibt es Lagerungen in Fässern, die ehemals getorften Whisky enthielten. Ansonsten findet man verschiedenste Fasstypen im Warehouse.
  • Washbacks aus Edelstahl und eine Mashtun, ebenfalls aus Edelstahl mit kupfernem Deckel bilden mit den 2 kupfernen Stills der Firma Forsyths das Herz der Destillerie.
  • Es werden 115.000 Liter Spirit pro Jahr destilliert. Wie genau, kann man wunderbar auf der Homepage der Destillerie sehen. http://www.wolfburn.com/the-distillery/the-process/ SEHR SEHENSWERT!!! (edit von Petra am 23.07.2018: Ich seh grad, dass der Link mittlerweile ins Leere führt und entferne ihn).
  • Fermentiert wird in kurzen und langen Einheiten zwischen 65 und 80 Stunden. Dies kommt durch den Arbeitsrhythmus zustande. Es wird nicht an allen Tagen der Woche und auch nicht an den Wochenenden destilliert.
  • Der traditionell 73 und 61 destillierte Newmake hat am Ende um die 69%vol Alkohol und wird mit Wasser aus dem nahe gelegenen Wolf Burn auf die mittlerweile üblichen 63,5% gebracht.
  • Abgefüllt wird direkt vor Ort per Hand in Warehouse 1.
  • Nicht essentielles, aber ein schönes Detail: Der Wolf von Wolfburn ist einer Zeichnung Konrad Gesner aus dem 16. Jahrhundert entliehen. Ein Fabelwesen in Schottlands hohem Norden der damaligen Zeit, das auch „Seewolf“ genannt wurde.
    Der Seewolf kann zu Lande und Wasser wandeln und ist zudem ein Glücksbringer.
Wolfburn Distillery Warehouses
Wolfburn Distillery Warehouses
Wolfburn Distillery Filling
Wolfburn Distillery Filling
Wolfburn Distillery Casks
Wolfburn Distillery Casks
Wolfburn Distillery Cask No 1
Wolfburn Distillery Cask No 1

Tastingnotes zweier Wolfburn Produkte:

New Make 2015, 63,5%vol:
Nase: Erstaunlich fruchtig-leicht. Birnen. Oder Aprikosen? Auch weitere Gartenfrüchte erinnern ein wenig an Obstler, aber auch Malznoten und eine leicht grasige Frische sind auszumachen.
Das leere Riedel Glas Zuhause bei der Nachverkostung riecht wie frisches Heu und zeigt ganz deutliche Getreidenoten. Wie auf dem Maltfloor kurz nach dem Wenden! Aber erst nach ein paar Minuten Standzeit.
Gaumen: Zwetschgen und Birnen, eingebettet in malzige und sehr angenehm ölige und wiederum grasig frische Noten. LECKER! Da ist viel Potenzial drin!
Finish: Leicht und fruchtig, durch die angenehme Öligkeit mittellang und mild.

Quarter Cask 55, 2,5 Jahre alt, 61,3%vol:
Nase: Wieder die Früchte, jedoch schwächer und in Balance mit Vanille und Honignoten.Irgendwo hat er für mich einen Akzent von Salzmandeln.
Optik: Farbe von hellem Honig, deutliche, schön langsam laufende Tränen bilden sich im insgesamt geschlossen ablaufenden Vorhang. Ablaufen am Glasrand.
Gaumen: Kräftig, leicht ölig und mit deutlicher, angenehmer Eiche spielen Gewürze, Vanille und Honig sich in den Vordergrund und lassen die Früchte erst nach und nach durch. Die Mandeln haben sich nicht gehalten, aber die leicht salzige Note schon.
Finish: Früchte und Honig verschwinden recht flott. Danach die Vanille. Die salzig-ölige Würze und die Eichentöne hat man noch etwas länger präsent. Für sein Alter ein gebührender, angenehmer Abgang. Wenn auch die Gewürze verklungen sind, endet man wieder wieder im Maltfloor des New Make. NICE 🙂 Ich mag ihn sehr und freue mich schon auf die ersten Abfüllungen.

Wolfburn Distillery Tasting
Wolfburn Distillery Tasting
Wolfburn Distillery Tasting 2
Wolfburn Distillery Tasting 2
Wolfburn Distillery Bottles
Wolfburn Distillery Bottles

Unser Fazit:

Ein gelungenes Projekt, ein kompetentes Team und deswegen auch ein viel versprechender Spirit. Den „fertigen“ Whisky zu verkosten, können wir kaum erwarten.
Auf jeden Fall werden wir im nächsten Jahr gern wieder vorbei schauen.

 

Bilder: My Whisky Port (Silke Le Carpentier und Markus Mai-Le Carpentier)