Ardbeg Supernova 2015 im Glas

Dann öffne ich also mein Sample mit dem Ardbeg Supernova 2015 und reihe mich ein in die Riege der medialen Verkoster – oder vielmehr „Vorkoster“, denn diese neue Abfüllung ist erst am 12. September als Committee Release zu erwerben. Zum Preis kann ich bisher noch nichts sagen, aber vermutlich wird Ardbeg den Supernova richtig schön hochpreisig anbieten.Warum? Weil sie es können…

Der 12. September war auch im vergangenen Jahr der Erscheinungstermin des Supernova 2014, an diesem Tag kamen die Proben mit dem Ardbeg-Spirit von ihrer dreijährigen Weltraummission auf der ISS zurück. Jetzt, nach einem Jahr, hat Ardbeg die Forschungsergebnisse veröffentlicht und Dr. Bill Lumsden hat sich sehr begeistert geäußerst. Ja, es gibt Unterschiede zwischen der Reifung in der Schwerelosigkeit und der auf der Erde, sagt er. Die genauen Ergebnisse der chemischen Analysen könnt ihr im Whitepaper nachlesen, das auf der Ardbeg-Seite als pdf zur Verfügung gestellt wird. 
(edit: Ich seh grad, dass das pdf nicht mehr abrufbar ist und entferne den Link)

Ardbeg Supernova

Ardbeg Supernova 2015 Tastingnotes

Wenden wir uns also dem Ardbeg Supernova 2015 zu, der zu jeder Minute seiner Reifung der irdischen Schwerkraft ausgesetzt war. Wie viele Minuten das waren, erfahren wir nicht, aber immerhin es waren wieder 100 ppm, die das Malz „phenolisierten“, fast doppelt so viel also wie bei sonstigen Ardbeg-Abfüllungen üblich. Macht sich das bemerkbar? Oh ja! Bereits beim Einschenken steigt mir kräftiger Torfrauch in die Nase. Der Supernova strahlt in hellem Gold – besonders, da netterweise gerade die Abendsonne hinein scheint 🙂 . Ich habe keinen SN 2014 mehr zum direkten Vergleich, aber den hatte ich blasser in Erinnerung.

Nase: Fast als wenn man auf der Autobahn durch eine Baustelle fährt, in der gerade die Teermaschine zugange ist. Teergeruch, kalter Ascherauch. Geben wir dem Supernova ein klein wenig Zeit, dann liegt über dem Whisky immer noch ein deutlicher Aschegeruch, aber darunter kommen wie durch einen Schleier andere Aromen zum Vorschein. Jodige, phenolige und salzige Noten, Leder, aber auch Zitrusaromen. Ich habe deutlich säuerliche Aromen in der Nase. Ist es Zitrone oder doch eher die Säure eines herben Weißweines? Säuerlich mag ein wenig negativ klingen, so ist es aber nicht gemeint. Es ist eine frische Säure, die sehr gut eingepasst ist und als eine Art Grundnote mitschwingt. Malz ahne ich.

Geschmack: Holla, ich hab mich noch ein wenig lustig gemacht über die Marketingformulierung „Sternenexplosion“, aber eine kleine Supernova ist es schon, die sich da sofort im Mund entwickelt. Da ist heftiger Rauch wie von Holzkohle, da ist deutliches Salz, da ist sofort ein Brennen auf der Zunge. Kein Brennen wegen der hohen Alkoholkonzentration von 54,3%, sondern ein Brennen wie von Chilipulver. Das Brennen verlagert sich dann an den Zungenrand und wird da eher zu einem pfeffrigen Prickeln. Frische Noten von Gras und Zitrone verbinden sich mit dem stets präsenten Rauch, der nach hinten in den Gaumen zu kriechen scheint. Der Mund wird richtig trocken.

Nachklang: Den schmeckt man sicher auch noch am nächsten Morgen, denn die trockene, phenolige Asche macht sich überall breit. Trocken, pelzig ist der Mund. Genial irgendwie.

Fazit: Peat Heads werden den Supernova 2015 lieben, hier werden die 100 ppm sehr gut umgesetzt. Beim letztjährigen Supernova 2014 fehlte mir ein wenig die Tiefe der Aromen; hier kommt mir zwar auch keine größere Aromenvielfalt entgegen, aber das, was sich entdecken lässt, spielt ineinander und ergänzt sich harmonisch. Ein rauchiger, aber zugleich sehr frischer Ardbeg. Und diese unverschämte Pfeffrigkeit macht Spaß.

Im Chat hab ich grad einer Freundin mitgeteilt: „Hab den Supernova getestet und davon richtig Durst bekommen. Irgendwie verlangt der nach einem Bier hinterher. Meinst du, ich kann das so schreiben?“ „Klar,“ meint sie.  „Schreib doch, der Supernova macht Lust, danach dem Grundmaterial nachzuspüren….“
Aber vorsichtig, Leute, das Bier wird im Mund irgendwie zum Rauchbier 🙂

Dankeschön an Moet Hennessy für die Zusendung dieses Vorab-Samples.