Säntis gibt den Startschuss zum Appenzeller Whiskytrek. Oder ganz einfach: Ein Erlebnisbericht

Der Appenzeller Whiskytrek war lange ein gut gehütetes Geheimnis. Im direkten Umfeld der Locher AG und der Appenzeller Bergwirte bekamen etliche natürlich mit, dass da etwas im Busche war in Sachen Whisky. Aber es drang nichts an die breite Öffentlichkeit, weder in den Printmedien noch über die sozialen Netzwerke. Das Appenzeller Magazin verschob sogar den Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe um einige Tage. Man wollte nicht als Whistleblower fungieren und trotzdem topaktuell von der neuen touristischen Attraktion im Alpstein berichten zu können: vom Appenzeller Whiskytrek!

Für den 5. Mai 2015 war der offizielle Startschuss angesetzt. Pressevertreter und Hüttenwirte wurden dazu eingeladen. Dann durfte endlich die Katze aus dem Sack und der Whisky des Appenzeller Whiskytreks aus den Fässern! Ich konnte bei dem Event dabei sein und nehme euch in einem Rückblick mit auf meinen Ausflug nach Appenzell und zum Seealpsee hinauf. Es ist ein Vorgeschmack darauf, was euch beim Whiskytrek und dem Projekt Appenzeller Whisky erwartet.

Am besten, ihr schenkt euch ein Glas Säntis ein. Lehnt euch beim Lesen und Betrachten der Bilder entspannt zurück. Und für alle, die dann am besten sofort selbst starten wollen, habe ich im Anschluss noch ein paar generelle Infos und Links zum Appenzeller Whiskytrek angefügt.

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Auf geht’s zum Projektstart Appenzeller Whiskytrek

„9.45 Uhr Kaffee & Brötli im Brauquöll in Appenzell“ stand es im Ablauf, der mit der Einladung zur „Weltpremiere im Alpstein“ gekommen war. Im Gastraum des Besucherzentrums der Locher Brauerei stand alles bereit. Bald waren die Tische bunt besetzt mit Journalisten, Fotografen und den Wirten des Berghüttenvereins.

Karl Locher, Inhaber der Brauerei Locher AG begrüßte uns. Er gab, unterstützt von Marketingleiter Urs Dähler und dem bekannten Schweizer Moderator Marco Fritsche, einen kurzen Rückblick auf die Brenngeschichte des Hauses. Er erzählte, wie alles begann mit Säntis Whisky und dem Appenzeller Whiskytrek. Das Destillat wird in alten Bierfässern gelagert, was dem Säntis Malt seinen besonderen Charakter verleiht. Finishes in verschiedensten anderen Fässern sorgen dann für die bunte Produktpalette, die wir vom Säntis kennen.

Wie bunt sie aber ausgelöst durch ein Gespräch zwischen Karl Locher und Bergwirt Sepp Manser vor vier Jahren einmal werden sollte, das haben sich die beiden damals sicher nicht träumen lassen. Er könne doch auch einmal ein Fass bei sich auf der Hütte lagern und den Whisky dort direkt verkaufen, meinte der engagierte Wirt. Gesagt getan. Und ruckzuck war der Whisky ausverkauft. Gute Erfahrungen muss man nutzen und voranbringen. So entstand die Idee, auch die anderen Hütten im Alpstein mit einzubeziehen.

27 Säntis Malt Editionen des Appenzeller Whiskytrek warten auf uns

Säntis Malt in unterschiedlichste Fässer zum Nachreifen umfüllen, auf jeder der 27 Berghütten im Alpstein eines davon lagern und den Whisky dort vor Ort – und nur dort! – verkaufen: Die Reaktionen der Bergwirte auf diesen Vorschlag der Locher AG waren zunächst sehr unterschiedlich gewesen. Von total positiv bis „Schnapsidee“. Amüsiert berichten uns einige Wirte darüber. Doch je mehr sich die Zweifler mit dem Thema Whisky beschäftigten, um so überzeugter wurden auch sie, dass dieses Projekt das Potential zu etwas ganz Großartigem hatte.

„Mach es zu deinem Projekt“ heißt es doch so schön in der Werbung einer Baumarktkette. Und das taten die Wirte. Mit Begeisterung gingen ausnahmslos alle daran, auf ihren Hütten die unterschiedlichsten „Unterkünfte“ für ihr Fass herzurichten. Sie ließen es sich auch nicht nehmen, beim Transport der Fässer im vergangenen Jahr selbst mit Hand anzulegen. 27 verschiedene Fässer für die 27 Appenzeller Berggasthäuser. Manche Fässer wurden per Seilbahn transportiert, manche mit dem Pferdefuhrwerk, einem Traktor oder sogar per 4-Mann-Tragegestell: Die Hütten im Alpstein liegen nun einmal nicht bequem an der Schnellstraße.

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Die Säntis Edition Brauquöll macht den Anfang

Nach dieser kurzweiligen Einführung ins Projekt Appenzeller Whiskytrek ging es dann ans Eingemachte bzw. Eingelagerte. Eine Station des Appenzeller Whiskytreks ist nämlich das Brauquöll selbst und so wartete jetzt der erste Whisky auf uns. Claudia Nyffeler, Leiterin des Besucherzentrums, ließ es sich nicht nehmen, uns „ihre“ Edition Brauquöll selbst vorzustellen. Begeistert schwärmte sie von den wunderbaren Aromen des drei Jahre in Bierfässern gelagerten und dann drei Jahre im spanischen Süßweinfass nachgereiften Whiskys.

„Begeistert“ ist übrigens das Wort, das an diesem Tag auf fast jeden passte, den wir trafen…. Ich werde mich bemühen, es trotzdem nicht ständig zu verwenden. Ich stimme ihr zu: Er ist ein absolut würdiger Vertreter des Appenzeller Whiskytreks, dieser Säntis Brauquöll, mit seinen Karamell- und Nussnoten, mit fruchtigen Aromen von Birne und Johannisbeere und einem Hauch dunkler Schokolade.

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Ein kleiner Film vermittelte uns dann einen Eindruck von der „Fässer-auf-die-Hütten-bringen“-Aktion, als Marco Fritsche, selbst Appenzeller, die Patenschaft für den Whiskytrek übernahm. Der „Götti“ ist stolz darauf, bei allen Transporten dabei gewesen zu sein. Und er nahm natürlich auch heute am Startevent teil. Stolz auf das Projekt ist auch Jörg Hans, Brennmeister zu der Zeit, als dieser Whisky entstand und die verschiedenen Fässer für das Projekt ausgewählt wurden. Auch er fehlte nicht bei diesem Pressetermin und dem weiteren Programm. Und auf diesem Programm stand nun: „Fahrt nach Wasserauen, anschließend kurze Wanderung zum Seealpsee“.

Auf geht’s zum Whiskytrek in den Alpstein

Wie es sich für diesen wichtigen Tag gehörte, lachte die Sonne über Appenzell. Es war warm. Bei rund 25 Grad kam nicht nur ich im Pressetross unter der Führung von Urs Dähler und Marco Fritsche beim Marsch bergan zum Seealpsee und den beiden dortigen Berggasthäusern ins Schwitzen. Doch die Landschaft um uns herum und dann erst recht der Seealpsee mit seinem traumhaften Panorama entschädigte uns über die Maßen.

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Die Säntis Edition Forelle ruht in luftiger Höhe

Im Berggasthaus Forelle umsorgte uns das Team um Familie Fritsche mit kühlen Erfrischungen, mit leckeren Appetithäppchen und natürlich auch mit ihrem Säntis Malt Edition Forelle. Zwei Jahre in Bierfässern und danach drei Jahre im Ruby Portweinfass lagerte er und schmeichelt der Nase mit Aromen von exotischen Früchten. Am Gaumen dann klingen viele Gewürze an, fast wie bei einer Weihnachtsbäckerei. Dazu kommen Nüsse und Schokolade, die einen langen Nachklang bescheren.

Dass auch angenehme Holznoten durchklingen, ist dem Fass selbst zu verdanken und nicht seinem ganz speziellen Lagerort, wenn man es auch fast meinen könnte: Zwischen zwei Tannen wurde ein kleines Baumhaus errichtet, aus dem das Fass  nun jedem ankommenden Wanderer verheißungsvoll entgegenblickt. Als erstes Fass der Whiskytour wurde es sogleich unter großem Hallo und eifrigem Kameraklicken mit einem kunstvoll gestalteten Metallkranz mit dem Logo des Whiskytrails ausgestattet. Ja, schön vorsichtig sein – nicht zu tief bohren…!

Whiskytrek 8 Whiskytrek 12Whiskytrek 11Whiskytrek 10Whiskytrek 7Im Palast der Winde residiert die Säntis Edition Seealpsee

Nach der erholsamen Verwöhnpause in der Sonne ging es weiter: Der nächste steile Anstieg wartete auf uns. Aber da sich das Berggasthaus Seealpsee bereits in Sichtweite befand, wurden die Stufen hinauf im Nu und beschwingt genommen. Hier hat das Wirtepaar Madeleine und Dani Parpan-Dörig sein Fass zwar nicht in luftiger Höhe untergebracht, aber luftig ruht es allemal: Es residiert im „Palast der Winde“, einem Häuschen mit Wänden aus aufgeschichteten Holzscheiten, durch die der Wind hindurchstreichen kann.

Diesmal stehen wir vor einem Cognacfass, in dem das zuvor für zwei Jahre im Bierfass gelagerte Destillat nun seit drei Jahren nachreift. Wir dürfen auch diesen Whisky Seealpsee degustieren. Er bringt würzige Noten an den Gaumen, Apfel, Birne und ein leichte Schärfe. Und er hat deutliche Eichennoten zu bieten, die in einem trockenen Nachklang münden. Beim Anbringen des Zierkranzes an das Fass geht Urs Dähler der Wirtin zur Hand. Der Chef des Hauses wirkt derweil in der Küche und verwöhnt uns dann mit einem zünftigen Mittagessen.

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Vor uns ruht still der Seealpsee und Säntis und Altmann schauen auf uns herunter. „Dort oben ist unser Berggasthaus Meglisalp“, zeigt mir Frau Manser, die neben mir sitzt. „Dahinter geht’s hoch zum Rotsteinpass, da ist auch ein Gasthaus mit einem Säntis Fass. Und dort drüben ist das Gasthaus Mesmer.“

Stundenlang könnten wir alle hier sitzen und bei diesem herrlichen Wetter die Aussicht genießen. Was für eine tolle Idee, diesen Naturgenuss hier oben im Alpsteingebirge mit der Sinneserfahrung zu verbinden, wie unterschiedlich Whisky aus verschiedenen Fässern schmecken kann.

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Abschied vom Säntis-Alpstein-Paradies

Doch der Nachmittag ist vorangeschritten, der Heimweg wartet auf uns und wir brechen auf. Bergab geht’s weniger schweißtreibend als bergauf und wir haben noch einmal ausgiebig Gelegenheit für bewundernde Blicke auf steile Berghänge, Wasserfälle und schneeverzierte Gipfel. Dann heißt es Abschied nehmen vom Alpstein und vom Whiskytrek. Ein herzliches Dankeschön an das Team der Locher AG und die Bergwirte für diesen tollen Kickoff-Tag.

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Und jetzt noch einige Daten zum Appenzeller Whiskytrek im Überblick:

Natürlich gibt es auch eine Karte vom Appenzeller Whiskytrek. Auch eine Übersichtbroschüre über die Berghütten und die dort gelagerten Whiskys mit jeweiligen Degustations-Notizen von Julia Nourney hat der Bergwirteverein Alpstein herausgegeben. Die Broschüre mit der Karte gibt es ebenso wie die Bonhefte für Mehrfach-Touren im Brauquöll in Appenzell, bei der Appenzellerland Tourismus in Appenzell und allen Berggasthäusern. Die Infos aus der Broschüre mit einer Übersichtskarte der Gasthäuser vom Appenzeller Whiskytrek findet ihr aber auch hier auf der Homepage von Säntis.

Die Berghütten, auf denen die 27 Säntis Editionen lagern, können alle über Wanderwege des Appenzellerlandes erreicht werden. Wanderkarten und Infos findet ihr hier.

Der Whisky: Der Whisky wird in den Berggasthäusern ausgeschenkt. Jeder Besucher einer Berghütte kann auch eine 10 cl Flasche der dort gelagerten Edition für 25 Franken erwerben. Die Flaschen werden von den Bergwirten persönlich signiert. Sammlern wird auch ein Bonheft mit neun Gutscheinen für beliebig wählbare Säntis Malts des Whiskytreks für 150 Franken angeboten. Die komplette Tour mit allen 27 Whiskys gibt es für 400 Franken. Darin inbegriffen ist dann die Sammler-Box, die ansonsten im Brauquöll für 50 Franken separat erworben werden kann.

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Was ist, wenn ein Fass leer ist? Das sollte nach Auskunft der Organisatoren kein Problem darstellen. Auf rund drei Jahre ist dieses Whiskytrek-Projekt zunächst angelegt. Für jede Hütte gibt es mindestens ein befülltes Geschwisterfass, das gleichzeitig in den Lagerhäusern der Brennerei aufbewahrt wird. Ist ein Fass auf einer Hütte bis zu Zweidritteln geleert, wird der Restwhisky daraus in Flaschen abgefüllt. Der Whisky aus dem Geschwisterfass wandert dann hoch auf die Hütte ins dortige Fass. Während die abgefüllten Flaschen verkauft werden, kann sich der Whisky in aller Ruhe für etwa ein halbes Jahr im Fass ausruhen.

Dass sich jeder der Säntis Whiskys in den kommenden Monaten entwickeln und weiterreifen wird, ist keine Frage. Die Tastingnotes von Julia Nourney in der Broschüre zum Appenzeller Whiskytrek sind deshalb Momentaufnahmen. Wer sich jetzt aufmacht und eine Flasche erwandert, der kann das in einigen Monaten ja vielleicht noch einmal tun. Dann kann man erleben, wie der Whisky gereift ist und sich verändert hat.

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